Forum für

Autisten und interessierte Zeitgenossen

Hallo zusammen!

Ich bin Julie, zweiundzwanzig Jahre alt und habe schon seit einigen Monaten das ungute Gefühl, an Autismus zu leiden. Immer wieder mache ich mich auf die Suche nach Erklärungen und Informationstexten, aber jedes Mal bekomme ich beim Lesen solch eine Angst, dass ich mich meist wieder für ein paar Wochen zurück ziehe und nichts mehr vom Autismus wissen möchte. Doch das ungute Gefühl kommt immer wieder zurück, denn ich weiß, dass irgendetwas mit mir nicht in Ordnung ist.

Schon als Kind war ich sehr introvertiert, ich habe kaum gesprochen, vor allem nicht mit fremden Menschen. Aber auch mit meiner Familie und Freunden hatte ich immer wieder Probleme. Ich schaffe es selbst heute noch nicht, zwanglose Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Schon als Kind war ich am Liebsten alleine. Stundenlang bin ich mit dem Fahrrad durch die Gegend gefahren, habe gespielt oder Zeit in meiner eigenen Welt verbracht.

Genau genommen hat sich nicht viel geändert. Ich verbringe immer noch viel Zeit in meiner Welt, habe Tagträume, bin sehr viel alleine und habe große Schwierigkeiten mit sozialen Kontakten. Ich habe mehrere Therapien hinter mir, aber diese Grundprobleme bleiben, trotz größter Anstrengung etwas zu verändern. Ich arbeite, gehe zur Berufsschule und rede auch mit anderen Menschen, aber nie spüre ich eine Gelassenheit dabei. Als Zicke wurde ich schon bezeichnet, weil ich so kalt erscheine, weder Freude noch Trauer zeige.

Alles sagt mir innerlich, dass auf mich das Asperger Syndrom zutreffen könnte, aber ich habe einfach furchtbare Angst. Kann das jemand verstehen? Ich lese immer wieder, dass Autismus nicht heilbar ist. Aber ich möchte ein Leben ohne all diese Probleme. Deswegen habe ich einfach nur angst, aber trotzdem das Gefühl, dass ich mich diesen Ängsten endlich stellen sollte.

Julie Rose

Wenn du schon durch Therapien ein entsprechendes Selbstbild vermittelt gekommen hast, kann ich das nachvollziehen. Aber denke nicht, daß das Leben als Autist nicht mindestens genauso lebenswert ist wie das von anderen Menschen.

Was verstehst du unter Tagträumen?

Es scheint immer mal Leute zu geben, die gerne nach dem Fernen streben und das nicht zu schätzen wissen, um was andere sie vielleicht genauso beneiden. Das scheint mir nichts mit Autismus zu tun haben, sondern mit Identitätsfindung.

Es hat dir doch niemand geschrieben, dass du nicht autistisch sein kannst/bist, nur dass dein Wunsch, jemand anderes zu sein, nicht autismusspezifisch ist.

Ich habe nicht geschrieben, daß du kein Autist sein kannst, sondern es mir nicht als mit Autismus zusammenhängend erscheint, wenn man Dinge erstrebenswert findet, die man selbst nicht so gut kann. Mag sein, daß du ein verletzter Mensch bist und deswegen meinst wild herumlöschen zu müssen. Du mußt das für dich selbst entscheiden, meinetwegen können wir weiterhin einfach kommunizieren.

Sie hat offenbar etwas völlig falsch interpretiert.