Forum für

Autisten und interessierte Zeitgenossen

Wenn nun dem Autisten für seine Aussage ein notebook zur Vefügung stände und er in einem getrennten Raum mit Glaswand anwesend sein könnte?

Gehen mit den sprachlichen Blockaden auch körperliche einher z.B. Fingerstarre, Denkblockade?

Man könnte das staatsanwaltliche Verhör im Fall von Autisten verändern?

Begleitpersonen sind zwar eine Alternative...sie bergen aber (nach praktischer Erfahrung bei Behördengängen) immer die Gefahr, dass der Autist für "in jeder Beziehung unfähig" gehalten und der Begleiter im Regelfall als "Betreuer" gesehen wird.

Es interessiert mich, wie Blindenbegleiter dies erleben.

ich denke generell sehr viel und sehr schnell. wenn ich dann sprachblockaden habe überschlagen sich die gedanken und ich komme überhaupt nicht mehr hinterher. es ist dann ein gefühl als würde sich alles drehen und wirbeln und meistens kommt es in dem zusammenhang zu körperlichen blockaden so dass ich dann entweder erstarre oder unkontrollierbare bewegungen mache.

so könnte es auch sein dass ich in einem nebenraum mit notebook auch nicht kommunizieren könnete weil es nicht meine gewohnte umgebung ist und der stress dann zu einem rückzug führte. und ich mich erst wieder sortieren muss um antworten geben zu können.

(in momenten wo ich mich erst wieder neu sortieren muss / im zusammenhang mit blockaden kann ich auch auf normale fragen nicht antworten. in diesen fällen kommt ein "ich weiß nicht" zustande. was so viel heißt wie achtung overload. denn sonst verwende ich diesen satz nicht sondern schweige wenn ich etws nicht beantworten kann weil ich es nicht weiß. oder ich schüttel den kopf)

chatten ist mir generell zu schnell. ich brauche manchmal lange bis ich weiß ich das ausdrücken möchte was ich sagen will. daher muss ich auch in rueh texte verfassen und arbeite da auch schon mal mehrere tage dran.

es wäre gute wenn die fragen vorher schriflich gestellt werden und ich dann zeit bekomme darauf zu antworten. in einem für mich sicheren umfeld. wenn ich dann persönlich erscheinen MUSS bin ich in der lage zu nicken oder den kopf zu schütteln auf nachfragen zu meinen antworten. ich würde eine vertrauensperson bitten wenn mir der kopf zu voll ist für mich zu antworten, wenn im vorfeld geklärt wurde dass dies nicht bedeutet dass ich generell bei allem hilfe brauche sondern nur in solchen situationen.

alternativ könnte man vieleicht auch ein video erstellen auf dem ich befragt werde. so könnte man mir die zeit lassen die ich brauche. vielleicht auch mit einem computer.

werden denn nicht auch stellungnahmen bei gericht gelesen? aber sie ersetzen wahrscheinlich nicht die befragung durch einen anwalt nehm ich an.

es kommt auch immer auf meine verfassung an wie viel möglich ist. wenn man die zeit hat mir die zeit zu geben die ich brauche um mich zu orientieren und nicht dazwischenfragt und mich ständig unterbricht und stört, dann kann ich auch dinge gut schaffen.

Die Furcht vor der Strafanzeige hat meiner Ansicht nach auch viel mit den Erfahrungen jedes Einzelnen zu tun.
55555 hat ja schon daran erinnert das es im Alltag jede Menge Übergriffe gibt.Das fängt ja schon mit dem mobbing in der Schule an und führt dazu das Übergriffe schon fast zur Gewohnheit werden.
Ich habe mal meinen Nachbarn angezeigt weil er ständig seine Musikanlage auf volle Lautstärke drehte und dazu noch stundenlang Trompete spielte.Als ich einer Nachbarin davon erzählte zeigte sie sich sehr verwundert darüber das ich so lange damit gewartet habe.
Der Nachbar stand dann kurz darauf vor meiner Wohnungstür,hat mich als A...loch und Idiot beschimpft und mich massiv bedroht.Das habe ich dann ebenfalls angezeigt.Das Verfahren wurde dann aber eingestellt weil er nicht konkret mit einem erheblichen Übel gedroht hat (wie es im Amtsdeutsch heißt)sondern nur damit das "was passieren" wird.
Ich habe auch mal eine Psychiaterin nach einer unglaublichen Brüll- und Pöbelorgie wegen Beleidigung und Körperverletzung angezeigt.Da musste ich mich dann notgedrungen "outen" was dazu führte daß mich die aufnehmende Beamte angesehen hat als ob ich nicht ganz richtig richtig im Kopf wäre.(Das Verfahren wurde eingestellt weil ich natürlich für ein Gespräch in der Praxis keine Zeugen benennen konnte.)
Ich musste auch mal als Zeuge in einer Verkehrssache aussagen und wurde dann von der Unfallverursacherin und ihrem Anwalt richtig massiv angegangen.So nach dem Motto:"Das stimmt doch gar nicht was sie da erzählen."
Strafanzeigen sind oft mit viel Überwindung verbunden,und manch einer mag dann wohl abwägen ob die Aufregung oder die Gefahr der man sich aussetzt die Sache wert sind.
Ich persönlich stimme aber trotzdem der Ansicht zu daß es wichtig ist Anzeige zu erstatten damit solche Übergriffe zumindest schon mal bekannt werden.Man darf sich (zumindest für den Anfang) nur nicht zuviel davon versprechen.