Fundevogel
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Blaues Buch: Dein Untertitel lautet "Vom Loslassen und Wiederfinden". Dieses Forum ist soweit mir bekannt ist, das einzige Forum, in dem Autisten ihre ganze Erlebenswelt öffentlich machen, um Autisten und Nichtautisten ein gemeinsames Leben ohne grö0ere Irrtümer zu eröffnen und ermöglichen. Das betrachte ich als sehr großes Geschenk.
Ich habe hier sehr viel Neues gelernt und musste sehr viel von dem, was ich bisher zu wissen glaubte, loslassen. Es geht, wenn man sich in aller Demut auch selbst loslassen kann, in dem man die gewohnten Pfade verlässt.
Zu den äußerlichen Veränderungen kann ich z.B. sagen, dass in meinem Gasthaus Gäste aus dem autistischen Spektrum die Stromquellen überprüften, weil sie Frequenzen hörten, die meine Ohren nicht wahrnahmen. Nichtautistische Gäste sagen interessanterweise seither, dass sie noch nie so gut geschlafen hätten;)
Ich habe hier gelernt, dass das Mienenspiel (Spiel!) kein absoluter Maßstab sein sollte, einen Menschen einzuordnen und dass es ein großer Fehler sein kann, einen Menschen für dumm zu halten, weil seine Mimik unbelebt wirkt und seine Gestik nach herkömmlichem Denken "behindert".
Das hier oft formulierte Erfordernis der Stille befürworte ich aus vollem Herzen, weil NA die Stille mittlerweile supekt geworden zu sein scheint. Während durch religiöse Traditionen bis vor ca. 20 Jahren Stille zur Lebensübung gehörte, (z.B. Novembermonat, im Radio und Fernsehen nur "getragene(s)" Musik und Schauspiel), werden heute Veranstaltungen wie z.B. das Lichter-Labyrinth "Die große Reise", die auf Stille und Kontemplation angelegt sind und nachts stattfinden totgequatscht. Zum Nachdenken über sich selbst, bedarf es der Stille.
Ich habe hier Menschen kennen gelernt, die eine andere Wesensart haben und die mir in meiner bisher "beschränkten" Denkart eine ganz neue Sicht auf unser Gehirn eröffneten.
In diesem Forum lernte ich, dass Verständigungsschwierigkeiten nebensächlich sind, wenn eine grundsätzliche Bereitschaft zur Akzeptans des Anderen besteht.
Dass hier nicht gelernt werden will, kann ich keinesfalls bestätigen, dass sich im Miteinander von A und NA dringend was ändern muss, ist für mich klar erkennbar.
"Man kann über alles reden", sagen NA und das kann man auch schriftlich, wenn es den Anderen eher belastet.
Sich als jemanden zu erleben, der friedvoll dem Anderen begegnet und ihn ernst nimmt, besonders da, wo er ihn nicht versteht, halte ich für ein echtes
Wieder-Finden mit sich selbst und ein Wieder-Sehen auf sich selbst.
Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
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