Zitat:
Ich werde das morgen mit der Ärztin besprechen, dass es mir nicht um einen Rentenantrag geht, sondern in erster Linie mal um die Differentialdiagnose.
Das habe ich auch so gemacht. Es war ein total gutes Gespräch, weil ich endlich ganz klar hatte, was ich denn nun eigentlich von ihr will. Sie hat ganz klar gesagt, dass ich von ihr keine Medikamente bekommen würde, weil es gegen AS keine Medikamente gäbe. Da hab ich schon ein bisschen große Augen gekriegt... Ich finde das aber eine gute Einstellung. Ich bin ja auch dagegen, mit allerlei Mittelchen an etwas herumzudoktern, was sich gar nicht medikamentös behandeln lässt. Vielleicht kommt sie aber auch, nachdem sie meinen Papierpacken (= Symptomliste + Biographisches) durchgelesen hat, zu dem Schluss, dass man da schon an den Neurotransmittern was hinregulieren könnte. Ich habe da 100%iges Vertrauen zu ihr, eben weil sie nicht "auf Krampf" einem unbedingt Medikamente verschreiben will. Auf der anderen Seite habe ich gesagt, dass ich schon gern 'ne Behandlung möchte. Sie meinte, sie verschreibt mir Verhaltenstherapie, damit ich besser mit meinen Schwierigkeiten umzugehen lerne. Ich glaube, das kann ich gebrauchen! Mit diesen Ängsten z.B., dass ich was nicht schaffe, bin ich nicht geboren worden. Und die blockieren mich ziemlich oft.
Ich glaube schon, dass ich "im Prinzip" sehr leistungsfähig bin. Es geht halt um das ganze "aber". Beim nächsten Termin - wenn sie den Papierpacken gelesen hat -, möchte ich gern wissen, ob ich Chancen hab, noch eine Ausbildung zu schaffen. Und auf welche Art von äußeren Bedingungen ich da ihrer Meinung nach achten sollte. Das ist mir nämlich selbst nicht so ganz klar. Auf der einen Seite kann ich mir autodidaktisch ziemliche Mengen von Zeugs in sensationell kurzer Zeit reinziehen, auf der anderen Seite brauche ich von außen "geordnete" Umstände, um mich nicht früher oder später völlig zu verzetteln und alles hinzuschmeißen. Und auch Leute, die mich "wieder zurückholen", wenn ich anfange, auf was anderes so zu hyperfokussieren, dass ich alles andere aus dem Blick verliere.
In meinem Leben ist es oft so gelaufen, dass ich geradezu gezwungen war, mich mit verschiedenen Dingen nacheinander sehr intensiv zu befassen. Ich kann mich schlecht mit mehreren Dingen innerhalb eines kurzen Zeitabschnitts praktisch "nebeneinander" befassen. Wenn ich z.B. beschließe, jetzt mal endlich gesünder zu leben, dann bin ich von früh bis spät damit befasst, gesünder zu leben. Auf die Dauer geht das natürlich nicht, weil irgendwann wieder was kommt, worum ich mich unbedingt auch noch kümmern muss. Und dann rückt das mit dem gesünderen Leben ganz schnell in den Hintergrund, der immer ziemlich weit weg ist... Eine ganze Reihe von Dingen hole ich seit vielen Jahren immer wieder "nach vorn", aber sie müssen sich dort abwechseln. Vielleicht ist es an der Zeit, zu akzeptieren, dass ich mich da mal entscheiden muss... Schwierig!
Übrigens bin ich auch ein bisschen verwirrt, weil ich sie so verstanden habe, als ob es nun bei mir läge, ob ich die Diagnose "ADS" oder "AS" bekomme. Wenn ich bei ihr bleiben wolle (und das will ich unbedingt!), würde ich eine AS-Diagnose bekommen, und wenn ich zu der anderen Ärztin gehe, eine ADS-Diagnose... *kopfkratz* Das mag ja eine realistische Darstellung der Sachlage sein, aber irgendwie sollte es doch nach meinem Verständis von meinen *inneren* Befindlichkeiten abhängen, was für eine Diagnose ich bekomme, und nicht davon, mit welcher Ärztin ich nunmal besser kann...
Ich hab auch erzählt, dass man mir im Internet gesagt hätte, man dürfe sich nicht selbst diagnostizieren, weil nur Ärzte eine richtige *Differentialdiagnose* stellen könnten, und dass ich da mittlerweile 'nen seltsamen Eindruck habe... Zum Glück hat sie das alles verkraftet und nicht mal mit der Wimper gezuckt. Mit der ADS-Ärztin habe ich mich wegen sowas ja immer gleich in die Haare gekriegt.
Ich habe ihr auch gesagt, dass sich sowas ja wohl durch neurologische Tests wird nachweisen lassen, und sie meinte zu meiner Verblüffung: 'Sie wollen solche Tests? Die gibt's da-und-da.' (sinngemäß) *puff* Im Gegenzug bin ich glatt bereit, ihr zu glauben, wenn sie sich auch ohne Tests sicher ist.
Sie ist ärztemäßig meine "Traumfrau", was soll ich denn da sonst anders machen als ihr glauben? Aber ich sehe das noch immer als "*fast* eine Diagnose", weil ja noch der Papierpacken dazukommt. Und vielleicht denkt sie ja anders, wenn sie den gelesen hat.