arwen
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hallo... guten morgen!
ganz oben in bayern... wir leben in oberfranken, es ist nur einen steinwurf weit nach thüringen.
ich arbeite ganztags.
um es mit den worten meines sohnes zu sagen...
er kann nicht für leute arbeiten, die *blöder* sind als er. ist sein tenor.
er möchte sich nicht ausbeuten lassen.
er möchte nicht mehr verglichen werden.
vor zwei jahren und vor dem erkennen von autismus sagte er:
*vestehst du das nicht? ich bin in einem schwarzen loch. ich muss eine weile in dem großen schwarzen nichts bleiben, ich muss mich dort sammeln und finden, kraft schöpfen... und erst wenn ich fertig bin, kann ich da wieder raus*
so ist es noch heute.
er geht selten vor die tür.
er sitzt viel am pc. dort spielt er. momentan HoN und diablo. er hat den kopfhörer auf und spricht mit den menschen, mit denen er spielt; einen teil davon kennt er noch aus der schulzeit.
ansonsten schreibt er dort auch... ich nehme an, aufs spiel bezogen.
ab und an zieht es ihn in die region, in der er die letzten drei jahre zur schule ging. meist für eine oder zwei übernachtungen bei seinem freund... dann hol ich ihn wieder ab und dann lebt er wieder alltag.
ist schade. aaaber ich hab mir vorgenommen, ich werd sein tempo mitgehen.
ich hab den eindruck er möcht sich selber finden und wenn ich mich da einmische, dann findet er vielleicht mich, aber nicht sich.
wenn du mehr fragen hast... ich versuch sie zu beantworten.
da wurde von klein auf sehr viel *gemacht*
von spieltherapie über ergotherapie und logopädie bis hin zu heiltherapeutischem reiten. dann war 4 jahre pause. die grundschulzeit über.
und an der realschule wurde es dann so heftig, dass er die schule komplett verweigert hat.
daraufhin folgte ein teilstationärer aufenthalt in einer kjp mit der diagnose ad(h)s hypo mit sozialer phobie und vielen motorischen defiziten. es gab medikinet und concerta.
die realschule wurde gewechselt. ein jahr funktionierte es gut, dann kamen die großen ferien und neue lehrer, die unterschwellig, manchmal auch offensichltich druck aufbauten und tgl. medikamenteneinnahme verteufelten... da kam der rückschritt. wieder komplett verweigerung.
nun folgte ein stationärer aufenthalt. die ad(hs) diagnose mit der sozialen phobie wurde zurückgenommen und es waren dann nur mehr motorische defizite und eine überprotecte mutter, die dem kind die luft zum atmen nimmt.
und überforderung.
es wurde hauptschule versucht und als das auch nicht klappte, wurde mir geraten (ärztin und jugendamt) ihn in eine wohngruppe zu geben, weil es eben schwierige mutter-kind-verhältnisse gäbe.
das geschah dann so. nach 2 jahren endete die maßnahme dort und ich bin extra dahin umgezogen, damit ihm für das letzte pflichtschuljahr das umfeld, die lehrer und die klassenkameraden erhalten blieben.
er erreichte den qualifizierenden hauptschulabschluss mit einem superguten durchschnitt und ohne viel zu lernen... und so haben wir gemeinsam entschieden wir versuchen es nochmal mit der mittleren reife.
die schule war die gleiche. allerdings wieder andere lehrer, andere klassenkameraden und ein anderer lernstil... nach kurzer zeit ging nichts mehr. absolutverweigerung oder eher nicht mehr können, würd ich sagen.
der tiefe fall ins schwarze loch. nächte am pc, tage im bett... kaum ansprechbar. wenig geduscht, kaum was angezogen... egal wer kam und gequatscht hat. therapieangebote ausgeschlagen... 9 monate lang.
dann sind wir in mein elternhaus gezogen und die neue hausärztin schaffte es, ihn von einem erneuten aufenthalt in der psychiatrie zu überzeugen und dort kam dann nach 8 wochen die diagnose asperger.
das autkom hier in der nähe (autismuskompetenzzentrum) riet uns nach erlangen zu fahren in die autismusambulanz.
machten wir.
dort wurde erneut getestet und befragt und sie kamen dort zum entschluss frühkindlicher autismus mit impulsiv-aggressiven tendenzen...
ja, ich meine, ist ja kein wunder!
aggressiv wird er übrigens nur, wenn ihm einer zu nahe tritt, wenn er sich unverstanden fühlt oder wenn der druck für ihn zu groß wird.
vor einigen wochen hatten wir mit dem autkom und dem jugendamt beschlossen eine spezifische autismusausgerichtete therapie zu beginnen. er war nicht begeistert, aber einverstanden.
wir hatten zur auswahl... einen klinischen sozialarbeiter, der schon mit autisten arbeitet oder eine frau von der autismusambulanz nürnberg.
wir entschieden (da wir sehr *männerarm* leben) für den klinischen sozialarbeiter.
bereits nach der ersten stunde sagte mein sohn... das wird nichts, der hat keine ahnung von autisten.
und... nach drei versuchten stunden, hab ich ihm dann zugestimmt.
da wurde zuviel gewollt in viel zu kurzer zeit. irgendwie wohl mit der brechstange und nach äusserst aggressiven verbalen attacken, bei denen ich am schluss dabei war, hab ich den menschen nach hause geschickt und hab das dann auch so dem autkom mitgeteilt.
man kann nicht für jemand anders wollen... das geht nicht. wobei... das wollen würde noch gehen... machen und tun muss dann der für den man will oder anders gesagt für den man wollen würde.
so hab ich für mich entschieden... nach soviel lesen hier... ich bin da, ich unterstütze und wo es nötig wird, schütze ich... aber ich will nichts mehr, was mein sohn ablehnt.
er wird seine gründe haben, das zu tun.
ich denke, mit der zeit wird es kommen, dass er für sich weiß was er machen will und kann... da hat er halt sein eigenes tempo.
er bekommt kindergeld und ein bisschen unterhalt von seinem vater, also kein geld vom arbeitsamt... ist über mich familienversichert... von daher kommt von staatlicher seite gott sei dank kein druck.
ist jetzt doch recht lang geworden. entschuldige bitte... auf der anderen seite... zwanzig jahre leben lassen sich nicht in drei sätzen formulieren.
grüße von arwen
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