Zitat:
Dann solltest du mal festhalten, was du kannst und was nicht. 40h-Woche? Schichtdienst? Umgang mit Menschen? Umgang mit Technik? Gartenarbeit?
Was kannst du? Was willst du?
Weiß ich wohl, dass das gut formuliert war. Vielen Dank. Die Fragen sind mir seitdem im Kopf rumgegangen, neben anderem. Aber es ergänzt sich alles... Und vorher war es natürlich nicht so, dass ich mir keine entsprechenden Gedanken gemacht hätte. Es kommt mir nur sehr schwierig vor, das realistisch einzuschätzen.
Wenn ich mich so "frei entfalten" kann, unterliegt mein Energiepegel heftigen Schwankungen. Mir scheint, je ausgeglichener ich bin, desto kürzer sind die Intervalle. Sie werden dann auch berechenbarer: Ich bin gut drauf, energiegeladen, und stürze mich hochmotiviert auf mein derzeitiges Lieblingsprojekt. Bin ganz beglückt, schlafe wenig, bin arbeitswütig und in dieser Hinsicht zu Hochleistungen in der Lage. Irgendwann bin ich ausgepowert und brauch erstmal Erholung. Ich verkrümele mich auf die Matratze, penne nachts reichlich und am Tage auch noch ein bisschen, mach was Stupides, und nach drei Tagen bin ich wieder munter. Dann kümmere ich mich um die liegengebliebene Hausarbeit und dergleichen, und dann geht's wieder von vorne los. Wenn mich was bedrückt oder mir einfach alles auf den Geist geht, dann komme ich nach drei Tagen nicht wieder in die Gänge, sondern stürze mich in stumpfsinnige Ablenkung.
Wenn man einen halbwegs normalen Arbeitsplatz hat, geht das natürlich nicht so. Die bisherige Erfahrung ist, dass ich es ca. ein Dreivierteljahr durchhalte, täglich außer am Wochenende auf Hochtouren zu fahren, und dann knallt bei mir 'ne Sicherung raus. "Außer am Wochenende" kann man eigentlich auch nicht so sagen, denn den Haushalt schaffe ich neben der Arbeit nur in der Anfangsphase, sofern überhaupt. Später muss ich den auf's Wochenende verlegen, aber da liegt auch schon alles andere...
Wenn "die Sicherung rausknallt", dann falle ich erfahrungsgemäß in den Hyperfokus auf etwas, das nichts mit der Arbeit zu tun hat - und zwar heftiger, als ich das jemals erlebt habe, wenn ich arbeitslos war.
Eine Arbeitszeitverteilung, mit der ich mal gut klargekommen bin, war, als ich als Assistenz für eine Rollstuhlfahrerin gearbeitet hab. Ich habe zwei Tage die Woche gearbeitet, 18 Stunden am Tag plus Schlafwache, und hatte den Rest der Woche frei. Am ersten Tag davon konnte man mich komplett vergessen, da war ich richtig konfus, wenn ich mich um was kümmern wollte. Am zweiten Tag war ich schon wieder halbwegs zu was zu gebrauchen, und mit dem Rest der Woche kam ich hin, um sowohl ein paar Notwendigkeiten zu erledigen als auch ein bisschen Privatleben zu haben. Ich glaube, das hätte auch langfristig funktionieren können (bei 36 Stunden in der Woche!), wenn es da nicht lediglich eine winzige Aufwandsentschädigung für gegeben hätte. Zu der Arbeitszeit von 18 Stunden am Tag muss ich allerdings erklären, dass da auch Zeiten bei waren, wo sie in ihrem Zimmer den Fernseher laufen hatte und ich im anderen Zimmer saß mit einem Buch.
Insgesamt ist das aber bei mir so, dass ich keinen täglich gleichen Tagesablauf brauche, sondern mich auf unterschiedliche Arten, den Tag zu verbringen, einstellen kann. Was ich aber nicht gut kann, ist am selben Tag noch auf eine andere Sache umschalten. Wenn mich etwas an einem Tag sehr beschäftigt hat, sei es zeitlich oder im Kopf, dann bin ich erst am nächsten Morgen bereit, mich einer anderen Tätigkeit wirklich voll zuzuwenden. Was anderes ist es mit "Kleinigkeiten". Ich kann einen Tag einlegen, an dem ich mich mit dem Erledigen vieler Kleinigkeiten befasse (dafür hat sich der Tagesplan bewährt, der das ganze auch zu "einer Sache" zusammenfasst).
Bei geistiger Arbeit hat sich für mich ein 2 x 3 Stunden-Rhythmus bewährt. Leider wurschtele ich meist weiter und kann mich nicht von der Arbeit lösen, aber ich werde danach ziemlich unproduktiv. Womöglich behaupte ich vor mir selbst, ich würde nur mal 'ne Pause machen, und spiele dann am Arbeitsplatz rum... Es fällt mir schwer, mir selbst auf die Finger zu hauen, 'nen Cut zu machen und zu sagen: Jetzt ist Zeit für Erholung, und zwar für richtige Erholung! Es fällt mir noch schwerer, dann zum Ausgleich eine eher körperliche Tätigkeit zu starten, obwohl ich einsehe, dass das vernünftig wäre.
Ich möchte unbedingt etwas machen, was mich auch interessiert... Meine Themen sind auch so stark eingegrenzt nicht...
Übrigens, Arlette, da ist mir auch was aufgefallen: Das haben mir auch verschiedene andere Leute erzählt, dass ihre Themen nicht so eng eingegrenzt sind. Alle diese Leute sind deutlich überdurchschnittlich intelligent. Ohne das an Punktzahlen festmachen zu können: Auch Hochbegabung hat einen Einfluss auf die Art, wie man sich für Dinge interessiert und wie das mit den Themen ist. Könnte es sein, dass es typisch ist für die Kombination AS/HB, dass man eher von einem Themenfeld fasziniert ist als von sowas Speziellem wie dem Liebesleben der roten Waldameise? Btw.: "Natur" ist wohl das Stichwort, das alle meine Interessen am ehersten umfasst. Insbesondere auch "Die Natur des Menschen" und "Die Natur der Realität". Momentan habe ich mal wieder eine ziemlich materialistische Phase und erwäge sowas wie ein Studium der Ernährungswissenschaften oder einen Heilpraktiker-Schein. Auch Kognitionswissenschaften würden mich sehr interessieren, wobei ich *hechel* *lechz* gern Forschung machen würde, also Studien mit jeder Menge Tests an Freiwilligen. Man stelle sich vor, man hat ein Labor zur Verfügung!!!
Auf meine noch verrückteren Ideen gehe ich lieber erst gar nicht ein... Das Problem ist doch, dass man für alle diese Dinge ziemlich fit sein muss, und zwar mindestens 5 Tage die Woche und viele Jahre lang im Stück!