Gast
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Hallo Ingmar,
ich habe die Diagnose bereits seit ein paar Jahren.
Ich würde dir ganz dringend raten, nichts gegen das Asperger-Syndrom zu tun. Nachher endest du noch so wie ich, lies mal in meinen Beiträgen nach (wenn du willst).
Ich habe das früher nicht ganz kapiert, die Ansicht hier im Forum muss man nämlich erst mal nachvollziehen können. Aber wenn man sie zu verinnerlichen versucht, kann das helfen.
Meinst du wirklich Physiotherapie? "Vojta" habe ich hier im Forum mal gelesen, kenne mich da aber nicht näher aus.
Die diagnostizierende Psychiaterin empfahl mir eine Gruppentherapie bei ihr.
Stattdessen entschied ich mich aber für eine Einzeltherapie bei einer anderen Psychotherapeutin.
Was es zuvor so an Therapien gab und was sie brachten*:
Krankengymnastik - nun ja, erst mal bist du als "krank" abgestempelt; es gab Gummibärchen da, fand ich als Kind wohl toll; kann ich ansonsten nicht beurteilen
Heileurythmie - man geht hin und läuft eurythmische Formen nach Vorgabe des Heileurythmielehrers; brachte m. E. nichts, vor Publikum hätte es lächerlich gewirkt (hätte so aber wenigstens einen komödiantischen Sinn); ABA-ähnliche Elemente? Nach allem, was ich über ABA gelesen habe, würde ich sagen, ja die Dressur - aber keine Belohnung oder Bestrafung; der eurythmische Anstrich des Ausdruckstanzes macht es m. M. n. auch nicht besser und konnte auch keine Heilwirkung hervorrufen - mach lieber richtigen "normalen" Eurythmieunterricht, da lernt man mehr (wenn man meint, unbedingt einen Ausdruckstanz lernen zu müssen)
Logopädie - allgemein: Sprachtherapie; bei mir: Schlucktherapie. Ich weiß jetzt, dass ich das S leicht lisple (was NIEMAND außer dem Logopäden bei mir bemerkte) und wie man richtig schluckt. Immerhin. Meine Eltern, die mich dorthingeschickt haben, betrachten es im Nachhinein als reinsten Blödsinn. Ich selbst meine hier: zumindest nicht völlig nutzlos, aber dafür hätte es eine einzelne maximal schulstundenlange Sitzung (45min) auch getan statt dauerhaft wöchentlich
Psycho-Kinesiologie - mir hat's geholfen, mal was Sinnvolles (allerdings etwas esoterisch angehaucht)
therapeutisches Voltigieren - Was sollte der Quatsch?
Judo als Behindertensport - war mir viel zu brutal, konnte den Grundgriff und wenn ich den später in Prügeleien versuchte anzuwenden, wurde ich ausgelacht
(*Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
Was hast du denn bisher gegen deine Probleme gemacht/unternommen?
Wenn es gar keine Probleme gab, kommen durch eine Diagnose auch nicht plötzlich welche.
Wenn es welche gab und keine Lösung gefunden wurde, kommt m. E. v. a. eine Psychotherapie infrage, am besten ohne Medikamente (alleine aufgrund des Asperger-Syndroms braucht man nämlich kein Medikament). Die Ziele dieser Therapie solltest du selbst (und niemand sonst! Auch die Therapeutin nicht!) festlegen.
Wenn es welche gab und sie gelöst werden können, würde ich vorschlagen die bekannten Lösungswege beizubehalten.
Die Frage ist hierbei auch, worin du überhaupt ein Problem siehst.
"Mangel an Sozialkontakten" beispielsweise ist für sich genommen noch kein Problem. Zu diesem wird es erst dann, wenn du dich danach sehnen solltest.
Hier im Forum vertreten viele Teilnehmer den Ansatz der Neurodiversität: Autismus nicht als Krankheit oder Störung, sondern als Andersartigkeit als Teil gesunder menschlicher Vielfalt zu sehen.
Dabei spielt beispielsweise der Behinderungsbegriff eine Rolle, der nicht der Person, sondern seiner Umgebung/Umwelt zugeordnet ist (entspricht dem Motto "Man ist nicht behindert, man wird behindert.").
Weitere Informationen zur hier weit verbreiteten Sichtweise (die nicht der allgemein verbreiteten pathologischen Sicht auf Autismus entspricht) findest du ganz oben im Forum unter "Autismus-Lexikon".
Wie man mist Autismus umgehen soll(te), ist ein weites Feld.
Als Grundpfeiler würde ich vorschlagen, ihn zu akzeptieren und anzunehmen, mit ihm zu leben (geht eh nicht anders - ist "unheilbar" - so ähnlich wie auch beispielsweise Interesse an Fußball kaum heilbar ist) und ihn im besten Fall sogar als etwas Schönes anzusehen.
Viel Spaß beim Schmökern!
Lieben Gruß, anonymer Gast
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