Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)

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Es ist tatsächlich gut möglich, dass zu viel mit den Begriffen Ressourcen und Defizite gearbeitet wird. Wahrscheinlich ist die Lern über Empfindlichkeit, wenn ich es schaffe, irgendwie mit ihr umzugehen eine gute Fähigkeit, da ich dann trotz Tinitus sehr gut hören kann.
Zum Thema starre Strukturen fällt mir erst mal ein, dass ich zwar eine Grundstruktur habe, aber nicht alles starr ist. Ich muss zwei jeden Tag in der Woche für Zeitraum X arbeiten gehen, aber ich kann entscheiden, wann es zur Arbeit geht. Nur wenn ich in meinem Kopf fest gelegt habe, dass ich zum Beispiel um 8:00 Uhr an der Arbeit sein will, verliere ich schnell die Nerven, wenn es nicht klappt. Das passiert zum Beispiel, wenn mein Mann etwas trödeln oder mein Hund meint, er müsste gefühlt den ganzen Weg lang nur schnüffeln.
Und dann gibt es Tage, in denen in der Regel bestimmte Dinge erledigt werden. Zum Beispiel samstags einkaufen. Oder auch samstags Wäsche waschen. Wenn es mal vorkommt, dass das nicht der Fall ist, ist das kein Weltuntergang, dann plane ich einfach um.
Wo es relativ starke Struktur gibt, ist an der Arbeit. PC einschalten, auf die Serverebene gehen dann das Schreibprogramm öffnen, das E-Mail-Programm und zwei andere Programme die ich brauche. All dies aber erst, nachdem ich eingetragen habe, wann ich angekommen bin. Anträge, die ich prüfe, prüfe ich immer nach dem selben Schema.
Für mich stellt sich gerade die Frage, ob autistische Kinder, die irgendwann einmal zu autistischen Erwachsenen werden und durch das tolle Fördersystem laufen, tatsächlich auf diese starren Strukturen angewiesen sind, oder ob sie sich selbst eine Struktur schaffen könnten.
Ich hatte keinerlei Förderung was Autismus betrifft. Das bedeutet letztenendes, dass ich in vielen Bereichen mir selbst sehr viel bei bringen musste, um in dieser Welt zu überleben.
Ich habe gelernt, andere Menschen ein Stück weit zu imitieren. Ich sehe, der Mensch Lächeln, also lächle ich zurück. Wenn ich nicht gerade gezielt irgendwohin laufen, dann lächel ich nicht dauerhaft. Aber es ist tatsächlich so, dass ich gelernt habe, den Wünschen des Gegenübers gerecht zu werden, so gut ich kann. Wenn von mir erwartet wird, dass ich ein Lächeln auf dem Gesicht habe, dann habe ich es auch. Den Umgang mit Menschen ohne Einschränkungen habe ich auf die harte Tour gelernt, da war niemand, der mir zeigt, wie zwischenmenschliche Interaktion funktioniert. Hier und da konnte ich, wie schon mal erwähnt, ein wenig lernen, wie man „normal“ spielt. Also zum Beispiel schön brav Puppe an und ausziehen und Mutter spielen oder ähnliches.
Habe zwar mal kurz was von TEACCH gehört, weiß aber nicht mehr genau, was das ist. Aber wenn es ein App richten wie beim pawlowschen Hund ist, halte ich herzlich wenig davon. Ich finde Autisten haben das Recht genauso behandelt zu werden wie nicht autistische Menschen. Soll heißen, dass wenn mein gegenüber etwas gemacht hat, über das ich mich freue, dann kommuniziere ich es. Ich versuche aber nicht, es ihn auf zu zwingen und wenn es dann dann richtig ausgeführt wurde, meinem gegenüber Schokolade oder Ähnliches als Belohnung zu geben.
Mir scheint es so, als würden viele Pädagogen oder auch Therapeuten und so weiter meinen, dass sie die Weisheit mit Löffel in gefuttert hätten. Alles was sie tun ist richtig. Wenn ein Außenstehender, ein nicht wissender Kritik übt, dann ist es falsch und er hat ja keine Ahnung.
Ich bin zu unerfahren im Thema Autismus, um zum Beispiel bei meiner Freundin ihre Fähigkeiten hervor zu kitzeln und mit ihr gemeinsam an diesen Fähigkeiten zu arbeiten um sie zu erweitern. Aber auch nur so, wie sie es möchte und in dem Tempo, in dem sie das braucht.
Mir ist, als ich gehört habe, dass die an der Schule meiner Freundin autistischen Kindern Mimik beibringen, alles aus dem Gesicht gefallen. Wie soll ich denn bitte jemanden Mimik beibringen? Das Kind muss doch erst mal wissen was ist empfindet und dann muss ist das gegenüber wissen. Und ist Mimik wirklich alles? Ich sehe vieles nicht und kann der noch erspüren, wie sich mein gegenüber fühlt. Dafür brauche ich keine Mimik Schule. Obwohl ich selbst wahrscheinlich auch nur bedingt Mimik habe.
Wenn ich so nachdenke, habe ich meine Defizite einfach mit meinen Fähigkeiten wett gemacht. Meine Augen sind und bleiben Matsch. Aber das was ich noch an Sie Rest habe, das nutze ich optimal. Und wenn ich etwas nicht sehen kann, habe ich noch andere Möglichkeiten.
Ich hatte ja schon gesagt, dass ich mir sehr viele selbst beibringen musste. Ich habe auch gesagt, dass ich nicht weiß, ob ich irgendwo im Autismus Spektrum stecke. Aber gesetzt den Fall, ich wäre so, stellt sich für mich die Frage, ob ein autistisches Kind, bei dem nicht im Bereich Autismus rum geforscht wird, nicht eventuell die Chance hat, sich selbst weiterzuentwickeln selbst zu lernen und selbst zu entscheiden, welche Fähigkeiten es ausbauen möchte und wo es vielleicht Hilfe braucht.
Sobald die Menschheit an einem Kind eine Beeinträchtigung erkennen, versuchen Sie, an dieser herum zu Doktor an. Man wird mit Hilfsmitteln zu gebombt oder mit irgendwelchen tollen Lehrmethoden und so weiter. Ich weiß, dass ich als Kind viele Hilfsmittel abgelehnt habe, weil ich es nicht eingesehen habe, so „komische Brillen“ oder „Fernseher mit Vergrößerung für Text zu nutzen“ mit komische Brille meine ich übrigens diese Brille nun, wo vorne drauf zwei Fernrohr Stücke draufgeschraubt sind, damit man in die weiter schauen kann. Ich denke, es wäre auch damals schon möglich gewesen, eine solch Lese Brille, wie ich sie jetzt habe, zu fertigen.
Erst als ich mit anderen Menschen zusammen kamen, die genauso schlecht sagen wie ich, sah ich ein, dass der Fernseher mit Vergrößerung vielleicht nützlich sein könnte. In der ersten Schule waren meine beiden Mitschülerinnen viel besser sind als ich und benötigten sowas nicht.
Der Wunsch, spielen zu lernen ist mir insofern peinlich, als dass ich glaube, dass das doch jeder Mensch von Natur aus können müsste.
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