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Gleichzeitig fühlen und denken

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31.01.07, 18:14:08

bellaria

geändert von: bellaria - 31.01.07, 18:14:43

In bestimmten Situationen (z.B. Herdplatte) empfindet (heiß) und reagiert (Hand wegziehen und fluchen) man, ohne zu denken. Das hab ich gemeint. Oder wenn ein Trauma getriggert wird - da reagiert man auch einfach, ohne dass das was mit denken zutun hat oder mit der aktuellen Situation. Da is nix mit denken und dann fühlen, da kommt sofort das fühlen, die Reaktion und dann lang nix mehr.
31.01.07, 18:27:13

Goldloeckchen

Ja, ich habe auch an die Reflexe im Bereich der Physiologie gedacht.
31.01.07, 20:44:36

Adreg

Hallo drvaust,
mit kommt der Gedanke, Du bist Pathologe.
dies würde mir einiges erklären. Ich kann mir aufgrund Deiner Schilderung nicht genau vorstellen, was da geschehen ist. War dies ein aktueller/sozusagen "akuter Unfall" und da würde mich schon interessieren, ob es auch Gedanken der Hilfestellung gab?


Zitat von drvaust:
Ich kann eigentlich immer denken, mein Denken wird kaum vom Gefühl behindert, das ist unabhängig.
Nur bei starken Gefühlen, z.B. Angstzustände, kann ich das Gefühl nicht mehr beherrschen, dann werde ich vom Gefühl beherrscht, aber der Verstand läuft weiter. Auch bei Wutausbrüchen arbeitet der Verstand weiter, unterstützt sogar die Wut, und sorgt dann für Spurenbeseitigung. Ich habe auch heftige Wutausbrüche, dann bin ich zu unglaublichen Leistungen fähig, aber der Verstand schaltet nicht ab, der sieht zu.

Das ich in normalerweise emotionalen Situationen rein verstandesmäßig reagiere, kenne ich auch. Aber da scheint nicht der Verstand das Gefühl zu blockieren, sondern ich habe da kein entsprechendes Gefühl, bzw. die Problemlösung ist für mich emotional befriedigend. Wenn die Menschen vor Mitleid mit einem Menschen verzweifeln, empfinde ich kein Mitleid, sehe nur ein Problem.
Vereinzelt schalte ich das Gefühl auch ab, wenn eine Überlastung droht bzw. vorliegt, aber das ist etwas anderes, eine Schutzreaktion.

Der Parallellauf von Verstand und Gefühl bei mir ist manchmal unheimlich. Dann habe ich Angst vor Schizophrenie. Das ist, als würden zwei verschiedene Personen miteinander diskutieren, sich gegenseitig beobachten.
Z.B. kam ich mal zu einem schweren Verkehrsunfall.
Gefühl: Wieder eine Störung, können die das nicht woanders machen.
Verstand: Einfach vorbei, nicht beachten.
Gefühl: Zerfetzte Menschen, Blut, geil, sofort hin, genauer ansehen.
Verstand: Beruhige Dich, weg hier, das gibt sonst Ärger.
Gefühl: Das muß ich genau sehen, das brauche ich, ist doch geil.
Verstand: Sofort weg! Das gibt Ärger. Hol jetzt bloß nicht die Kamera raus.
Gefühl: Gute Idee. Haben wir eine Kamera?
Verstand: Nein. Weg hier, die Bullen kommen. Das gibt Ärger.
Gefühl: Blöde Bullen. Die verderben mir den Spaß. Kann ich mich mit denen anlegen?
Verstand: Hier nicht, sind zu viele. Schnell weg.
Gefühl: Die Bullen machen mir Angst. Schnell noch mal genau hinsehen und weg.
Verstand: Schnell weg, taub stellen, Bullen ignorieren, Kampfbereitschaft herstellen.
Gefühl: Die Bullen verderben den Spaß. Aber jetzt habe ich wieder Stoff für Träume.

Manchmal passiert es mir, daß Verstand und Gefühl gegeneinander arbeiten. Dann verhalte ich mich emotional, korrigiere das vernünftig, wieder emotional, vernünftig, ... . Das kann Ausenstehende sehr irritieren. Aber dann siegt meistens der Verstand.

31.01.07, 21:11:45

arlette

ich verstehe nicht, was du mit 'du bist ein pathologe' sagen willst. es erscheint mir wertend, und eher negativ.

drvaust ist m.e. einfach ehrlich. mir geht es in solchen situationen genauso. du bist auf einem autistenforum. vielleicht kannst du dir nicht erklären, wie es ist, dies so klar zu sehen - inklusive der faszination darüber - und gleichzeitig kognitiv zu wissen, dass dies nicht 'nett' oder 'vernünftig' ist?
31.01.07, 21:34:36

drvaust

Zitat von Adreg:
Hallo drvaust,
mit kommt der Gedanke, Du bist Pathologe.
dies würde mir einiges erklären. Ich kann mir aufgrund Deiner Schilderung nicht genau vorstellen, was da geschehen ist. War dies ein aktueller/sozusagen "akuter Unfall" und da würde mich schon interessieren, ob es auch Gedanken der Hilfestellung gab?
Der Unfall war vorher geschehen, die Polizei war schon da, außerdem einige Leute. Dort war nichts mehr zu helfen.
Was meinst Du mit 'Pathologe'? Die Unfallopfer waren ein Fall für die Pathologie bzw. Rechtsmedizin. Ich bin kein Pathologe. Ich bin so etwas wie ein Soziopath (ähnlich Dr. Hannibal Lecter) und Sadist.

Zitat von Sheila:
Das kann gut sein, dass du das so empfindest aber bevor man was empfinden kann muss man die Situation erfasst haben sonst würde man ja auch nichts empfinden können. Allerdings hat dieses Erfassen nichts mit Logik zu tun sondern man nimmt ein Erlebnis erstmal zur Kenntnis die Analyse folgt nachher. Was ich sagen will ist, dass man zuerst was denken muss bevor man empfinden kann. :)
Das sehe ich anders. Natürlich sind auch Gefühle ein Produkt des Gehirns, Gedanken o.ä.. Aber wenn ich etwas fühle, habe ich nicht immer die Situation schon erfasst.
Z.B. wenn ich abwesend in der Straßenbahn stehe und plötzlich fasst mich jemand an, empfinde ich sofort Angst, Wut und Haß. Dann versuche ich den Angriff so schnell wie möglich loszuwerden und reagiere schnell. Erst danach erkenne ich die Situation und versuche diese in den Griff zu bekommen. Aber dann ist es schon passiert.
01.02.07, 19:17:02

Adreg

verstehe die Dichotomie nicht: Pathologe - Hannibal Lector o.ä.!

Ich verstehe nun aufgrund Deiner Äusserungen, die Situation war medizinisch geklärt und hier stellst Du Dir die Frage bezüglich einer völlig verständlichen Neugier. Dies ist aber doch auf dem von Dir geschilderten Hintergrund völlig verständlich und nicht schizophren!

01.02.07, 19:30:44

drvaust

Zitat von Adreg:
verstehe die Dichotomie nicht: Pathologe - Hannibal Lector o.ä.!
Ich weiß nicht, was Du mit Pathologe meinst.
Für den Fall, daß Du Psychopath meinst, bin ich darauf eingegangen.

01.02.07, 19:39:51

Adreg

Ein Pathologe ist ein Mediziner, der sich zunächst beschäftigt mit der Ursache und dem Verlauf von Krankheiten (d.h. oft auch im Nachhinein, z.B. bei Unfällen, nach Todesfällen, berühmt geworden durch TV-Serien wie z.B. Quincy - Situation betrachten, alles aufnehmen und untersuchen.) Dies ist natürlich eine sehr reduzierte Form der Darstellung des Berufes.

Alter Medizinerwitz:
Der Internist weiss alles, kann aber nichts.
Der Chirurg kann alles, weiss aber nichts.
Der Psychiater weiss nichts, kann nichts, hat aber für alles Verständnis
Der Pathologe weiss alles, kann alles, kommt aber immer zu spät!

Hoffe, meine Gedanken erläutert zu haben

01.02.07, 20:28:31

drvaust

Aha, Du meinst also wirklich Pathologe. Das hielt ich in dem Zusammenhang für unwahrscheinlich.

Die Pathologen kommen aber nicht immer zu spät, die sind auch für Gewebeuntersuchungen von lebenden Menschen zuständig. Pathologen untersuchen menschliches Gewebe und Krankheiten, sind aber nicht für die Heilung zuständig.
:mad: Der Chirurg schneidet alles Verdächtige raus, später erklärt der Pathologe, daß das alles gesund war.

01.02.07, 20:45:55

Adreg

drvaust,

das schrieb ich ja im ersten Satz, der Rest war ein Scherz, bin aber nicht der "smileytyp".
02.02.07, 15:10:25

Altpapier

Worin liegt für dich der Unterschied zwischen fühlen und denken?
02.02.07, 17:56:24

DrChaoZ

denken ist nachvollziehbar und setzt geistige aktivität voraus. fühlen dagegen ist eine reaktion auf etwas. auch lässt sich das denken durch den willen beeinflussen im gegensatz zum fühlen. es handelt sich in beiden fällen um andere klassen von informationen mit unterschiedlichen attributen. in der folge tendiert denken mehr zu objektivität, während fühlen mehr zu subjektivität neigt. beides wird unterschiedlich wahrgenommen, unterschiedlich verarbeitet und auch unterschiedlich interpretiert. so können zum beispiel einem kriegsveteran seine handlungen in einem kriegerischen konflikt im nachhinein oder schon währenddessen leid tun trotz dessen dass er während der ausführung der handlungen oder in der planungsphase zuvor oder während der nachverarbeitung diese für alternativlos oder gar sinnvoll gehalten hat. beide prozesse können also bei gleichem informationsinput zu gänzlich anderen ergebnissen führen.
 
 
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