Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 

Struktur/Routine voll zerworfen worden, aber trotzdem geschafft, was zu tun ist

original Thema anzeigen

25.06.17, 20:04:42

Kaleidoskop

Keine Ahnung, ob das hier reinpasst, aber ich.möchte das irgendwie teilen.

Sonntags ist eigentlich nie großes Programm bei uns. Der Tag ist frei gestaltbar. Aber wenn meine Pläne einmal stehen, MUSS ich sie auch umsetzen.
Einzig fester Punkt meinerseits ist sonntags immer Wäsche waschen und aufhängen.

Heute wurden sämtliche Routinen mit EINEM ANRUF komplett zerworfen. Dementsprechend war ich unter Hochstress. Ich hatte das Gefühl, die Zeit rinnt mir durch die Finger. Ich habe die gesteckten Ziele durchgeführt und den Rest, den ich plötzlich auch noch zu tun hatte, geschafft.
Ich war zwar mehr als gereizt, aber alles ging gut - Hund ist jetzt auch entspannt und nervt nicht mehr. :-D

Ich bin gerade einfach froh, dass ich alles geschafft habe, ohne mich komplett zu verlieren oder gespannt wie ein Drahtseil zu sein. Dieser Vorfall hat mir 2 Dinge gezeigt:
1. Ich habe immer Struktur bzw. Routine, an die ich mich halten MUSS (mein Anspruch)
2. ich werde nicht komplett handlungsunfähig, wenn sich Dinge ändern. Ich bin also doch flexibler, als ich mir zugetraut hätte.

In meinem Kopf rattert es zwar noch immer - ich habe das dumpfe Gefühl, etwas essentielles vergessen zu haben, was aber nicht dervWahrheit entspricht. Ich Versuch, noch etwas runter zu kommen, aber ich stand nicht unter Hochspannung wie bei einem Hochspannungsmast.

Selbst wenn es nur ein einmaliger Erfolg gewesen sein sollte, so war es doch einer.
26.06.17, 04:09:43

drvaust

geändert von: drvaust - 26.06.17, 04:10:23

Kommst Du damit klar, kannst Du das verkraften? Oder bist Du danach lange belastet?
Ich hatte schon mehrfach extreme Aktionen gemacht. Z.B. am Wochenende 40 Stunden hintereinander gearbeitet (Zimmer umgebaut, mußte danach wieder in Ordnung sein) und dann direkt auf Arbeit gegangen. Aber danach wurde ich krank, mußte mich erholen. Das kann ich jetzt nicht mehr, werde alt.
Ich hatte auch schon einen Anruf gehabt, Hilferuf, da bin ich sofort los und brachte Höchstleistung, obwohl meine Ordnung durcheinander war. Normalerweise geht das bei mir nicht, aber was muß das muß. Auch am nächsten Tag ging es weiter. Aber dann kam der Zusammenbruch, Panik, Verwirrung, psychosomatisch, ....
26.06.17, 16:22:49

Kaleidoskop

Zitat von drvaust:
Kommst Du damit klar, kannst Du das verkraften? Oder bist Du danach lange belastet?
Ich hatte schon mehrfach extreme Aktionen gemacht. Z.B. am Wochenende 40 Stunden hintereinander gearbeitet (Zimmer umgebaut, mußte danach wieder in Ordnung sein) und dann direkt auf Arbeit gegangen. Aber danach wurde ich krank, mußte mich erholen. Das kann ich jetzt nicht mehr, werde alt.
Ich hatte auch schon einen Anruf gehabt, Hilferuf, da bin ich sofort los und brachte Höchstleistung, obwohl meine Ordnung durcheinander war. Normalerweise geht das bei mir nicht, aber was muß das muß. Auch am nächsten Tag ging es weiter. Aber dann kam der Zusammenbruch, Panik, Verwirrung, psychosomatisch, ....


Offen gestanden kann ich diese Frage nicht ganz beantworten, da ich aufgrund der Traumafolgen unter ständige Belastung stehe.

Ich weiß nicht, ob meine heutige Nacht mit dem im Zusammenhang steht, was davor alles durcheinander geworfen wurde. Ich habe grundsätzlich Schlafstörungen. Aber heute Nacht bin ich zweimal richtig aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen. Und jetzt so über den Tag verteilt kommen mehr und mehr Schmerzen dazu. Erst das genügt, jetzt der Rest des Körpers so nach und nach. Ich habe mich bisher nie mit dieser Frage auseinandergesetzt, da es für mich erzwungenermaßen selbstverständlich war, immer für alles bereit zu sein. Und da spielte meine Gesundheit keine Rolle. Deshalb müsste ich lange nachdenken und reflektieren, um eine ehrliche Antwort geben zu können oder aber mich noch mehr solchen Situationen aus setzen und dann schauen. Es fällt mir wahnsinnig schwer, Ursachen und Auswirkungen in einen Zusammenhang zu bringen.
Neben den Schmerzen, die sich nach und nach breitmachen, scheine ich noch empathisch zu sein, dass heute dazu führte, dass sich etwas warnen, was ich vorher noch nicht beobachtet hatte. Allerdings hat mich das traurig gemacht.
Ich glaube, ich kann mir jetzt vorstellen, wie ein Autist zwangsweise lernt, empathisch zu werden beziehungsweise die Schwingungen um seine Umwelt wahrzunehmen und zu deuten, um sich zu schützen. (Hatte heute Vertretung für Betreuungsfahrt meiner Freundin übernommen. Erst war alles super, aber als wir Ihrem Zuhause näher kamen, wurde sie unruhig - ich spürte dieses "ich will und will nicht nach hause, es sprang mich förmlich an! Zwischen den Eltern kriselt es und ich will mir nicht vorstellen, welches Ausmaß diese Krise inzwischen angenommen hat).
Dieses neue erlernte Wissen und meine heute eventuell vorhandene extreme dünnhäutigkeit hinterlassen eine sehr große Traurigkeit in mir. Weil ich genau diese Situation genau so kenne. Und angeblich sollen Autisten ja keine Mimik und Geste dick deuten können. Ich kann es tatsächlich nicht. Aber ich kann sagen, man braucht es auch nicht, um zu spüren, was los ist, zu spüren, was im gegenüber los ist. :(

Aber ich glaube, jetzt weiche ich von der eigentlichen Thema Tag ab.
 
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder