Ehrlichkeit macht Menschen für NA sympathischer?
23.02.16, 16:01:30
55555
Zitat:
Menschen mit hohem EQ sind nicht nur extrem sympathisch, sondern schneiden auch im Job wesentlich besser ab.
Hier sind die zwölf wichtigsten Verhaltensweisen sympathischer Menschen:
[...]
Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit sind Kernkompetenzen sympathischer Menschen. Niemand mag hinterlistige oder unechte Personen. Es ist schwer, jemanden zu mögen, wenn wir nicht wissen, wie jemand wirklich fühlt und denkt. Wir wollen Ehrlichkeit, jemanden dem wir vertrauen können.
Sympathieträger wissen genau, wer sie sind und was sie wollen. Sie haben genügend Selbstbewusstsein, um ihre Meinung offen zu vertreten und sich nicht ständig anzubiedern. Wer immer so reagiert wie es sich andere wünschen, wird schnell langweilig.
Quelle
09.02.17, 17:46:59
schuschu
Zitat 55555:
"Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit sind Kernkompetenzen sympathischer Menschen. Niemand mag hinterlistige oder unechte Personen. Es ist schwer, jemanden zu mögen, wenn wir nicht wissen, wie jemand wirklich fühlt und denkt. Wir wollen Ehrlichkeit, jemanden dem wir vertrauen können."
ja, ist allerdings gar nicht so leicht, solche menschen zu finden. ich bin nicht ehrlich um sympatisch zu wirken , sondern um gesund zu sein. gibt im direkten umfeld nur einen menschen , der ehrlichkeit , transparenz lebt und auch schätzt... der mein vollstes vertrauen geniesst und ich seines.
oft beobachte ich, wie menschen sich eine wahrheit zurechtbasteln. sie etwas dehnen. ich habe keine ahnung warum das so geschieht.
ich habe selbst noch nie erlebt , dass man mich als sympatisch empfindet wegen meiner ehrlichkeit. sie wirken auf mich eher befremdet wegen dieser offenheit.
10.02.17, 10:52:06
starke Dame
Schuchu, du triffst es :)
Ich kann wirklich behaupten, dass niemand die Wahrheit wissen möchte - ich muss ehrlich zugeben, dass ich manchmal auch geschockt bin, wenn mir meine lieben schonungslose Ehrlichkeit entgegen bringen und ich mit MIR ins Gericht ziehen muss.
Im Verhalten unter den Menschen - ja, ist es so, sie wollen oft alles beschönigt bekommen, in kleinen Häppchen, mundgerecht und nicht Zuviel wissen.
Ich habe wenige um mich, die mit mir umgehen können, obwohl ich selber an mir auch manchmal Tendenzen erkenne, dass ich lieber nicht alles wissen möchte.
Doch daran kann man ja arbeiten.
16.03.17, 20:50:31
Gast
Echt jetzt?
Wenn es etwas gab, das mir viel zu oft zum Verhängnis wurde, dann war es meine Ehrlichkeit.
Ich versuche sie gerade abzubauen.
Lieben Gruß,
ein anonymer Gast.
17.03.17, 08:24:46
Antares
Lieber Gast,
ich halte es da nach Freud: bevor man sich eine Depression bescheinigen lässt, sollte man prüfen, ob man nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben ist.
Wenn man sich nur mit Menschen umgibt, die einem nicht zum Verhängnis werden, weil man lügt... wäre es denke ich an der Zeit die Prioritäten zu überprüfen.
Ich zumindest würde niemals:
- endlich kann ich lügen! damit meine Feinde denken ich wäre eine von Ihnen!
dem hier bevorzugen:
- ich umgebe mich mit Menschen, die mich lieben wie ich bin.
Weil dann kann man denen die nach Freud "Arschlöcher" sind, auch getrost aus dem Weg gehen und ihnen einfach gar nichts sagen. Sie haben kein Wort verdient. Außerdem ist es sinnlos. Solchen Menschen Worte zu schenken... da könnte man ebenso mit einem Mülleimer reden.
l.G.
Antares
17.03.17, 09:10:19
Gast
Hallo Antares,
vielen Dank für deine Antwort.
Ich habe es bisher auch meistens mit der Ehrlichkeit gehalten, oder das versucht.
Leider bin ich vom Typ her viel zu ehrlich und direkt, und das verletzt andere wohl.
Schwierig war es dann auch in der Beziehung, die ja neulich zu Ende ging: Hätte ich meinen Eltern die Wahrheit über meine "Freundin" gesagt (nämlich dass sie verheiratet ist, s. a. im Thema "der Mehrheit anpassen" - dieser Gast bin ICH), dann wäre es sofort aus gewesen, das hat sie ziemlich klar gemacht. Dafür war mir dann die Liebe zu wichtig, und eben wichtiger als die Ehrlichkeit. Eine kleine Notlüge sozusagen, mit der ich lernen musste zu leben.
Das Problem ist, wenn man NICHT lügt, dann findet man keine Freunde, und ist außerdem zu verletzlich.
Außerdem ist das ganze Leben irgendwie eine (große) Lüge ... ich meine, diese Welt, und was Menschen darin machen, das kann doch nicht wahrhaft authentisch sein?
Manche Autisten ziehen sich ja gerne zurück, aber ich leide unter der Einsamkeit und wünsche mir Sozialkontakte. Allerdings ist mein Leben zurzeit so voll mit Aufgaben, dass ich nicht wüsste, wie ich das auch noch hinbekommen und verkraften sollte.
Zu viel über mich selbst mal wieder, nicht? Entschuldigung, ich höre ja schon auf ...
Also, die Depressionen wurden mir meistens ohne große Nachfrage bescheinigt, weil es als Mittel zum Zweck eben irgendwie gut sein soll, wenn man das mit in die Bescheinigung reinschreibt, oder das Verzweifeln an äußeren Umständen (Auslands-Semester) so begründet. Auch wenn ich bei der Therapeutin war, es mir gut ging, und mir "die Sonne aus dem A**** schien" (Redewendung), wurde(n) Depression(en) bescheinigt.
Ich selbst habe die Diagnose Asperger-Syndrom ICD 10: F84.5.
"Menschen, die mich lieben wie ich bin" - da würde ich mich am ehesten an Verwandte halten, bei fremden Menschen habe ich das nur sehr selten erlebt; aber auch mit diesen Menschen konnte ich keinen Kontakt halten, auch wenn ich mir das manchmal mehr gewünscht hätte, aber es ist mir leider nicht gelungen.
17.03.17, 10:35:31
Antares
Lieber Gast,
es gibt Milliarden Menschen auf der Erde. Und es gibt jene, die Beziehungen gerade mit Ehrlichkeit leben und schätzen. Es gibt Menschen, die leben nach dem Prinzip von "Polyamorie" sind verheiratet, haben Kinder und kommen total gut damit klar, wenn noch mehr Menschen am Liebesleben involviert sind. Eher fänden Diese es sogar "langweilig" anders und hier ist Ehrlichkeit grundsätzlich notwendig, sonst gibt es in dieser Szene Konflikte.
Unabhängig von solchen Szenen, die mannigfaltig sind (SM, Monogam, streng Gläubige, Polyamorie,...) so gibt es auch jene unter diesen Milliarden welche in einer Freundschaft nicht ständig engsten Smalltalk-Alltag benötigen. Manche Freunde sehe ich alle 10 Jahre, man vergisst in der Hektik des Alltags Geburtstage, die Weihnachten kommen und vergehen so schnell, dass man mit den Geschenken nicht hinterher kommt aber: wenn man sich dann sieht, ist es so als wären keine 10 Jahre dazwischen gewesen.
Freundschaft - bedarf keiner Lügen
Aus meiner Sicht ist das sogar ein Ausschlusskriterium, die Lüge. Wo Unehrlichkeit, da keine echte Freundschaft. Manchmal ist es gewiss so, dass man erst in seinem Leben eher unter den Verwandten jene findet, die einen lieben. Freunde habe ich mit den Jahrzehnten kennen gelernt und es sind "nur" eine Hand voll... nach diesen Jahrzehnten.
Wenn man selbst zur Lüge wird und nur noch lügt... kann man keine Freunde finden, denn niemand wird dich erkennen und der Freund der Dich lieben und schätzen würde lernt Dich nie kennen... weil er die Lüge die Du bist, nicht schätzt und: er geht weiter ohne dass ihr euch jemals kennen gelernt habt.
Riskant aus meiner Sicht, Dein Vorhaben.
17.03.17, 13:33:26
Gast
Hallo Antares,
vielen Dank für deine Antwort.
Aber meinst du nicht, dass du da eventuell ein etwas zu positives Menschenbild hast?
"Polyamorie" dürften wohl die wenigsten leben, in unserer Gesellschaft gilt noch immer das Ideal der Monogamie. Ob das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt, es gilt halt.
Also, ich glaube, auch als Asperger-Autist halte ich gerne mal Smalltalk. Aber es war sehr schwer, das zu lernen.
Ehrlichkeit führt halt zu vielen Problemen ... im Internet zu Forenausschlüssen, im RL zum Ausschluss aus Gruppen, falls überhaupt ein Anschluss gefunden werden sollte.
Na gut, dann bin ich jetzt mal ehrlich: Ich habe es nicht vergessen, dass die Moderation in diesem Forum vor einigen Jahren mich eindringlichst darum gebeten hat, mich hier NICHT zu registrieren, und auch nicht, dass sie wegen mir den Zugang zum Forum über Gastaccounts gesperrt hat für eine Weile. Das war alles nur, weil ich meine ehrliche Meinung (dass Autismus nun mal eine Krankheit ist) vertreten habe. Weil in den Forenregeln steht/stand, dass man diese Meinung nicht haben dürfe.
Ehrlichkeit führt also offensichtlich zu Problemen.
Darum traue ich mich auch erst jetzt wieder, nachdem einige Jahre vergangen sind, in dieses Forum zu schreiben.
Auch im Arbeitsleben ist es erforderlich, nie direkt zu sein und seine Meinung nicht zu offen zu sagen.
Im Kontakt mit Mitmenschen meiner Einschätzung nach auch. Ehrlichkeit ist sehr riskant.
Du bist eine Frau, richtig? Ich glaube, Frauen wird generell mehr Meinungsfreiheit gewährt als Männern.
Im zwischenmenschlichen Kontakt geht es ja nicht um Gerechtigkeit oder Verständnis, sondern darum, miteinander klarzukommen - das kann meiner Einschätzung nach ganz ohne Lügen nicht klappen, jedenfalls wenn - wie bei mir - grundsätzlich die Bereitschaft zur Anpassung vorhanden ist.
Mit Freundschaften habe ich sehr wenig Erfahrung, darum kann ich dazu kaum etwas beitragen.
Ich habe zwar eine gute Freundin, aber ich erreiche sie nie, wenn ich versuche, sie anzurufen. Auch auf Textnachrichten antwortet sie nicht (mehr). Warum das so ist, und was ich falsch gemacht habe(n könnte), weiß ich nicht. Die anderen Freunde von früher stehen mit mir nicht mehr in Kontakt. Das meine ich damit, dass ich keinen Kontakt halten konnte.
"Wo Unehrlichkeit, da keine echte Freundschaft" -> Dann gibt es wohl nur sehr wenige echte Freundschaften.
Da du schreibst, dass mein Vorhaben riskant wäre, würde mich interessieren, worin du mein Vorhaben siehst. Ich habe nur meine Meinung loswerden wollen, ein Vorhaben (außer Ehrlichkeit abzubauen) besteht nicht.
Ich sehe die Lüge auch nicht mehr als ganz so schlimm an, und habe gelernt, dass sie notwendigerweise zum Leben gehört. Es gibt da ein gutes Beispiel aus einem meiner Studienfächer, der Philosophie (im 3. Reich Juden verstecken und jemand vom Staat kommt und fragt nach, ob man einen Juden bei sich versteckt hat - lügen, um den versteckten Juden zu schützen; oder streng nach Moraltheorie handeln und es zugeben zum Nachteil des Juden).
Ich möchte auch keine Handvoll Freunde finden, bzw. für mich selbst noch einen oder zwei vielleicht.
Als Mittel zum Zweck dann mehrere, die man zumindest irgendwie als "Freunde" bezeichnen könnte (unabhängig davon, ob es "echte Freunde" sind), weil ich immer wieder gelesen habe, wie wichtig es wäre, einen großen Freundeskreis zu haben, um bei Frauen gut ankommen zu können.
Lieben Gruß,
ein anonymer Gast
17.03.17, 15:45:55
Antares
Lieber Gast,
Ehrlichkeit führt dort zu einem Problem, wo es die "falsche" Gruppe ist. Ein Veganer im Schlachthaus wird sich ebenso schwer tun, wie ein Metzger beim Veganerfrühstück. Wenn man krampfhaft versucht in Gruppen akzeptiert zu werden, in denen man eine konträre "Meinung" hegt, wird es schwierig.
Meinungen bewirken etwas. Wer der Meinung ist, dass Autisten umerziehen brauchen, weil ihr Verhalten "krank" sei, wird es somit in einem Autisten-Club schwierig haben, wo die Autisten gern sie Selbst sind. Das ist, wie wenn man in einen Schwulenclub geht und sagt: Alle Homis sind krank und müssen schleunigst umerzogen werden! - kommt nicht gut, genau.
Mir würde vermutlich in einem Lesbenclub das Selbe passieren ;) es hat etwas mit Respekt von Gruppierungen zu tun. In einem Autismus-Therapie-Zentrum hingegen werden sie Dich willkommen heißen, wenn Du sagst, Du möchtest endlich kein Autist mehr sein und möglichst "normal" wirken.
Also gehe dort hin, wo Du gern bist! Wenn es Dir so lieb ist, mit Lügen und Unehrlichkeit, Selbstverleugnung und möglichst "umerzogen" - dann fühlst Du Dich vermutlich bei mir z.B. nicht gut aufgehoben auf Dauer.
Echte Freundschaften gibt es wenige, selbstverständlich. Aber die sammelt man auch nicht wie Sand am Strand - das kannst Du unerliche Menschen sammeln. Es gibt Menschen wie mich, die legen mehr Wert auf Qualität denn auf Quantität, selbst bei den Menschen mit denen ich mich umgebe.
Somit: lüge was Du willst, andere und belüge Dich Selbst - wenn es Dich glücklich macht, nur zu.
18.03.17, 08:12:53
Gast
Hallo Antares,
danke für deine Antwort.
Nun ja, mit welchen Menschen man umgeben ist, bestimmt man ja für gewöhnlich nicht selbst ...
Kennen gelernt habe ich nur eine Kommilitonin, die bei sich Asperger-Autismus vermutet. Aber ich habe sie lange nicht mehr an der Uni gesehen. Ansonsten kenne ich keine Autisten persönlich.
Die Meinung, dass Autismus eine Krankheit sei, habe ich früher vertreten - momentan bin ich da nicht mehr so sicher.
Die grundsätzliche Frage, die sich für mich stellt, ist, ob Integration oder Separation gewünscht ist.
Wir leben nun mal in dieser Gesellschaft. Das ist ja nun mal nicht zu verhindern. Integration funktioniert offensichtlich nicht, wird auch von der Mehrheit nicht gewünscht. Aber Separation ist schwierig, und es scheint mir nicht der richtige Weg zu sein, weil es mich an die Ausgrenzung bestimmter Menschengruppen erinnert (3. Reich, Apartheid).
Ich habe ja zunächst auf Lehramt studiert (ich bin noch im selben Studium, nur jetzt ohne Lehramtsausrichtung), und ein Stichwort, das häufig in den Bildungswissenschaften fiel, ist Inklusion. Aber immer wieder mal liest man, dass Lehrerinnen und/oder Lehrer von der Aufgabe, Inklusion zu verwirklichen, völlig überfordert sind. (Das ist auch kein Wunder, weil es auch diejenigen betrifft, bei denen es noch kein Bestandteil der Ausbildung war.)
Im Internet bin ich eher der Meinung begegnet, dass Autisten ausgerottet werden müssten, als dass sie umerzogen werden müssten. Aber beides kann problematisch sein, denke ich.
Bei mir hieß es eher "Hilfe", und einiges davon (z. B. Betreutes Wohnen) habe ich ja selbst beantragt. Da geht es weniger um Umerziehung, sondern eher darum, ein selbstständiges Leben zu verwirklichen. Auch in meiner Therapie habe ich den Fokus selten auf Sozialkontakte gelegt, weil mir andere Dinge zunächst wichtiger schienen. (Dazu braucht man natürlich eine Therapeutin oder einen Therapeuten, der das versteht und akzeptiert. Es hat schon seinen Grund, dass ich meine Therapie nicht dort gemacht habe, wo ich die Diagnose bekam. Ich kann mir vorstellen, dass es da auch mal passieren kann, dass man an den/die Falsche/n gerät.)
Ich esse zwar grundsätzlich Fleisch, habe mich aber immer mal wieder für die vegetarische Variante entschieden (weil ich weniger Fleisch essen wollte; nicht um zu irgendeiner Gruppe zu gehören). Dennoch sehe ich Fleischkonsum kritisch. Und jetzt, wo soll ich hingehen? Zum Metzger, um mir ein schönes saftiges Steak zu holen? Oder den Veganern beim leckeren Frühstück beiwohnen? Für mich klingt halt beides ganz gut. Da ja aber Stereotypen gewünscht sind, würde man mich in beiden Gruppen für einen Verräter halten, wenn ich auch zur anderen gehe.
Interessant auch, dass du dieses Beispiel bringst. Es gab in meiner Klasse nämlich eine, die sich bei so einer Art Berufserkundungstag bewusst als Vegetarierin der Gruppe anschloss, die sich mit der Wurstherstellung beschäftigte (und auch dabei half). Sie wollte halt lernen, wie das so ist, wie es gemacht wird, ob es vielleicht doch etwas Positives dran gibt usw.
Über den Vergleich zur Homosexualität, der ja wirklich alles andere als abwegig ist (wurde früher als Krankheit gesehen, jetzt nicht mehr), zu argumentieren, hatte ich auch schon versucht. Das lief aber leider erfolglos.
"Kein Autist mehr sein" - ist die Frage, ob das geht. Es gilt ja als völlig unheilbar. Andererseits habe ich immer wieder mal von "Heilerfolgen" im Internet gelesen, oder davon, dass es jemandem gelungen wäre, den "Autismus zu überwinden". Hat wohl auch sehr viel damit zu tun, ob man diese Eigenschaft an sich selbst akzeptiert oder ablehnt.
Hm, ich kann nicht gut lügen - und schon die zwei kleinen Notlügen (öfter habe ich in meinem Leben nicht gelogen) belasten mich sehr, obwohl ich zu beiden Frauen, denen zuliebe ich diese Notlügen getätigt habe, keinen Kontakt mehr habe.
Die eine habe ich ja schon erwähnt.
Die andere war wirklich eine Kleinigkeit. Es war unser erstes und einziges Date. Wir hatten halt im Bett im Gästezimmer Spaß zusammen (keinen G.verkehr, aber man kam sich körperlich näher), aber ihre Eltern waren sehr konservativ und sie sagte, sie mögen das wohl nicht, wenn "Fremde" ... na ja, jedenfalls sagte ich dann halt das, was sie vorschlug, wir hätten uns so lange noch "unterhalten" - eigentlich noch nicht mal eine richtige Lüge, schließlich war es sehr unterhaltsam mit ihr. Trotzdem werde ich diese Notlüge ebensowenig vergessen wie sie. Ohne diese ganzen gesellschaftlichen Konventionen hätte man einfach sagen können, dass man sehr lange sehr viel Spaß miteinander gehabt hat. Aber das ging ja nicht.
Da ich noch unerfahren war, habe ich auch vor jeder Berührung nachgefragt, ob ich das dürfe. So wurde es schließlich in Bezug auf "sexuelle Belästigung" erlernt: man soll die Frau immer fragen, bevor man sie berührt. Irgendwann regte sie sich dann aber darüber auf, dass ich ständig fragen würde, und sagte, ich solle doch einfach mal machen. Ich finde es sehr schwierig, beim Kennenlernen eines Mädchens (passt eher für damalige Verhältnisse, sie war 17, ich 19 - acht Jahre her, und sie geht mir immer noch nicht aus dem Kopf, obwohl es nur zwei Tage waren) oder einer Frau keinen Fehler zu machen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich übrigens von meinem Asperger-Autismus noch nichts.
Daher, nun ja, mein Leben lief relativ normal, Abi an einer Regelschule (staatliches Gymnasium) gemacht. Mir fiel es lange nicht auf, dass ich anders bin als die anderen.
Insofern fand ich mich ja immer "normal". Dann kam die Diagnose (auch erwünscht von mir) und seitdem scheint alles viel schwieriger zu werden. Überlegt euch das gut, an alle, die Autismus bei sich vermuten und eine Diagnose wünschen, ob ihr das wirklich machen wollt oder braucht (ich selbst brauche sie leider tatsächlich, z. B. als Nachweis auf Anspruch auf Nachteilsausgleiche beim Studium).
Nun, wie erwähnt, ich kann nicht gut lügen - bin andererseits aber mit meiner Ehrlichkeit schon oft auf die Schnauze gefallen.
Sollte ich es lernen? Oder lieber lassen und zu meiner Meinung stehen?
Wie verhalte ich mich in Gesprächen zu Themen, die ich interessant finde, zu denen ich aber keine feste Meinung habe? Wobei, eigentlich laufen gerade die meistens ganz gut, weil man als Neutraler beide Argumentationslinien darstellen kann (was ja auch in meinem Studium - Spanisch und Philosophie - gelehrt wird).
Ich hoffe, dass ich damit gut genug auf deinen Beitrag eingegangen bin. Wenn nicht, frag einfach noch mal nach.
Lieben Gruß,
ein anonymer Gast (derselbe wie auch in den vorigen Beiträgen)
P.S.: Es gab hier mal die Regelung, dass man auch als Gast mit einem Nutzernamen "unterschreiben" soll, damit Beiträge zugeordnet werden können. Gilt das noch? Ich hoffe, es ist auch so ersichtlich, welche Beiträge von mir und welche von anderen Gästen stammen.
18.03.17, 09:21:36
Antares
Die Vorstellung andere Menschen würden bestimmen, mit wem ich mich wo zu umgeben habe wäre für mich ganz schrecklich und fürchterlich.
Vielleicht macht es auch hier Sinn Deine Prioritäten zu überdenken, wenn Du von anderen bestimmen lässt, mit welchen Menschen Du Dich wo umgibst.
18.03.17, 17:26:56
Gast
Nein, ich meinte nicht, dass andere über mich bestimmen würden.
Aber Kommiliton(inn)en, oder später Arbeitskolleg(inn)en, sucht man sich nun mal nicht aus; die Leute in einem Café oder in der Mensa sucht man sich nicht aus; usw. usf.
Man wird doch quasi automatisch mit irgendwelchen Leuten umgeben, ohne etwas dagegen (oder dafür) tun zu können.
Ich frage mich, wie du lebst, wenn du das vollständig selbst bestimmen kannst. Da müsste man doch schon sehr vom Alltag abgekapselt sein ...
Oder wenn jemand an deine Tür klopft, woher willst du wissen, wer es ist? War letztens die Nachbarin, die sich nur einen Staubsauger leihen wollte - hätte aber auch ein Hausverwalter, Ordnungsamt oder die Polizei sein können. Woher will man's wissen?