04.05.15, 17:39:40
MadActress
Seit 6 Wochen ist D. bei uns. Er kommt aus einem Berufsbildungswerk, wurde uns als Autist und "schwierig" angedient. Es gab eine lange Liste, was er alles nicht können soll, Anrufe von den Ausbildern, den Betreuern etc. pp.
Nur: nichts davon stimmt. Der junge Mann wird jeden Tag selbständiger. Natürlich fährt er am Wochenende alleine mit der Bahn in seine weit entfernte Heimat. Natürlich kümmert er sich um Alternativen wenn mal wieder Lokführerstreik ist. Natürlich macht er mit den anderen zusammen Mittagspause. Ich habe ihn sogar schon lächeln gesehen. Ja, er ist schweigsam, aber das sind die meisten Entwickler bei uns.
Wenn der also bei uns immer eigenständiger wird, einfach nur weil wir ihn behandeln wie alle anderen auch - außer einem Einzelbüro ohne Telefon hat er keinerlei Extras - was sagt uns das dann über die Einrichtung, aus der er kommt? Dass sie wollen, dass er krank bleibt? Dass sie wenig Interesse daran haben, dass er alleine klar kommt? Ins Grübeln kommt mensch da schon.
04.05.15, 21:03:40
55555
Wenn das System halt mehr Geld bekommt, je mehr Probleme behauptet werden. Kann aber natürlich auch daran liegen, daß der Betrieb einfach weniger diskriminierend ist als andere ohne das beabsichtigt zu haben. Letztlich ist es ja fast immer so, daß Autisten unter bestimmten Konstellationen Probleme bekommen, die sich nicht unbedingt gut beschreiben lassen.
04.05.15, 21:13:59
MadActress
Ja. Da ich selber betroffen bin, wird bei uns natürlich wenig diskriminiert. Mir kommt das normal vor, aber vielleicht ist es das ja gar nicht.
05.05.15, 00:05:30
drvaust
Wenn der also bei uns immer eigenständiger wird, einfach nur weil wir ihn behandeln wie alle anderen auch - außer ... hat er keinerlei Extras - ...
Das ist Inklusion, er wird wie alle anderen behandelt. Bis auf bestimmte besondere Bedürfnisse. Das ist gut!
was sagt uns das dann über die Einrichtung, aus der er kommt?
Dass sie wollen, dass er krank bleibt?
Das vermutlich nicht, das wäre zu extrem.
... Dass sie wenig Interesse daran haben, dass er alleine klar kommt?
Vermutlich, sonst würden sie ihre Arbeit verlieren und müßten sich individuell bemühen. Ich kenne auch solche Beispiele.
Vermutlich ist das auch Bequemlichkeit. Es gibt eine Norm, was richtig ist, und alles andere ist falsch und krank. Daß einzelne besondere Bedürfnisse bestehen, die ein gutes eigenständiges Leben ermöglichen, wird nicht bedacht. Wer nicht nach Norm funktioniert gilt als gestört. (Die Norm ist die Störung.)
05.05.15, 22:03:53
MadActress
Hm...vielleicht integrieren wir einfach gut? So habe ich es noch gar nicht gesehen.