Bildung von Eltern zu Autismus
25.10.13, 00:19:00
starke Dame
Eltern versuchen verstärkt, ihre Kinder zu normalisieren oder zumindest mit einer Diagnose zu entschuldigen. 'Experten' brauchen Betätigung. ...
Meist ist es so, aktuell wie ich es in den letzten 4 Jahren erleben musste, dass man die Diagnose leider nicht umgehen kann.
Ich habe keine Chance ohne gesehen, Eltern werden aktuell doch sehr bedrängt, bzw. es wär ohne Diagnose kaum möglich einen Kindergartenplatz zu behalten. Geschweige denn wäre eine Beschulung möglich, ohne das dieses Kind zusätzliche Sonderpädagogenstunden und eine Schulassistenz mitbringt.
Die Inklusion müsste so weit gehen, das eine Etikettierung nicht vorgenommen wird, davon sind wir leider noch sehr weit entfernt.
25.10.13, 01:01:01
drvaust
Starke Dame, das meinte ich nicht, das sind Zwänge durch das gesellschaftliche Umfeld.
Früher, noch zu meiner Zeit, waren manche Kinder eben etwas anders. Das Kind wurde so genommen, wie es war, "Das verwächst sich noch.". Aber heutzutage muß das Kind normal sein und darf keinerlei Schwächen haben. Da wird Fachliteratur studiert, wann welche Fähigkeit erworben werden 'muß', da wird intensiv trainiert, wenn das Kind eine Woche 'zu spät' krabbelt usw.. Und wenn das Kind etwas anders ist, muß es schnell zum Spezialisten, muß therapiert werden usw.. "Was soll denn aus dem Kind werden, wenn es nicht richtig ist?" Manches Kind wird erst durch Therapie wirklich krank.
Früher war der Autist eben etwas eigenartig, irgendwie ging das und es wurde keine Diagnose gebraucht.
Jetzt wird ein Autist schon als Kleinkind von Facharzt zu Facharzt geschleppt, "Das muß doch irgendwie heilbar sein.".
Warum sind die Eltern heutzutage so unsicher, so ängstlich, haben kein Vertrauen in die Entwicklung des Kindes? Natürlich liegt das stark an der Gesellschaft, aber es scheint auch am Selbstvertrauen der Eltern zu liegen.
25.10.13, 13:23:41
55555
es wär ohne Diagnose kaum möglich einen Kindergartenplatz zu behalten.
Wie war das noch mit dem neuen einklagbaren Recht auf einen Kindergartenplatz?
Zitat:
Geschweige denn wäre eine Beschulung möglich, ohne das dieses Kind zusätzliche Sonderpädagogenstunden und eine Schulassistenz mitbringt.
Das ist einfach behauptet, aber wenn es nicht begründet wird kann man schlecht darüber weiterdiskutieren. Das macht solche Aussagen dann in einem Forum problematisch. Erinnert an Merkel, bei der einfach alles alternativlos ist, auch wenn es in anderen Ländern nicht weniger erfolgreich anders praktiziert wird.
25.10.13, 15:44:02
starke Dame
Hallo,
ich sah damals keine Möglichkeiten.
Die Aufklärung ist halt nicht da gewesen. Es stimmt, es gibt einen einklagbaren Kindergartenplatz, doch wie mir damals der 1. Kindergarten unmissverständlich klar machte, sind die mit meinem Kind überfordert, können sie auch den Vertrag kündigen.
Das war damals allerdings auch mein Gefühl, alternativlos, vielleicht hätte ich es mit dem heutigen Wissen anders gemacht, doch das kann ich nicht beurteilen. Damals wusste ich nichts, abhängig von dem was ich bröckchenhaft bekam, dann kam ich in dieses Forum und es dauerte Zeit, bis ein Lernprozess in Gang kam.
Auch war mir damals als alles begann, zu einer Zeit, in der ich noch nicht Forenmitglied war, garnicht über einer Reichweite bewusst, die schon allein eine Verdachtsdiagnose mit sich bringt, geschweige denn, was ich machen soll, wenn auf einmal überall Sprachstandsfeststellungen im Kindergarten laufen und das 2 Jahre bevor ein Kind schulpflichtig ist.
Jetzt habe ich nach 4 Jahren die Kraft und das Wissen doch damals war das ein komischer Zustand in dem ich mich befand. Auch jetzt wird ein stetiger Lernprozess fortgesetzt.
Man liest jetzt die Warnungen vor der Diagnose mit anderen Augen, als am Anfang, man versteht jetzt Zusammenhänge besser als früher und man sieht eher wo der Fehler im System steckt.
Doch vielleicht gäbe es eine Möglichkeit, wie einen Ablaufplan, was man macht, um das zu umgehen. Mit jetztigem Wissen hätte es nur eine Möglichkeit für uns als Familie gegeben, mein Kind wäre erst garnicht in den Kindergarten gegangen, das hätte einige Berichte erspart, doch wäre ich um die Sprachstandsfeststellung nicht herum gekommen. Wie wäre es dann später noch bei der Einschulung gelaufen?
Aktuell beginne ich jetzt erst zu begreifen, was auch die Barrieren im Klassenzimmer sind, die einen Schulbegleiter nötig machen und wie bremsend diese Konstellation im Lernen ist. Doch dieses Wissen erlangt man nur im stetigen Prozess, das man seine Entscheidungen noch einmal reflektiert und jetzt weiß, wo doch Fehler begannen wurden.
Das es leichter wäre, wenn Kinder eher durchhuschen könnten, wie es früher eher ging, schien mir in der heutigen Zeit sehr schwer.
Das Vertrauen in die Entwicklung muss wachsen, zu wem hat man den ersten Kontakt, wenn es sich in eine Richtung bewegt? Es ist ja nicht so, dass der Kinderarzt, der in den U-Untersuchungen Auffälligkeiten bemerkt direkt Flugblätter von der ESH verteilt, nein, man bekommt erst einmal Adressen von anderen Anlaufstellen, die allerdings nicht aus Autisten bestehen.
Das Problem ist das es wohl falsch anfängt, doch weiß ich jetzt nicht, ob das übersichtshalber ausgelagert werden muss, da es wohl eine andere Diskussionsgrundlage ist, wie man Eltern in der Form bildet und die Sicht von einer anderen Perspektive schneller erlernt wird.
25.10.13, 17:57:40
[modmod]
Ich habe einen Teil der Diskussion
von hier ausgelagert,
weil das ein anderes Thema ist.
25.10.13, 18:49:10
55555
So ein Infoblatt sollten vielleicht zumindest erstmal Eltern entwerfen, die das selbst durchlebt haben? Wenn Autisten warnen wird das ja meist nicht besonders ernstgenommen, das sieht man ja auch ständig hier. Ich weiß nicht, wie man solche Eltern vielleicht erreichen könnte, es ist ja auch so, daß die Eltern am Anfang fest davon überzeugt sind in einem zivilisierten Land mit gut ausgebildeten Fachleuten zu leben, die dann auch wirklich Ahnung haben. Dieses Weltbild von außen in Frage zu stellen ist vielleicht nicht so einfach möglich, weil dann erstmal geglaubt wird wir würden hysterisch sein, übertreiben, nicht verstehen?
26.10.13, 04:59:28
starke Dame
Ja, das wäre sinnvoll. Doch andere Eltern zu erreichen, die es dann nach diesem Flugblatt anwenden werden bedarf einer gründlichen Formulieren, dabei brauch ich Hilfe. Denn wenn ich z.B. im privaten Rahmen versuche zu vermitteln, heißt es immer nur, ja dein Kind ist ja auch viel fitter als meins und es werden dann weiter die staatlich möglichen Dressurprogramme in Anspruch genommen, ohne das ich es ändern könnte. Das lt. der Diagnose, entschuldigt nachfolgende pathologisierende Begriffe, ein schwer betroffene Autist, mit frühkind. Autismus, tief im autistischen Spektrum, schwarz auf weiß diagnostiziert wurde, interessiert keinen. Wenn ich von privaten Bereichen erzähle, wie Wissen anscheinend aufgenommen und gut vermittelt wurde, noch weniger. Wenn ich dann berichte, dass anscheinend Wissen auch einfach so aufgenommen wurde - anders kann ich mir heutige Kenntnisse nicht erklären - komme ich mir vor, als wäre ich ein Alien mit 3 Nasenlöchern, so schauen dann diese Eltern, oder reagieren so, ja - bei euch konnte das so funktionieren, doch mein Kind braucht mehr Hilfe.
In anderen Foren, ist es schwer, dies zu vermitteln. Die Eltern wollen, wenn sie erst einmal in dieser Spriale sind, kaum raus. Nur Eltern, die in der Spirale drin sind und bei denen es trotzdem nicht klappt, kommen eventuell teilweise darauf, zu diesem Forum hier zu wechsel, bzw. sich doch mit der Enthinderungsselbsthilfe in Verbindung zu setzen.
Doch oft erscheinen Eltern dann so, dass es erst einmal vordergründig um sie anstatt ums Kind geht.
- Es geht vordergründig, das man komplett berufstätig bleibt,
- es geht vordergründig, das sie dies oder das mit dem Kind nicht leisten können,
- es gibt zu wenig Eltern, die das Augenmerk erst einmal darauf richten, was in ihrem Kind für Abläufe jeden Tag auf´s neue zu verarbeiten sind. Was das Kind wirkich braucht, wird ja auch von anderen Stellen erklärt.
- Außerdem ist es schon schwer, sich einem vorhandenes Regelwerk, dass doch auf scheinbar alle greift, entgegen zu stellen und schlicht, nein wir brauchen das nicht, auch zu verteidigen und eben nicht auf die Schiene zu rutschen, die Eltern behindern damit die Entwicklung des Kindes und gefährden es damit.
Ich persönlich kenne wenige Eltern, die den gleichen Weg gehen.
Obgleich ich virtuell und real mehr Autisteneltern kenne, ist es nach wie vor eine Minderheit, die abgelöst von ATZ und vom Jugendamt gutmütig bewilligten Dressurmaßnahmen, diesen anderen Weg als die breite Masse gehen.
Andere Stellen haben allerdings die größere Lobby, ist man bereits so wie ich es war, so lange mit Verstehen beschäftigt, ist man ja bereits zuindestens in der Spirale, Frühförderstelle, Kinderpsychologe, Integrationskindergarten.
Im Prinzip müsste es direkt greifen, d.h., ich helfe gerne dabei mit, es müsste ein Flugblatt geben, dass dann auch bei Kinderärzten, Kindergärten und bei der Krankenkasse sowie beim Jugend- und Sozialamt, sowie beim Landschaftsverband als Infobroschüre zu liegen hätte.
Es wäre wichtig, Eltern zu erreichen - bevor es die anderen tun, denn dann werden sie mit dem Wissen bombardiert, das ebend nicht in Zusammenarbeit mit Autisten entstanden ist, sondern werden mit dem gefüttert, was die Fachwelt meint begriffen zu haben.
Auch muss ich die eigene ehrliche Leistungsgrenze akzeptieren, ich hätte wahrscheinlich nicht die Kraft besessen, ohne Kindergarten klar zu kommen. Es war für mich eine Zeit lang wichtig, da ich ja mit zwei eigenen Kindern + Wochenendkind, leicht ins Schwimmen gekommen wäre. Andererseits, wäre es vielleicht mit gewissem Planungsgeschick gegangen. Doch das ist eine rückblickende Empfindung, damals mitten in der Situation, war ich einfach nur froh, dass er einen Kindergartenplatz hatte und gerne dorthin ging (Der 2. Kindergarten).
26.10.13, 18:59:51
Bicycle
Vielleicht klappt es besser, wenn man nicht nur das Thema Autismus einbringt, sondern jede Art der "Andersartigkeit".
Mit den Satz "Mein Kind ist anders als die anderen." fängt es schließlich häufig an.
Wenn bereits in der Schwangerschaft oder gar bereits davor (Angst-)Gedanken geschürt werden, was passiert wenn das Kind "nicht normal" ist, dann kann man denke ich auch da bereits ansetzen. Denn da beginnen denke ich mal auch die Erwartungen wie ein Kind zu sein hat.
26.10.13, 19:24:17
drvaust
... es müsste ein Flugblatt geben, dass dann auch bei Kinderärzten, Kindergärten und bei der Krankenkasse sowie beim Jugend- und Sozialamt, sowie beim Landschaftsverband als Infobroschüre zu liegen hätte.
Das ist, aus meiner Erfahrung, dort schwierig. Meistens gibt es dort Richtlinien, was wie ausgelegt werden darf, und Vorgesetzte, die das selber entscheiden wollen und nicht dafür entscheiden.
Wir haben gute Erfahrungen mit Büchereien, Sozial- und Kultur-Einrichtungen. Diese sind offener als Behörden und Firmen. Wenn man den Chef überzeugen kann, geht es gut.
Es wäre wichtig, Eltern zu erreichen - bevor es die anderen tun, ...
Wo kann man diese erreichen? Wenn die Eltern zu den oben genannten Stellen gehen, sind die Anderen meistens schon da, bzw. das sind die Anderen.
... "Mein Kind ist anders als die anderen." ...
Ja, das ist ein guter Ansatz, und anfangs das Hauptproblem.