13.07.13, 12:14:16
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An sich sind zivilisierte Debatten unter Autisten ja gut möglich, wie dieses Forum zeigt.
Wenn ich mir die bisherigen Organisationen von Autisten anschaue, die mir bisher weltweit bekannt sind, so weisen sie alle eine überragende Gründerperson auf, an der sich die Geister scheiden. Während NA in Organisationen zumindest manchmal Mitglied bleiben und Opposition leben, so scheint das unter Autisten doch sehr schwach ausgeprägt sein, so daß alle mir bisher bekannten Autistenorganisationen oder auch -foren letztenendes funktionieren wie ein Fanclub. Wenn ich das derzeit wieder einmal überlege, ist das Ergebnis in gewisser Weise paradox. Und dies führt wohl auch zur Zersplitterung der Szene, die zumindest mir oft nicht nachvollziehbar ist.
Wie könnte eine funktionierende demokratische Autistenorganisation gestaltet sein, die gleichermaßen von einer Anzahl von Autisten getragen wird, die bestimmte Überzeugungen vertreten? Oder wäre soetwas eher als Netzwerk unabhängiger Initiativen denkbar (auch kein neuer Gedanke von mir, der z.B. in die Strukturierung des Auties e.V. von Anfang an eingeflossen ist). Doch auch das scheint daran zu kranken, daß kein Wille besteht sich erforderlichen Debatten (und in dem Rahmen auch Kritik) zu stellen (Beispiel: Der kürzliche Auftritt eines "Auticare"-Vertreters (der dortige Oberguru der Neugründung?) hier im Forum). Es wird kaum verstanden, welchen Schaden diese Haltung im Großen und Ganzen verursacht.
Wenn ich meine bisherige Forenerfahrung berücksichtige, könnte ein Problem sein, daß viele Autisten subjektiv empfundenen Druck bei Entscheidungsfindungen oft nicht aushalten und deswegen lieber mitschwimmen statt mitgestalten. Anderswo werfen solche "Überautisten" auch mehr oder weniger rücksichtslos andere Autisten mit abweichenden Meinungen oder die Kritik an Verantwortlichen üben raus (Extremes Beispiel: Forum der Aspies).
An sich sind das Phänomene, die in NA-Grüppchen auch nicht unbekannt sind, dennoch gibt es NA-Organisationen deren Wirken tatsächlich auf vielen Aktiven beruht, die sich mit einer Sache auseinandersetzen. Am besten funktioniert das anscheinend, wenn es um ökonomische Vorteile der Mitglieder geht. Damit mann man Leute in dieser Welt offenbar sehr gut motivieren irgendwo wegen der Sache aktiv zu sein. Antidiskriminierungsaktivismus ist an sich auch etwas, das eigentlich ein hohes Interesse Vieler sein sollte. Aber irgendwie funktioniert das unter Autisten noch nicht so gut wie es eigentlich nötig wäre.
Ich frage mich warum und was man tun könnte das besser zu machen.
14.07.13, 03:17:51
drvaust
Das ist mir auch schon aufgefallen. Ich vermute, es liegt am geringeren Herdentrieb. Jeder Autist geht seinen Weg, und verbiegt sich nicht, um weiter dazuzugehören. Wenn sich die Wege trennen, dann ist man eben nicht mehr dabei (evtl. mit unangenehmen Veränderungen).
Wenn eine Organisation von Autisten länger besteht, dann gibt es entweder einen Anführer, der alle immer wieder 'zusammentrommelt' und organisiert. Oder es ist eine Gewohnheit, man ist schon lange dabei und will nichts ändern.
Die meisten Websites von Autisten sind von einer Person und werden nur von dieser Person gepflegt. Foren, offene Blogs und ähnliche Diskussionen sind selten.
Als Fanclub sehe ich das nicht, denn es geht kaum um eine Person, sondern eine Person (oder eine Gruppe) führt die Gruppe und alle laufen mit, solange sie nicht andere Wege gehen.
Es könnte sein, daß eine feste Organisation von Autisten schlecht funktioniert, weil sich Autisten kaum Gruppendisziplin beugen. Eher ein lockeres Netzwerk, in dem viele Initiativen starten und vielleicht von anderen Autisten unterstützt werden.