22.12.12, 10:38:45
feder
Das Haus Agathaberg hatte einmal eine
Bewohnerzeitung, die mittlerweile leider eingestellt wurde. Die alten Ausgaben können unter dem angegebenen Link noch eingesehen werden. Interessant finde ich darin die Selbstdarstellungen der Bewohner, so schreibt z.B. in der 1. Ausgabe einer zur Frage, was Autismus ist:
Zitat:
Quantum ist dafür da, um Sinnvolles und Planvolles zu machen und sich nicht immer mit der Fixierung zu beschäftigen.
Es soll Ablenkung sein von der Fixierung und man hat den ganzen Tag keine Langeweile. [...] Beim Autisten besteht die Gefahr, wenn er sich zu viel in sein Zimmer zurückzieht, kann es passieren, dass er in der Fixierung „hängt“ und nicht mehr „raus kommt“. Es passiert, dass man die Sachen nicht mehr macht, die zu machen sind. Alle autistischen Menschen haben auffällige Verhaltensweisen
( z.B. lachen, wozu es keinen Grund gibt). [...] Ich habe gelernt, dass in mei- nem Zimmer nicht alles gerade liegen muss. Manche Sachen liegen nicht mehr an der selben Stelle wie immer. Ich habe nicht mehr vor, ständig Sachen umzuräumen, weil dies dazu führte in einem System des „umräumen müssens“ gefangen zu sein. Es führte dazu, dass ich schlecht drauf war.
Glauben die Bewohner das tatsächlich?
Wie kann – jetzt mit Blick auf das Auswilderungsprojekt – diesen Autisten vermittelt werden, dass interne Strukturen viel entspannender sind, bzw. die eigene Ordnung nicht unterdrückt werden muss/nicht zu schlechter Laune führt?
22.12.12, 11:48:56
55555
geändert von: 55555 - 22.12.12, 11:51:03
In solchen Einrichtungen stehen Bewohner wohl meist unter großen Druck auch grob falsche Ansichten des Personals zu übernehmen, weil sonst Sanktionen erfolgen, die ziemlich weitreichend ausfallen können (selbst wenn das Personal das nicht bewußt tun würde). Da so eine Zeitung auch vom Personal gelesen wird könnte es natürlich sein, daß sich keiner traut seine tatsächliche Meinung zu schreiben. Darüber hinaus, kann diese Zeitung sogar für die Vermittlung solcher Indoktrination gedacht gewesen sein ("was das Personal sagt ist schon richtig, das erkennen sogar intelligente Bewohner"). Mein Eindruck war aber bisher eher, daß solche Autisten tatsächlich mehr oder weniger solche Dinge glauben, wenn sie ihnen lange eingetrichtert wurden. Das hat wohl mit psychischer Selbsterhaltung zu tun, denn es wäre wohl unerträglich in einem System interniert zu sein, das völlig absurde und hochgefährliche Ansichten zum eigenen Schaden vertritt? Das Personal wiederum ist oftmals gar nicht an den Bewohnern interessiert, nimmt sie zu großen Teilen wohl gar nicht wirklich als Menschen wahr und ist abhängig von ihren Vorgesetzten, die gewisse Ausbildungsinhalte vertreten. Der Konformitätsdruck innerhalb des Personals kam hier im Forum ja auch immer mal wieder in erschütternder Weise zur Sprache von Seiten solcher Angestellten die mehr oder weniger erfassen, was da eigentlich passiert. Diese Angestellten suchen sich dann oft eine andere Stellung, was wiederum eine negative Selektion des verbleibenden Pesonals darstellt.
In Bezug auf das Auswilderungsprojekt wird es sich wohl zeigen müssen wie soetwas sich entwickeln kann, aber ich habe da keine große Sorge.