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Klare Aussagen machen

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25.06.12, 16:18:44

55555

Aus einem Interview zum Thema Kindererziehung (ohne Autismusbezug):
Zitat:
Süddeutsche.de: Nun schleudert das Kind aber vergnügt mit Sand auf den Nebenmann, die Eltern müssen reagieren, belohnen den kleinen Übeltäter also mit Aufmerksamkeit - ein Dilemma ...

Rieckenberg: Nicht, wenn man es richtig macht. Man muss nicht bei jedem kleinen Fehler gleich eine Ermahnung quer durch den Raum rufen, die kommt sowieso nicht an. Sondern sich überlegen, ob einem die Angelegenheit wirklich wichtig ist, oder ob das Verhalten doch noch tolerabel ist. Wenn andere Kinder in Mitleidenschaft gezogen werden, muss man natürlich aktiv werden. Das heißt, nicht von der Spielplatzbank herüberschreien, sondern zum Kind gehen, es direkt ansprechen und sagen, was man sich wünscht: "Hör bitte auf, mit Sand zu werfen, der tut in den Augen weh. Schaufel den Sand stattdessen in den Eimer."

Süddeutsche.de: Muss diese Anweisung so exakt sein?

Rieckenberg: Oft wissen Kinder nicht gleich, was sie statt des Fehlverhaltens tun könnten, diese konkrete Handlungsorientierung hilft ihnen da heraus. Wenn sie dann normal weiterspielen, sollten Eltern das loben. So unterstützen sie das Verhalten, das sie sich wünschen - und nicht das Sandwerfen. Wer nur schimpft, belohnt ohne es zu wollen unangemessenes Benehmen mit Aufmerksamkeit.

Quelle

Wenn das sogar allgemein geraten wird, wieso fällt es vielen Nichtautisten dennoch anscheinend oft so schwer?
26.06.12, 14:42:57

Löwenmama

Das ist für mich normales elterliches Verhalten und gar nicht so schwer. Eltern schreien lieber mit ihren Kindern herum, statt ihnen zu sagen, wie es "richtig geht". Ist mir nach wie vor unbegreiflich...
01.07.12, 15:53:15

Hans

Als meine Mutter die Tochter vom Nachbarn gefragt hat,
wie sie denn heißt, antwortete das Kleinkind:
"Matinaneda!"

Für die Norddeutschen Teilnehmer eine Übersetzung:
"Martinalassdas!"
18.09.12, 12:28:23

70609

Einzig logische Folge: die NT's haben verlernt, richtig zu sprechen. Wenn sie dann eine Person treffen, die richtig sprechen kann, sind sie überfordert.
03.03.13, 20:49:39

Alabama Man

geändert von: Alabama Man - 03.03.13, 20:49:57

[Ironie]Ja, genau, Kinder legen nur deswegen „Fehlverhalten“ an den Tag, weil es ihnen an Alternativen mangelt.[/Ironie] Dass auch Kinder einen Grund für ihre Handlungen haben könnten, steht ja eh nicht zur Debatte, wird dies schließlich in der Psychologie ja selbst bei Erwachsenen in Zweifel gezogen.

Bei „belohnen den kleinen Übeltäter also mit Aufmerksamkeit“ kommt mir auch die Galle hoch. Schade, dass es für Leute, die so denken noch keine Heilmethoden gibt.
04.03.13, 22:41:37

Fundevogel

Schreien ist in der Gesellschaft tabuisiert. Wer also öfter mal seinen Frust rausbrüllen will, sollte mit seinem Kind auf den Spielplatz gehen und sich dort ausgiebig stimmlich austoben. Das schafft Wohlbefinden und Gesprächsstoff, der wiederum stimulierend auf die anderen erwachsenen Spielplatzbesucher wirkt.
Diese Art der Konfliktlösung durch Mitmachaktion vererbt sich durch Nachahmen.;)
24.03.14, 15:37:48

Larsen46

hahahahahahahaha, wie süss!
08.04.14, 19:43:02

Pinja

Mir ist - mal unabhängig davon, ob es den Umgang mit Kindern betrifft oder nicht- bei vielen Menschen aufgefallen, dass sie von nahen (manchmal auch nicht so nahen) Menschen eine Art Gedankenlesen zu erwarten scheinen. Dies ist oft der Grund für Streit und Missverständnisse.

Geht mir selbst auf einigen Ebenen genauso und ich finde es schwer, mich da immer dran zu erinnern, beispielsweise dem Partner gezielt zu sagen, welches Verhalten man sich wünscht, anstatt sich zu ärgern, dass es nicht kommt.

"Was kann der andere wissen" scheint wirklich nicht immer so einfach zu sein. ;)
25.05.14, 22:26:02

Josephine

Zitat von Pinja:
Mir ist - mal unabhängig davon, ob es den Umgang mit Kindern betrifft oder nicht- bei vielen Menschen aufgefallen, dass sie von nahen (manchmal auch nicht so nahen) Menschen eine Art Gedankenlesen zu erwarten scheinen. Dies ist oft der Grund für Streit und Missverständnisse.

Ich war immer dazu gezwungen, das Verhalten anderer zu deuten, damit ich mich als Kind und Jugendliche zurecht finden konnte. Heute fällt es mir leicht, mich in andere hineinzuversetzen, und daher habe ich auch keine Schwierigkeiten, meine autistische Tochter zu verstehen.

Aber ich merke auch, dass andere nicht so auf meine Befindlichkeiten reagieren und gehe eigentlich davon aus, dass ich es anderen leicht mache. Vielleicht liegt darin das Problem, und ich sollte weniger empathisch sein, damit nicht alles als selbstverständlich genommen wird und man mir auch mal entgegenkommt. Ich denke manchmal, dass ein empathischer Mensch leicht auf Egoisten hereinfällt.
21.10.14, 14:48:57

LaPapillonne

Erst jetzt, über ein Jahr nach der Diagnose, fällt mir langsam und immer mehr auf, wie sehr ich verwirrt werde durch bislang (nicht nur mir gegenüber, auch generell) als "normal" getätigte Aussagen, die jedoch eben in den allermeisten Fällen unpräzise sind.

Ich muss jeden Menschen immer bitten ganz extrem präzise zu sein. Gerade in Schriftform (Chat, Forum, etc.). Mein Hirn scheint "Syntax Error" zu schreien, sobald etwas nicht in genauem Bezug zu etwas anderem, erkennbaren steht.
Zudem, aber dies ist ein anderer Aspekt, der mich um ein Vielfaches mehr belastet, ist, dass ich die mitgeteilte Information, so sie dann nicht wie o.g. "zuordnungsbar" ist, VERGESSE. WIE oft wird mir dies angekreidet (RW)...: "Hast du das etwa schon wieder vergessen!? Hörst du nciht zu!?" - und dabei war oder bin ich nahe an der Implosionsgrenze, weil mein Hirn so hart rattert.
Ich habe noch keine Methode gefunden damit umzugehen oder eine "Enthinderungsstrategie" für mich zu etwickeln; ch könnte evtl. einen künstlichen Bezug herstellen, im Volksmund eine Eselsbrücke, aber dies ist sehr anstrengend - und meist plätschert eine "Syntax Error"-Information unbemerkt von links nach rechts durch mein Hirn (symbolisch), sodass ich sie gar nicht recht erfassen kann, geschweige denn mit einer Eselsbrücke dauerhaft speichern könnte.
 
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