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Journalistischer Selbstversuch: Polyphasisches Uberman - Schlafkonzept

original Thema anzeigen

16.06.11, 17:26:54

55555

Vielleicht interessiert es den einen oder anderen, einige geschilderte Auswirkungen sind ja schon ziemlich interessant:
Zitat:
Knapp zwei Wochen lang habe ich mich am sogenannten Uberman-Schlaf versucht. Das ist ein alternatives Schlafkonzept, das die eigene Leistung steigern soll - daher auch die Ableitung von Nietzsches "Übermenschen".

Der Uberman-Schlaf gehört zu den polyphasischen Schlafmustern. Die meisten Menschen schlafen monophasisch, also jede Nacht circa acht Stunden am Stück. Dem gegenüber stehen polyphasische Methoden, die den Tag in mehrere Nickerchen unterteilen. Als härteste Gangart zählt der Uberman. Hier schläft man alle vier Stunden für 20 Minuten, insgesamt also zwei Stunden am Tag. Übrig bleiben 22 Arbeitsstunden. Oder anders gerechnet: Auf einen Tag schlafen kommen zwölf Tage wach sein.

Das Ziel ist es, dem Körper kurze Schlafphasen anzutrainieren, um so direkt in die REM-Phase zu rutschen. Die REM-Phase ist jener Moment der Nacht, in dem der menschliche Körper am meisten entspannt und am häufigsten träumt. Der Rest davor und danach ist, wie man im Elite-Uni-Zeitalter sagen würde: ineffektiv. Wer etwas auf sich hält, trotzt dem Schlaf die Entspannungsphasen ab und lebt mit maximaler Erholung bei minimalem Zeitaufwand.

[...]

Polyphasische Schlafmodelle hat es im Laufe der Geschichte immer wieder gegeben. Leonardo da Vinci und Thomas Edison sollen Freunde der Schlafteilung gewesen sein. Heute wenden vor allem Leistungssportler, Soldaten und Astronauten polyphasische Schlafmodelle an. Und in Amerika gibt es genügend Anhänger, die sich in Schlafgruppen organisieren. Sie takten ihr Leben nach dem Uberman-Modell und halten sich gegenseitig wach. Nur in Deutschland hat man das Polyphasen-Modell bisher, nun ja, verschlafen.

Aber ich nicht: Ich habe den Schlaf bezwungen! Tatsächlich entdecke ich an der Uni plötzlich überall lange Gesichter. Ein Gähnen hier, ein Augenreiben da. Der ganze Campus befindet sich im Dornröschenschlaf. Nur ich bin munter. Energiegeladen. Überdreht. Nach der ersten Testwoche fühle ich mich, als könnte ich ewig so weitermachen. Meine Lektüre schaffe ich mit links, schwierige arabische Quellen übersetze ich ohne Murren. Ich bin selbst überrascht, was ich meinem Körper alles zumuten kann. Mein Arzt meint: "Der Mensch ist ein ziemliches Tier." Recht hat er!

[...]

In der Nacht zum zehnten Tag werden die Stunden plötzlich sehr lang. Ich habe einfach nichts mehr, was ich lernen könnte, lernen wollte. Stattdessen will ich endlich ein bisschen Ruhe. Erholung. Nur mal kurz hinlegen, die Augen schließen, den Rücken entlasten. Wachbleiben ist plötzlich kein Segen mehr - es wird zur lästigen Pflicht. Zuletzt rutsche ich immer wieder in kleine, sekundenlange Schlafphasen.

Quelle
16.06.11, 23:28:33

Hans

Da haben schon vor vielen Jahren viele verschiedene Leute was geschrieben.
Ich habe alles mögliche an Schlafrhytmen und Philosophien ausprobiert.
Ergebnis:
Das Schlafbedürfnis ist variabel !
Ein festes Schema bei zu behalten ist tatsächlich nicht gut.
Der Körper gibt Signale, auf die sollte man hören lernen
und anerzogenes ablegen, dann wird alles gut ;)

Was ich aber auch festgestellt habe ist,
daß man tatsächlich weniger Schlafstunden braucht, wenn man den Schlaf auf den Tag verteilen kann.
Ich kam da auf sechs statt neun Stunden.
Da waren zwei Stunden Schlaf in der Mittagspause und vier in der Nacht das ideale Verhältnis.
Ich habe auch wo gelesen, daß es seit hunderttausend Jahren in unseren Genen steckt,
daß man mal in der Nacht raus muß beim Feuer nachlegen und wilde Tiere verscheuchen.
Das lebe ich oft und es geht mir dabei gut, nur wilde Tiere gibt es halt nicht mehr.

Etwa zwei Jahren nachdem ich das aktive Fernsehen beendet hatte,
schlief ich wieder ohne schlimme Träume.

Nachdem ich einmal im Schlaf überfallen wurde,
schlief ich ein paar Jahre sehr leicht und wurde bei kleinsten Geräuschen wach.
Das gibt sich nur sehr langsam wieder.
17.06.11, 02:04:07

drvaust

Der Schlaf besteht nicht ohne Grund aus verschiedenen Phasen.
Der REM-Schlaf ist zur Aufarbeitung der täglichen Eindrücke und Gedanken. Die Muskulatur ist überwiegend entspannt, aber Gehirn und Kreislauf sind sehr aktiv. Das ist intensive geistige Arbeit. Eine kurze Zeit lang kann man, nur mit REM-Schlaf, hohe geistige Leistungen bringen.
Aber die anderen Schlafphasen sind auch wichtig. Ohne geistige Entspannung schaltet das Gehirn bald ab, ohne komplette körperliche Entspannung schaltet der Körper bald ab. Auch der menschliche Körper hat eine automatische Notabschaltung, da wird dann zwangsweise abgeschaltet.
Man kann den Schlaf teilweise optimieren, mehrere Schlafeinheiten, besonders Mittagsschlaf, sind oft vorteihaft. Aber alle Schlafphasen sind wichtig und der lange Schlaf, mit mehrmals allen Phasen, kann nicht lange verhindert werden.

17.06.11, 08:38:35

55555

@Hans: Was die Befolgung fester Schemen angeht stimme ich dir völlig zu, ich denke das ist etwas für "Anfänger" die sich erst darin erleben müssen. Da ist es hilfreich ein festes Schema zu haben. Der Autor hat es nicht lange probiert, die Begründung weswegen er wieder aufhörte liest sich für mich wie eine "kalkulierte Beruhigung" der Leser: "Es ist doch alles gut wie du es (wahrscheinlich) machst."

@drvaust: Soweit ich weiß kann ein Mensch dauerhaft mit deutlich weniger Schlaf auskommen als üblich. Dies setzt soweit ich sehe jedoch voraus, daß der Mensch bewußt seine Erlebnisse wach schon "vorverarbeitet".
18.06.11, 07:43:39

drvaust

Zitat von 55555:
Soweit ich weiß kann ein Mensch dauerhaft mit deutlich weniger Schlaf auskommen als üblich. Dies setzt soweit ich sehe jedoch voraus, daß der Mensch bewußt seine Erlebnisse wach schon "vorverarbeitet".
Mit weniger ja, aber nicht so extrem und nicht nur mit REM-Schlaf.
Ich kann, mit Entspannungübungen, meinen Schlaf verkürzen. Aber nur um maximal 2 Stunden.
Vielleicht kann mit speziellen Übungen auch der übrige Schlaf verkürzt werden. Aber ich glaube nicht, auf 2 Stunden täglich.
18.06.11, 09:03:14

55555

4 Stunden halte ich auf jeden Fall für einen langfristig realistischen Wert, aber eben nur unter gewissen Voraussetzungen. Ich kann mir vorstellen, daß es auch weniger tun kann. Dennoch sollte man damit vorsichtig sein, Schlaf ist wichtig.
18.06.11, 11:52:50

Bicycle

Man kann auch eine Leermeditation als Ersatz für den Schlaf nehmen. Vielleicht auch als "Teilersatz", falls man mal zwischen drinnen müde wird.

In der Schulzeit habe ich eigentlich fast jede Nacht zwischen 2 und 5 Stunden geschlafen und war trotzdem die restliche Zeit hellwach.
Als ich dann keine Schule mehr hatte, war meine Schlafzeit zwischen 4 und 14 Stunden und bin immer in's Bett, sobald ich müde war und bin aufgestanden, sobald ich wach war. Also hab ich da nicht wirklich auf irgendwelche Tages- und Nachtzeiten geschaut.
Jetzt schlafe ich wieder seit 2 Wochen geregelt in der Nacht, was mir, nach anfänglichen Schwierigkeiten, keine Probleme macht und schlafe wieder zwischen 4 und 10 Stunden.

Irgendwo stand mal, dass man erforscht hat, dass 5 Stunden schlaf völlig reichen und alles darüber nur einen wieder schneller müde werden lässt. Wurde das nicht irgendwie für die Bundeswehr erforscht?

Das mit den "immer mal wieder kürzere Zeit schlafen", kann ich mir bei mir nicht so recht vorstellen. Ich schlaf dann doch lieber am Stück, selbst wenn das dann von der Zeitspanne genauso lange wäre.

Kommt wohl total auf die Person an, wie sie sich eben wohl fühlt.
Bringt ja auch nichts, wenn man sich dazu zwingt alle paar Stunden paar Minuten zu schlafen und dabei macht einen das nur psychisch fertig.
Was der "gesündeste Schlaf" ist, lässt sich wohl lange darüber diskutieren.
Ich denke mal alles hat seine Vor- und Nachteile.
 
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