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Verhalten

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25.04.11, 16:39:27

wolfskind


wenn ich irgendwo laufe und jemand etwas zu mir sagt schalte ich oft sehr spät bzw merke erst spät dass man mich meint und mit mir redet. bis dahin ist der satz schon gesagt oder die frage gefragt und ich werde verwirrt angsehn. weil ich dann auch verwirrt bin gehe ich dann weiter. ohne etwas gesagt zu haben. und denke mir, naja ich hatte ja auch die stöpsel im ohr, man hätte sich denken können dass ich nicht höre wenn etwas gefragt wird, zwinkern.

19.06.11, 01:50:20

mor

Da war ich mal wieder auf einer Landstraße am Gehen, da kamen zu unterschiedlichen Zeiten je ein Auto (eins bremste vor mir, legte den Rückwärtsgang und hielt neben mir) und sie fragten mich, ob sie mich mitnehmen könnten (War in einem Auto eine Frau und im anderem anderem ein Mann). Da ich ihnen zu verstehen gab, dass daraus nix wurde, fuhren sie wieder.

Ein anderes mal war ich wieder zu Fuß auf einer Landstraße und für die gegenkommenden Autos sichtbar, da hupt plötzlich ein Auto und fährt an mir schnell vorbei.

Noch ein Verhalten, was ich so im Nachdenken an mir bemerkt habe. Ich bin wohl irgendwie extrem, wenn es darum geht, dass ich durch Menschenmassen mal musste. Entweder ich versuche, niemanden zu berühren und verrenke mich oder ich bin agressiv und gehe agressiv durch, egal, ob ich dabei grob bin.

Bei mir gibt es da wohl kein mittelmäßig?

Auch war ich mal am Gehen, da kommt so ein Mann an mir vorbei, der hatte quasi links (von mir gesehen) viel Platz zum Vorbeigehen gehabt. Was macht er? Er kürzt ab und geht läuft nahe an mir vorbei.
19.06.11, 16:13:09

Antika

Zitat von mor:
...Entweder ich versuche, niemanden zu berühren und verrenke mich oder ich bin agressiv und gehe agressiv durch, egal, ob ich dabei grob bin.


Willst du damit sagen, dass du die Menschen einfach umrennst, oder wie meinst du das?

Ich gehe da lieber Umwege, als dass ich mich durch eine Menschenmenge bewegen würde. Das würde mich zu sehr stressen und gereizt machen. Aber agressiv bin ich bisher noch nicht geworden.
19.06.11, 16:42:11

wolfskind

ich kenne das was mor beschreibt.
wenn es zu viel wird
und ich zu lange erfolglos versuchte auszuweichen,
muss ich da dann raus! und zwar dringend!
und dann kann es schon sein dass ich wie "gestochen" zwischen den leuten durchtrampel.
manche beschweren sich dann, aber ich kann es nicht ändern.
wenn man mir nicht genug platz lässt und mich einquetscht,
löst das eine art panik-flucht-aggression aus.
19.06.11, 21:38:36

mor

Zitat von Antika:

Willst du damit sagen, dass du die Menschen einfach umrennst,
:D Ich stelle mir das grad vor. Das wäre für mich nicht so einfach, Menschen umzurennen, die größer sind als ich. Eher wäre es umgekehrt, dass Leute mich umrennen könnten.

Ich nenne es mal anders, sie anrempeln, wenn ich agressiv bin oder durch Berührungen agressiv werde.
23.06.11, 05:35:49

drvaust

Zitat von mor:
da kommt so ein Mann an mir vorbei, der hatte quasi ... viel Platz zum Vorbeigehen gehabt. ... Er kürzt ab und geht läuft nahe an mir vorbei.
Vermutlich hatte der eine andere persönliche Distanz. Er nahm den kürzesten Weg, eine kurze leichte Berührung ist auch nicht schlimm. Für Dich war das aber unangenehm nahe, Du wärst möglichst weit ausgewichen.

Dein Verhalten in Menschenmassen kenne ich von mir. Ich versuche Menschenmassen zu meiden oder zu umgehen. Wenn ich durch muß, versuche ich möglichst niemand zu berühren, laufe Slalom, schlüpfe durch Lücken usw.. Wenn ich aber nicht ohne Berührung durch komme, ist mir das sehr unangenehm, ich rege mich auf und will nur noch schnell durch. Dann ramme ich mich durch die Masse, nur raus hier. Wenn ich aufgeregt bin und Angst habe, werde ich wütend, dann kann ich mich auch mal durchschlagen.
Ich finde das nicht extrem gegensätzlich. Möglichst vorsichtig und vermeidend, wenn das nicht geht, dann schnell durch.

Auf der Landstraße, hast Du Dich da normal verhalten? Oder nur richtig?
Vielleicht hast Du Dich ungewöhnlich verhalten, vielleicht wirktest Du ungewöhnlich und fielst dadurch auf, so daß die Leute reagierten. Vielleicht läuft kein 'normaler Mensch' auf der Landstraße, sondern abseits oder fährt.
23.06.11, 08:14:15

Leah

Wenn ich als Kind durch eine fast leere Fußgängerzone in meiner Heimatstadt ging, konnte ich feststellen, dass es recht häufig zu Situationen kam, die zu Beinahe-Karambolagen mit anderen Menschen führten. Ich habe mich dann gefragt, welche Anfangsbedingungen wohl herrschen müssen, damit so etwas passiert (um welche Uhrzeit wo weggegangen, Laufgeschwindigkeit, welches Ziel auf welchem Weg usw. von beiden Beteiligten) und kam zu dem Ergebnis, dass dieses Ereignis ein zufälliges ist.

Wenn ich allerdings aus heutiger Sicht eine psychologische Komponente in meine Überlegungen einfließen lasse, so könnte es sein, dass viele Menschen sich zu anderen "hingezogen" fühlen, was dann dazu führt, dass sie sogar auf einem "weiten Feld" die Wege der anderen kreuzen.
23.06.11, 12:14:04

mor

Zitat von drvaust:
Er nahm den kürzesten Weg, eine kurze leichte Berührung ist auch nicht schlimm.


Berührt hatte er mich nicht. Aber ich fand, der war viel nahe an mir vorbei. Ich habe wohl einen größeren "Schutzbereich" um mich rum.

Zitat von drvaust:
Ich finde das nicht extrem gegensätzlich. Möglichst vorsichtig und vermeidend, wenn das nicht geht, dann schnell durch.


Wenn ich bedenke, wie das auf mich wirken würde, wenn man mich jetzt anrempeln würde. Ich würde ihm da nachschauen und mich fragen, was das sollte. Obwohl ich weiß, wie meine Reaktion sein kann, wenn ich durch Menschenmassen durch müsste, wundere ich mich über das Verhalten, wenn jetzt jemand anderes mich anrempeln würde.
Zitat von drvaust:

Auf der Landstraße, hast Du Dich da normal verhalten? Oder nur richtig?
Was "normal Verhalten" auch heißt. Wenn kein Fußweg dort ist sondern nur Landstraße, dann läuft man auf der linken Seite, so dass die entgegenkommenden Autofahrer einen sehen und man selbst sehen kann, dass ein Auto kommt und falls nötig ist, ihm auszuweichen, falls der Autofahrer einen nicht bemerkt haben sollte.
Zitat von drvaust:

Vielleicht hast Du Dich ungewöhnlich verhalten, vielleicht wirktest Du ungewöhnlich und fielst dadurch auf, so daß die Leute reagierten. Vielleicht läuft kein 'normaler Mensch' auf der Landstraße, sondern abseits oder fährt.
Was ich schon bemerkt habe, wenn ich die in die vorbeifahrenden Autos geblickt hatte, wie viele Autofahrer mich angeblickt hatten. Ich hatte Reisekoffer bei mir. Oder eventruell ist es nicht normal, dass da überhaupt Leute laufen?
13.11.11, 11:41:51

mor

Auch wieder so ein Verhalten. War das als Spaß gemeint?:

ich stand mal in einer Bahnhof in einer Ecke (um möglichst weit weg von den Menschen am Bahnhof zu sein und meine Ruhe zu haben) an einer Gebäudewand angelehnt- Halb Versteckt-halb sichtbar wohl und warete auf Jemanden.

Da kam so ein Mann vorbei und meinte so was wie " ja, pass gut auf, dass das Gebäude nicht umfällt" oder so ähnlich. "Lehn dich gut dran, dass sie nicht umfällt" oder irgendwie so was ähnliches. Ich verstand es zwar, aber ich verstand nicht, warum er das gesagt hatte. Ich war doch eigentlich fremd für ihn.

Soweit ich mich erinnern kann, habe ich darauf nicht erwidert. Was hätte ich auch darauf richtige erwidern können?

Er ging dann an mir vorbei und ich war wieder darauf bedacht, dass er mir nicht streifte.

Da war noch etwas entsprechend auf meine Einschätzung auf mein Alter.
Ich stieg in einen Bus ein und beim Fahrkartenkauf im Bus fragte der Busfahrer, ob ich über 15 Jahre alt wäre. Ich bejahte es. Er sagte dann noch irgendwas in dieser Sache und erwähnte noch die Zahl 13.

Er meinte mit der 13 wohl das Alter. Sehe ich wie 13 Jahre alt aus?
Mann wird wohl jünger geschätz als man ist.
13.11.11, 12:43:53

55555

Der Mann könnte deine Haltung seltsam, nicht modisch gefunden haben und könnte daher eine Bemerkung gemacht haben, die unter NA als "sozialer Anpassungsdruck" wirkt. In diesem Sinne wird es eine eher abwertende Bemerkung gewesen sein, durch die er wohl eine Art von Herablassung ausdrückte. Reagiert man darauf gelassen kann jedoch mitunter ein Kontakt zustandekommen, der dann nicht unbedingt in dieser Haltung des anderen bleibt. Das kann auch schnell wechseln.

Auf soetwas nicht zu reagieren kann man schon als richtig betrachten, wenn man keinen Wert darauf legt mit der Person in Kontakt zu treten.

Hatte der Busfahrer dir denn eine Karte für unter 15-Jährige verkauft?
13.11.11, 13:20:30

schuschu

... ich vermute , dass der Mann mit sich selber unzufrieden war.
...Wenn ich mir meines Selbstwertes bewusst bin und zufriedenheit fühle,hab ich auch keinen Grund andere in ihrem Handeln zu bemängeln.
Leider ist vielen (ich gehe jetzt mal von NA aus, bei Autisten weiss ich es nicht) nicht klar, dass kein anderer für das wie ich mich fühle zuständig ist....meinen Beobachtungen nach glaube ich, dass sie ihre Unzufriedenheit auf ihr Umfeld projezieren.

In solchen Situationen hab ich für mich zwei Strategien entwickelt:
-Entweder ich gehe nicht in Resonanz, bleibe bei meiner Wahrheit(z.B.weiter an der Wand gelehnt )und stelle mir einen imaginären Spiegel vor der vor mir steht und zwar mit der spiegelseite zum "Mann"

-oder ich frage nach, wie er das denn meine, weil ich nicht verstehe, warum er das sagt.

Ich hätte es auch kurz fassen könnenmit den Worten: ich schliesse mich den worten von 55555 an.

Herzliche Grüsse
schuschu
13.11.11, 14:11:21

schuschu

Mein Sohn und ich wollten gestern einen Karpfen essen.
Dazu sind wir in eine Gaststätte.

In der sassen nur zwei Gäste.

Der Gastwirt wirkte sehr nervös und ich hörte ihn in der Küche schimpfen.
Als er zu unserem Tisch kam, sagte er, dass wir sehr lange warten müssten, da erst ab 17.00h Betrieb ist.Auf der Tafel an der Tür stand aber : Samstag von 10.00 bis 23.00 h durchgehend geöffnet.
Dann meinte er, er würde uns den Karpfen machen.
Ich fragte meinen Sohn ob es beim Karpfen für ihn bleibt, oder ob er wie gewohnt erstmal die Karte haben wollte.
Der Wirt antwortete, dass er nur eine Ausnahme mache und es ausser Karpfen nichts zu bestellen gäbe.
Er war sehr nervös und wirkte auf mich überfordert...

Mein Sohn fuhr sein Fingerboard auf dem Tisch da meinte der Wirt, dass die Tischdecke sauberbleiben müsse bis Montag.*
Ich hab mich entschieden, zu gehen, da ich gemerkt habe, dass mein Sohn im Begriff war sich anzupassen und er aber in dieser unpassenden Umgebung sein Fingerboard zur Beruhigung und zur Sicherheit brauchte.
So habe ich das auch dem Wirt gesagt und wir sind gegangen.
Draussen sagte mir mein Sohn, dass er froh ist , dass ich das so gemacht habe.

Früher hätte ich mich das nicht getraut.

(*..das Fingerboard hätte nichts schmutzig gemacht und ich frage mich, ob der Wirt anderen Gästen, zum Beispiel auch mit Kleinkindern , sagt, sie dürfen die Tischdecke nicht bekleckern).
Da hätte er sich bei mir ziemlich geärgert, weil ich meist kleckere.
 
 
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