Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 

Wie erreiche ich mehr NT-Kompatibilität?

original Thema anzeigen

 
09.01.11, 22:49:13

biene63

Hallo,

mein jüngerer Sohn ist mittel-bis hochgradig schwerhörig und Asperger-Autist. Und ich bin infolge diverser Teilleistungsstörungen stark hypersensitiv und dyspraktisch, mit starkem sozialem Rückzug / also faktisch "autistisch" aufgewachsen....NT-Kompatibiliät muss ich mir per Verstand erarbeiten...leider gibt es keine entsprechenden Lehrbücher und Seminare.

in den vergangenen zwei Tagen hab ich im Forum Rehakids bei den NT-Eltern autistischer Kinder heftig gewettert, die sollen aufhören ständig nur zu jammern und stattdessen sich endlich mit den Erfahrungen autistischer Erwachsener bzw autistischer Elternteile beschäftigen - diese NT´s sollen von Autisten lernen - anstatt ihre Lebenskraft in soviel Gejammer zu verplempern!

Meine Intention hat nur arg begrenzt geklappt. Ich hab per PN einigen wenigen Zuspruch und Anerkennung für meine "interessanten, erfrischenden, genialen" Beiträge erhalten. Das hat mich gefreut. Zu diesen Leuten werd ich gern weiterhin per PN Kontakt halten.

Und ich hab reichlich Gegenwind von diesen Dauerjammer-Mamis erhalten, die sich wohl in ihrer Tour gestört gefühlt hatten....

Nun ja, bei den Rehakids hatte ich vor einigen Jahren mal mitgeschrieben und mich daraus dann wieder verabschiedet. War mir dort zu langweilig.

In der vergangenen Woche hab ich Kontakt erhalten zu zwei Müttern, die bauen grad eine Selbsthilfegruppe für hörgeschädigte Autisten auf - da möcht ich gern mitmachen. Und diese zwei Mütter lesen-schreiben halt mit bei Rehakids - darum hatte ich mich dort neu eingeloggt.

Ich versuch mich nun zu schulen: Wie komm ich mit den NT´s in dieser sich aufbauenden Selbsthilfegruppe gut-besser klar, als es mir zB mit meinen Postings bei Rehakids möglich war?...Es ist mindestens eine gehörlose Mutter eines gehölosen Kanner-Autisten in dieser Gruppe - mit der sehe ich eher geringe Schwierigkeiten auf mich zukommen, weil ich gern gebärdensprachlich kommuniziere...Deutsche Gebärdensprache schützt mich gut vor auditiven Overloads...das ist mir sehr angenehm, darum mag ich den Kontakt zu Gehörlosen und freu mich auf den Kontakt zu dieser Mutter.

Es gibt eine andere hörende NT-Mutter eines gehörlosen HFA-Autisten...die kenn ich bereits aus Real Life / persönlich getroffen....mit der steh ich eher auf sensorischem Kriegsfuss. Und auf solche "für mich schwierigen Kontakte" versuch ich mich zweckmässig vorzubereiten. Ihren Sohn mag ich allerdings sehr gerne und die Kommunikation per DGS klappt mit ihm auch gut.

Ach so - bezüglich dieser Kombination "Autismus UND Hörschädigung" sind wir bisher bundesweit mit mir nur 6 Eltern - denn diese Kombination ist halt ziemlich selten.

Bei den Rehakids wurde mir die Teilnahme an einem Seminar zur Gesprächsführung empfohlen. Nun ja, ich war immer und bin noch ein Extrem-Autodidakt. Ich kann nur arg bedingt von der direkten Präsenz eines Menschen lernen. Besser sind für mich Links, elearning, Bücher, DVD´s...alles, was ich kontrolliert vor-zurück-spulen kann und kanns mir endlos wiederholt neu anschauen. Ich muss mich auch weiterhin vor Sensorischen Overloads schützen - egal, ob NT´s das grad im Gedächtnis haben oder nicht...

Vorschläge von NT´s...was haltet Ihr für hilfreich?

Fragen und Hinweise sind willkommen. Danke für Eure Mühe. lg biene63
09.01.11, 23:45:43

Fundevogel

Aufnahmen von Theaterstücken, da dort im Regelfall eine intensivere Mimik eingesetzt wird. Die Aussprache ist meist auch akzentuierter, da "klassische Schauspieler" alter Schule eine Sprachausbildung haben. Angebot ist nicht besonders umfangreich...viel Volkstheater.
10.01.11, 10:17:51

starke Dame

geändert von: starke Dame - 10.01.11, 10:19:40

Hallo Biene63,

was halte ich für hilfreich.

Ich denke bei einem NT ist es wichtig, dass Du nicht immer die Wahrheit sagst.

Sie jammern, das ist so, sie wollen aber nicht daran erinnert werden und anstatt eine helfende Hand anzunehmen, schimpfen sie, da sie beleidigt wurden.

Warum ist diese Reaktion so?

Ich nehme mich als Beispiel:

Ich habe damals hier nach Antworten gesucht, trotzdem musste auch ich eine Art Trauer überwinden, ich habe mich damals von meinen Erwartungen an mein Kind verabschiedet und alles in meinem Kopf gelöscht und sehe einfach nur noch den Tag. Was er für Interessen hat, ich biete mehrere Dinge an und schaue was er machen will, das andere wird einfach nicht erzwungen.

So vorzugehen ist nicht immer leicht. Ich muss mich immer erklären, warum, wieso er dies oder das nicht kann. Warum ist er komisch, warum verweigere ich die Zusammenarbeit mit dem ATZ, warum will ich bei ihm keine Therapien beim ATZ durchführen lassen, usw....


Denn mein Sohn geht seinen Weg, er erkundet die Welt, die Menschen auf seine Art. Er entwickelt sich und macht Fortschritte. Er bestimmt was er wann macht und ich werde ihn nicht in diese angepasste Form pressen, da er Autist ist und das ist seine Persönlichkeit. Ich möchte in nicht dazu bringen, dass er sich verstellt, sein Selbstbestimmung verliert und am Ende, tieftraurig angepasst unter NT´s lebt und doch einsam ist.

Mein Bauchgefühlt sagt mir ganz deutlich - so wie wir das machen muss es sein und ist für uns der einzig richtige Weg. Ein Weg ohne TEACCH, ABA, oder Verhaltenstherapie. Alles sind für mich rote Tücher.


Andere Mütter gehen diesen Weg, das Kind wird konditioniert, es wird angepasst, natürlich empfinden sie in dem Alltag den Kampf mit ihrem Kind immer wieder kräfteraubend, doch sie gehen ihn, es muss so sein. Sie verplempern ihre Energie in diesen täglichen Kampf anstatt sich auf Autismus einzulassen.

Nach ein paar Jahren Kampf können sie nicht anders, sie müssen jammern über:

- er spielt nur noch mit Wasser,
- er spricht immer die gleichen Worte und treibt mich in den Wahnsinn,
- er kreischt,
- er wird von Tag zu Tag schrecklicher,
- ich kann nicht mehr, ich überlege an eine externe Unterbringung,

die Liste unendlich lang. Sie sehen sich als Opfer und dann sagst Du ihnen, sie jammern, selbst wenn es so ist und das Gejammere Zeitverschwendung ist.

Und sie doch mal an Temple Grandin denken sollen, Leben wie ein glückliches Tier, das wäre ein Ziel. Das Jammern bringt sie nicht weiter, doch wirst Du soviel Verständnis in wenig NTs wecken können, dass es besser ist, manches nicht zu schreiben, wenn Dir an eine Zusammenarbeit mit NTs liegt.
10.01.11, 11:04:36

biene63

geändert von: [55555] - 12.01.11, 01:38:28

[Kettenbeiträge zusammengeführt, mfg [55555]]

@Fundevogel: Theater anschauen hilft mir nicht. Da werden nicht die Inhalte gezeigt, die für mich mit Lerneffekt wären.

Andere Form von "Theater"...Theater selbst machen wäre für mich hilfreich...wenn es das passende Stück wäre....find ich aber nicht.

Ein gangbarer, nützlicher Kompromiss ist für mich Gebärdensprache. Da hab ich massenhaft Notwendigkeit selbst Mimik einzusetzen und diese selbst zu spüren....sofern ich solchen Inhalt gebärdensprachlich ausführen konnte, im Kontakt mit GL klappt es oftmals mit hörenden NT´s auch....nach einigen Wochen.

lg biene63


Hallo starke Dame,


Zitat von starke Dame:
Ich denke bei einem NT ist es wichtig, dass Du nicht immer die Wahrheit sagst.

Sie jammern, das ist so, sie wollen aber nicht daran erinnert werden und anstatt eine helfende Hand anzunehmen, schimpfen sie, da sie beleidigt wurden.

........
die Liste unendlich lang. Sie sehen sich als Opfer und dann sagst Du ihnen, sie jammern, selbst wenn es so ist und das Gejammere Zeitverschwendung ist.

Und sie doch mal an Temple Grandin denken sollen, Leben wie ein glückliches Tier, das wäre ein Ziel. Das Jammern bringt sie nicht weiter, doch wirst Du soviel Verständnis in wenig NTs wecken können, dass es besser ist, manches nicht zu schreiben, wenn Dir an eine Zusammenarbeit mit NTs liegt.

Wie ist der Filter beschaffen, den ich anwenden muss um rauszufinden, in welchen Momenten "nicht die Wahrheit" geschrieben werden muss? Wie kriegt man raus, "was besser nicht geschrieben" werden sollte?...welches sind die Ermessens-Faktoren dafür / gibt es dafür Parameter?

Wieviel Small Talk / Begrüssungsfloskeln müssen in Menge - Zeitspanne zu welcher Zeit eingepasst werden, um genügend sanft ihre Pufferwirkung zwischen den Sachthemen zu entfalten?

Auf diese Frage hab ich bisher nirgends eine brauchbare Antwort erhalten.

Ich hab mir angewöhnt (und versuch es trotz Faulheit nach Möglichkeit beizubehalten): Grundsätzlich bei Betreten jeglichen Raumes / egal wo: Guten Tag / Guten Morgen...Immer, wenn ich was erhalte: Vielen Dank....immer wenn ich irgendwo rausgehe: Auf Wiedersehen...immer, wenn ich was nachfrage, erbitte: Bitte, wären Sie so freundlich....Das Problem für mich dabei ist, dass ich das im Kontakt mit NT´s so nicht brauche - sondern nur genervt abwarte, wann sie endlich mit ihrem Sachthema anfangen. Für mich selbst brauch ich das schon, dass mir jemand dankt und mir Anerkennung gibt. Aber ich kann dieses eigene Bedürfnis / und die Menge zum Stillen dieses Bedürfnisses so wenig auf das Bedürfnis anderer Menschen übertragen...Im Kontakt mit anderen NT´s steh ich meistens wie mit der Stoppuhr da und warte, wann es endlich los geht mit dem Sachthema - da fühl ich mich dann sicher.


Aber diese ganzen "Zwischen-Small-Talks"...wieviel davon ist in wann angebracht? Gibt es eine Messlatte, wann es damit mal genug ist? Gibt es eine Relativitätsformel: Anteilig zum Sachthema je Heftigkeit und Länge des Sachgespräches so-und-soviele Zwischenpausen mit Gelegenheit für Smalltalk, sich angrinsen, Umarmen.

Wenn ich Sachbeiträge schreibe: Ist es dann sinnvoll je Absatz ca alle 10 Sätze oder so irgendne SmallTalkFormel einzufügen? ne Zeitlang hab ich alle meine Postings mit Smilies gewürzt...die haben geflimmert wie ein Weihnachtsbaum...auch nicht so toll.

Viele Fragen. lg biene63
10.01.11, 11:20:39

payaniva

Hallo Biene :)

du hast mich neugierig gemacht und so habe ich mich heute nach Jahren das erste mal wieder bei Rhea Kids eingeloggt :)

Ich habe deine letzten Beiträge gelesen und auch die Ausgangspost und aus meiner Sicht hast du einfach die falschen Threads gewählt, wo du deinen ärger los wurdest.

Du hast in Threads von Gejammer geschrieben, wo es ja nur Fragen gab, zb. was für Spezialinteressen die Kids haben, es war eine Frage und du kommst mit deinem Post und schimpfst mit Gejammer, ich denke deswegen hast du soviel Gegenwind bekommen, weil man in den Threads wo du es gepostet hast keinen Zusammenhang feststellen konnte. In den Threads konnte auch ich kein Gejammer lesen. Hoffe du verstehst was ich meine.

Ich kann auch nur schwer mit der wahrheit zurückhalten und manchmal passiert es mir auch in Foren, das sich etwas in mir staut und ich es dann irgendwann poste und dann auch in falsche Themen, du hättest es in einem thema posten sollen, was der auslöser war, das du es als Gejammer empfindest, ich denke dann wäre es besser auf jedenfall für einige mehr verständlicher geworden.

Naja bin gespannt wann ich dann jetzt bombadiert werde, meine Finger haben auch gejuckt und ich hab was zu ABA/VB geschrieben.
10.01.11, 11:22:32

starke Dame

Hallo biene63,

ich denke es ist wie bei den französischen unregelmäßigen Verben. Es gibt grob gesehen eine generelle Regelung, wenn man die Ausnahmen nicht vergißt.

- immer dieses NA-Gejammer,

damit stellst Du alle Nichtautisten auf eine Stufe und da Gejammer nichts positives ist, heißt das, sie alle persönlich angegriffen wurden.

Vielleicht hätte der Ausdruck:

- eure Worte wirken auf mich, als würdet ihr euch bedauern.
Warum wollt ihr nicht lieber mit autistischen Eltern konstruktiv Vorschläge für gewisse Alltagsprobleme erarbeiten?

Dann muss man auch die breite Masse in einem Forum berücksichtigen. Hier in dem Runenforum sind viele Autisten und Angehörige von Autisten, die aber im Gegensatz zu vielen, sich die Meinung von Autisten einholen wollen.

In dem anderen Forum, sind unzählige Mitglieder, alles ist ungeordnet und auch ist mit vielen nicht gut zu diskutieren, da ein sachlich angefangener Thread, schnell persönlich genommen wird. Denn NA´s lesen immer zwischen den Zeilen.

Sie lesen nicht nur die Wörter, sondern interpretieren auch, was der Verfasser mit seinen Worten bezwecken möchte. Sie interpretieren, was auch nach der persönlichen Tagesverfassung variabel ist, wie Du etwas meinst. Haben sie einen schlechten Tag, dann fühlen sie sich direkt angegriffen und wie Du wahscheinlich gelesen hast, wurden anschließende 2 Seiten darauf verwendet, wie schlimm es ist so eine Verallgemeinerung zu äußern und das ist unproduktiv.

NA´s handeln aber oft in ihrem Leben unproduktiv.

Ich denke, wenn Du niemanden persönlich kritisierst, hast Du Chancen, mit ihnen zusammen zu arbeiten. Dein Verhalten müsste dann eher wie ein Moderator sein.

Nur ist es dann auch nicht leicht, viele Dinge nicht selber persönlich zu nehmen, wenn dann sich wieder Pro-Abas ins Bild rücken oder Therapie XYZ, genannt wird, dass dies gute Methoden sind, sein Kind zu fördern.

Dann kommst Du wieder in die Schiene, dass andere höher bewertet werden als Deine Meinung.
Ich kenne kaum Menschen von autistischen Kindern, die von diesem Forum reden, alle reden immer nur von ihrem ATZ und den Therapien. Es ist einfach wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

10.01.11, 12:40:09

biene63

geändert von: [55555] - 12.01.11, 01:39:46

[Kettenbeiträge zusammengeführt, mfg [55555]]

Hallo,

danke für Eure Hinweise.

Ich dachte immer so: Ich bin autistisch aufgewachsen, ich hab entsprechende Erfahrungen. Da gibt es Autisten, die jetzt (kleine) Kinder sind....die haben einfach noch nicht die Lebens-Erfahrung, die haben noch nicht den Wortschatz...und vor allem wissen sie absolut nicht, dass die Leute um sie herum NT´s sind, und deswegen so wahnsinnig viele Elemente aus dem Autisten-Leben noch nie erfahren haben oder niemals erfahren werden. Diese (autistischen) Kinder können aufgrund ihrer noch nicht vorhandenen Lebenserfahrung ihren Eltern noch keine passenden Antworten liefern...Das muss jemand anders leisten...ein "Pate". Ich versuch sowas wie ein "Pate" für dieses mir unbekannte autistische Kind zu sein.

Ich dachte einfach: ich stell mich hin und diese NT-Eltern können fragen und ich geb Antworten...so, wie andere Autisten das auch tun. Und irgendwann ist ein Kaleidoskop aus vielen bunten Antworten zusammen, ein riesiggrosses Hologramm-Lexikon zu jedem erdenklichen Stichwort und die NT-Eltern können sich das Passende raussuchen.

So, wie ich das jetzt verstehe, ist solcher Austausch hier gewünscht...aber bei Rehakids nicht. Sehr erstaunlich....

Ich bemühe mich, weiter dazuzulernen. lg biene63


Okay, Eure Hinweise sind mir fürs Posten im Forum hilfreich. Ich versuch das zu beachten.

Wie ist das nun in Selbsthilfegruppen? Wie ist das, wenn so viele Menschen mit stark unterschiedlichen sensorischen Bedürfnissen aufeinander treffen und von einander entsetzlich wenig Faktenwissen bezüglich der jeweilig anderen Kultur haben?

In dieser Gemischten Selbsthilfegruppe zum Thema Hörgeschädigte Autisten treffen zusammen:
- Menschen unterschiedlicher Generationen
- Menschen aus zwei Geschlechtern
- Menschen aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands. Ob auch Leute nicht-deutscher Herkunft dabei sind, weiss ich gar nicht...das wäre dann zusätzlich komplexer.
...... so, dass ist erstmal die Basis

Bezüglich NT-Lautsprachlern, NT-Gehörlosen und Hörend-Autisten gibt es sehr stark verschiedene unterschiedliche tatsächlich so bezeichnete KULTUREN. Wegen Autistisch-Gehörlosen gibt es solche eigene Kultur bisher nicht, dazu ist diese Menschengruppe zu selten bzw trifft zu selten aufeinander.

- Es treffen mindestens zwei verschiedene gesetzlich anerkannte deutsche Sprachen aufeinander: Deutsche Lautsprache und Deutsche Gebärdensprache.
==> Ob Gehörlose ohne Gebärdensprach-Kompetenz dabei sind, weiss ich nicht - das gäb dann noch mal zusätzlich nette Kommunikationsprobleme...diese Situation gibt es relativ oft, wenn Leute gl sind, aber inmitten von Hörenden aufgewachsen mit dem Bemühen sich drastisch an Hörende anzupassen, ja lautsprachlich zu sein / eigene Bedürfnisse zu verstecken. Auch gibt es die Situation, dass Hörende ertaubt sind, mit Hörgeräten nix verstehen aber ohne DGS-Kompetenz...sehr hübsch.

Hmm, und nun ist dann noch so ein Mischwesen wie ich dabei...einerseits bin ich mit heftig guten DGS-Kenntnissen und teilweise mit Fähigkeit zur Kommunikationsassistenz. Im Prinzip kann ich also Lautsprache-DGS-Lautsprache dolmetschen, aber ich hab nicht die Qualifikation. Das für Hörende angeblich "einfachere LBG" kann ich aber nicht, weil ich nicht parallel Mundmotorik / Sprechstimme mit Handmotorik / Gebärdeninhalt kooordinieren kann. Diesen Fakt kapieren nun weder Hörende noch Gehörlose....erst recht kapieren sie nicht, warum ich mich viel besser konzentrieren kann und auch sozial viel kompetenter bin, wenn ich per International Signs kommuniziere (mein Gesprächspartner muss sich um die Kommunikation ähnlich heftig intensiv bemühen wie ich und das verschafft mir Sicherheit und macht mich locker...), genauso wie nicht verstanden wird, warum mein Dolmetsch-Transfer von Englisch nach DGS und retour viel besser klappt als von der einen deutschen Sprache in die andere deutsche Sprache....

LBG, also Laut-begleitende Gebärden werden 1:1 zum gesprochenen Satz in Gebärde übersetzt...diese Art von Kommunikation ist sehr zäh und träge...jegliche Lebendigkeit fehlt!

Welche Informationen hiervon lohnen sich, den Teilnehmern dieser Gruppe zu transportieren...und welche sollte ich besser draussen lassen - und warum?

lg biene63
10.01.11, 14:12:47

payaniva

Zitat von biene63:

So, wie ich das jetzt verstehe, ist solcher Austausch hier gewünscht...aber bei Rehakids nicht. Sehr erstaunlich....



Ich kann nicht beurteilen was bei Reha Kids erwünscht ist und was nicht, wie gesagt habe ich mich heute nach 4 Jahren das erste mal wieder eingeloggt.

Aber ich denke es liegt auch daran, wie groß ein Forum ist und wie Gewichtig die jeweiligen Seiten sind, das Reha Kids Forum ist ein sehr großes Forum mit sehr vielen unterschiedlichen Themen, es sind sehr viele User dort, viele schon Jahre und schreiben auch fleißig lernen sich so kennen, bilden Grüppchen, da ist der Einstieg als Neu User schon sehr schwer, generell in großen Foren und wenn man dann als Neu User dann gleich die Pistole auf die Brust setzt, überspitz gesagt, hat man ja schon verloren, wird auseinander genommen usw.

ZB: ist in Rhea Kids ja auch noch eine Moderatorin die mit Aba wirbt, habe ich eben gesehen, ich denke das schreckt dann auch viele schon ab überhaupt etwas gegen Aba zu schreiben, wenn man Gegner ist. Man sieht ja schon an der Wahl der Moderatoren, wohin ein Forum tendiert. :(

Es gibt nur sehr wenige Foren wo die ehrliche offene Meinung, wenn sie gegen die Mehrheit ist auch erwünscht ist.
Menschen sind halt Herdentiere, Mitläufer, es schreiben 10 Leute wie toll Aba ist und dann finden es sehr viele toll und wenn dann 30 Mann schreiben Aba ist toll und man kommt ganz allein daher und sagt es ist Mist, wird man in die Mangel genommen.

Und um auf dein Thema zurück zu kommen, seit Jahren bemitleiden sich nun die Mütter wegen ihrer autistischen Kinder, sind es also schon gewohnt das Mitleid und kein Contra kommt, nun kommst du, mit erst 28 Beiträgen (hast demnach in vielen Augen noch nicht viel zum Forum beigetragen) und machst einen Rundumschlag, zu Recht auch aus meiner Sicht, aber nicht aus der Sicht derer die es gewohnt sind, bemitleidest zu werden und so schließt sich das Grüppchen zusammen und mobbt dich raus.

Ist doch in nahezu fast allen Foren so, schwimmst du gegen den Strom bist du nicht gern gesehen. Hast du eine andere Meinung wie die Mehrheit wirst du mundtot gemacht.

Diese Erfahrung habe ich auch schon sehr oft gemacht, geändert habe ich mich deswegen aber bis heute nicht, ich sage beziehungsweise schreibe trotzdem immer wieder meine Meinung und schließe mich nicht der mehrheit an, wenn ich ihr denken oder ihr handeln nicht für richtig finde, so habe ich oft den Spitznamen Zicke oder so, naja mir egal, kann ich mit leben :)

Und wie starke Dame schon schrieb, wird oft in Beiträgen etwas hineingedeutet was gar nicht geschrieben wurde und der gegenüber fühlt sich angegriffen, obwohl man es nur gut meinte.

Wenn ich schreibe, mach bitte keine Aba Therapie bei deinem Kind, dann meine ich es gut und nicht negativ, aber oft wird das negativ ausgelegt, weil ich ja eine andere Sicht der Dinge habe.




10.01.11, 15:38:11

haggard

habe die erfahrung gemacht, wenn man auch noch so harmlose aber kritische worte verwendet, die einen negativen "anklang" besitzen, dass sich NA trotzdem angegriffen wähnen und schon kommt das fallbeil gesaust. ich finde, da ist gar keine kommunikation möglich. auch lesen sie oft nicht richtig. wenn ich versuche darzustellen, warum die menschen anfangen sollten nachzudenken (ich kann das bei den meisten nicht erkennen, obwohl sie bestimmt denken), werden meine ausführungen auf fünf worte reduziert und hinzugedichtet, was wie oder wer ich bin. also wie sie mich wahrnehmen. die ganzen worte, die ich liefere, sind vollkommen irrelevant. wie soll man denn so kommunizieren. wirklich wahrhaftig kommunizieren (was biene63 vielleicht auch meint bezüglich quasi mit stoppuhr daneben stehen, wann es endlich zur sache geht).

aktuell versuchte ich darzustellen, was nicht ein zwang ist, was essentiell ist und falls es andere immer noch nicht begriffen haben sollten, dass ich tatsächlich autistisch bin. kurz und bündig etwa zur hälfte, weil dort andere menschen "sofort" hingucken: "ich bin ein autist." danach die erklärung was manche sachen für mich bedeuten, weil ich autistisch bin.
im letzten abschnitt war eine ganz andere person als im ersten viel längeren abschnitt angeschrieben um zu verdeutlichen - was 55555 an anderer stelle schrieb: die menschen verwenden in bezug auf behinderte (autisten zählen ja auch als behindert) begriffe, die diskriminierend sind. wenn dazu nichts erwidert/erklärt wird - kann sich in der gesellschaft kein anderes bewusstsein entwickeln. hier im forum gab es ja auch schon seitenweise auseinandersetzungen darüber was zwänge sind und was manche sachen nichts zwanghaftes sind.

aber wie geschrieben: alle worte sind absolut nutzlos. denn die leute fühlen sich trotzdem wie dahingeschlachtet. anders kann ich das nicht "begreifen", dass sie so reagieren. ich finde solche reaktionen, die permanent auf die personenebene gezogen werden, obwohl sie sich "fest" auf der sachebene befinden, krankhaft. aber tragischer weise ist das normal. und normal ist das nur weil von 1000 menschen 999 krank sind diesbezüglich.

bezüglich angeblicher zwänge gibt es bei mir nichts zu diskutieren. die anderen ansichten der anderen menschen sind in diesem punkt schlichtweg falsch. "punkt".

was wurde daraus gemacht? mit dem fallbeil?:
Zitat:
Zitat:
Du bist nicht der einzige Autist hier im Forum.

Diese Klassifizierung [autist] spielt aber keine Rolle, weil es in erster Linie Menschen sind, so wie wir alle Menschen sind. Keiner ist besser oder schlechter.


und an einer solchen stelle würde ich manchmal gerne so etwas machen (wie die blonde):
filmausschnitt
die realität ist für mich jedoch so: ich mache so etwas nicht (mehr), werde aber trotzdem in den magen geboxt. und dann finde ich wieder "alle" anderen menschen unendlichabgrundtiefdumm.

aber ich glaube, ich verstehe allmählich. wenn es in einem autismus(unterforum) keine rolle spielt, ob man selbst autistisch ist, ist es wohl auch in wirklichkeit unerwünscht, dass sich autisten dort beteiligen, weil so wie payaniva schreibt, das zu anders ist und deren kreiskommunikation stört.

hinsichtlich selbsthilfegruppen gibt es sogar raumvermieter, die es gar nicht wünschen, dass es gemischte gruppen gibt. ahnungslose sollen unter sich bleiben. leute, die wirklich aufklären können, sollen sich schön raushalten. können ja eine eigene gruppen gründen, ohne ahnungslose. das stört die homogenität nicht. menschen betrachten sich also immer noch als das größte und "makel" wie autismus werden "weggemacht".

wenn man echte kritikpunkte nicht thematisieren darf, nur um mit NA klarzukommen, ist das heuchelei, wie ich finde. dann wird ihnen wieder noch massig "honig ums maul geschmiert", sie fühlen sich gut - aber vermittelt wird nichts.

ist für mich so wie frauen, die eine "ehrliche" antwort haben wollen, wenn sie den mann fragen "ist mein hintern zu dick für das kleid" und bei einer ehrlichen antwort tödlich beleidigt sind. und genauso tödlich beleidigt sind, wenn gelogen wird und der selbstblick in den spiegel zeigt: ist zu dick.
aber "schizophrene menschen" sind mir eh "zu hoch".;)


in kindergärten dürfen in den entwicklungsberichten keine negativen worte/umschreibungen auftauchen. alles muss positiv formuliert werden. vielleicht ist das eine hilfe?
aber das finde ich auch unehrlich/heuchlerisch und diejenigen, die nur positiv kommunizieren dürfen, um negative sachen zu beschreiben, finden das schwierig, unecht. und auch diejenigen, die die supertollen berichte lesen, fragen: gibt es denn gar nichts negatives? keine schwierigkeiten? so wie NA wohl auf diese weise absolut perfekte kinder haben wollen, wo in den berichten keine "denunzierung" stattfindet wie "spricht noch nicht altersgemessen" - so etwas wünschen sich vielleicht NA auch für sich? alles perfekt und gut und keine makel, die für andere sichtbar gemacht werden. nicht "man schlägt doch kinder nicht" sondern "das brauchen kinder, meine eltern haben das auch so gemacht - und ich bin ganz normal geworden, das schadet nicht, mach dir kein schlechtes gewissen blah blah blah".
11.01.11, 01:40:16

Fundevogel

Kann man anderes erwarten von Menschen, die darauf konditioniert wurden, dass sie keine Fehler machen dürfen, schön und erfolgreich sein sollen, den Überblick behalten müssen, mein Haus, mein Auto, meine Frau, meine Kinder anstreben wollen?

Einmal am Verputz gekratzt, könnte das Lügengebäude zusammen stürzen, also wird sich in seinen Fassaden gegenseitig gestützt, das hält "bei der Stange".
Ich kenne auch Autisten, die solche Lügengebäude über sich zusammenhalten.
11.01.11, 12:01:32

payaniva

Hallo Biene, ich wieder :)

ich kann dein Post immer besser verstehen, umso mehr ich in Reha Kids lese, umso mehr kann ich dein Post über das gejammer verstehen, wahnsinn, was dort geschrieben wird, mich macht das traurig :(

Alleine schon die Überschriften, sind Hammer, da braucht man gar nicht erst den text lesen. Es ist wirklich so wie du schreibst, zum größten teil bemitleiden die Eltern sich dort gegenseitig wegen ihrer autistischen Kinder, das Thema Autismus wird gar nicht beredet, eher,mir geht`s so schlecht usw, traurig echt traurig.:(

Wieso wachen die Eltern nicht mal auf und hören auf sich gegenseitig zu bemitleiden. Ach umso mehr ich da lese, umso mehr Wut und Traurigkeit macht sich in mir breit.
Unter anderem das Thema Schränken autistische Kinder die Lebensqualität ein? "kopfschüttel" Ohman die schränken sich doch selber ein, wenn sie so in Selbstmitleid verfallen.
Wenn ich mich den ganzen Tag selbst bemitleiden würde, würde mein Leben auch an Lebensqualität verlieren.
Hat zwar jetzt nicht wirklich was mit dem Thema hier zu tun, aber das musste raus.


11.01.11, 12:27:44

biene63

Hallo Payaniva,

danke für Deine Anerkennung und Deine Bereitschaft, Dich mit Deinen Gedanken und zweckdienlichen Informationen hier und in anderen Threads einzubringen.

Genauso möchte ich jetzt auch mal endlich all Euch vielen Leuten danken, die es schaffen hier zu posten. Gleichfalls danke ich Euch Usern, die Ihr es hier vielleicht grad nicht schafft, irgendwas zu schreiben - ich dank Euch für Euer Interesse und die Bereitschaft, übers Thema und die Fragen nachzudenken...vielleicht kommen Eure schriftlich erkennbaren Antworten irgendwann später.

@Payaniva: Ich kann auf irgendeiner Ebene diese Postings der Eltern sehr gut verstehen: denn auch ich hatte immer wieder mal solche Gedanken: "Schränkt mich dieses Leben, wie ich es grad habe hier ein?"...ja klar, gibt es Momente der Traurigkeit, des Jammerns, des Schmerzes....Problem ist nur: Es hilft nicht weiter - nicht wirklich! Sich im Kreisdrehen ist fürs Sightseeing eines Touristen einige Sekunden lang ganz schön. Aber wenn man eine Stadt, eine Kultur (zB autistische Menschen - Leben mit Autismus) Kennenlernen will, hilft dieses sich selbst bedauern nicht weiter....

lg biene63
 
 
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder