Forum für

Autisten und interessierte Zeitgenossen

Hallo Feder!
Zum einen hatte die Therapie bislang noch keine feststellbaren negativen Auswirkungen, so weit ich das beurteilen kann. Sollte der Fall eintreten, dass ich negative Auswirkungen feststelle (wie könnten die aussehen?), würde ich die Therapie abbrechen.

Welche individuellen Entwicklungen meinst du, die gehemmt werden könnten? Natürlich kann ich nicht genau sagen, welche Entwicklung(en) bei meiner Tochter auch aufgetreten wären, wenn sie keine Therapien gemacht hätte, aber bislang konnte ich verhindern, dass Therapien ihr schaden - denke ich zumindest. Meine Maus hatte z.B. einige Zeit Physiotherapie. Dadurch hat sich die Entwicklung im Bezug auf Laufen-Lernen beschleunigt bzw. sie hat überhaupt erst eingesetzt, davon bin ich überzeugt. Aber ich habe die Therapie auch abgebrochen, als ich merkte, dass sie meiner Tochter immer unangenehmer wurde, obwohl sie zu dem Zeitpunkt noch nicht laufen konnte (sie hat es erst mit 4 Jahren gelernt). Anfangs hat sie es geduldet, dass die Physiotherpeutin mit ihr gearbeitet hat; als sie anfing, Berührungen abzulehnen, habe ich die Therapie beendet. Genau so würde/werde ich das mit jeder anderen Therapie machen.

Außerdem habe ich geschrieben "Die Wirkung - und der Sinn - ist entscheidend": das inkludiert für mich, dass ich bei negativen Auswirkungen eine Therapie ablehnen würde, weil sie dann sinnlos (wenn man Sinn als positiven Effekt definiert) wäre. Deshalb ist es mir ja auch egal, wie die Therapie bezeichnet wird. Damit meine ich, dass ich mit meiner Lütten keine Therapie machen würde, nur weil diese "ABA" heißt und "ABA" als "gute Therapie" bekannt ist. Diese ABA mag Elemente haben, die so wirken, dass es in meinen Augen für meine Tochter und das, was ich mit ihr zusammen (! nicht gegen sie!) erreichen möchte, passt. Aber bestimmt sind auch Elemente enthalten, die mir (und ich muss für meine Tochter entscheiden, alleine kann sie es nicht, leider) als wenig oder weniger entscheidend für mein/unser Ziel erscheinen - und dann würde ich diese Elemente für meine Tochter ablehnen. Das gleiche gilt für alle anderen Therapien auch, nicht nur für ABA. Insofern ist mir die Bezeichnug der Therapie egal, sie muss / soll nicht nach "Schema F" verlaufen. Schema F würde heißen: weil in diesem Therapie-Konzept das und das enthalten ist, muss es gemacht werden und meine Tochter muss sich danach richten. Würde die Therapie so verlaufen, würde ich mich dagegen sträuben. Die Therapie soll meiner Tochter nutzen, in dem Sinne, wie ich sie als nutzbringend verstehe: Meiner Tochter das Leben vereinfachen - und dazu gehören für mich auch, gewisse gesellschaftliche Regeln zu beherrschen, soweit ihr das möglich ist. Sie muss nicht lernen, die Hand zu geben (das mag sie nicht, ist okay für mich), aber sie muss lernen, dass sie nicht an jedem "herumfummeln" darf, der Kleidung aus einem interessanten Stoff trägt oder ähnliches. Bei Freunden / Bekannten darf sie das, bei Fremden nicht; aber diese Unterscheidung muss sie erst einmal treffen lernen (wenn sie das je können wird).

Und: Ja, wenn du das so negativ formulieren möchtest, dass es Energieverschwendung ist, den Leuten in die Augen zu schauen, bevor man sie berührt, dann ist das für mich sinnvoll und unsere Meinungen gehen da auseinander.
Meine Tochter hat keine Scheu, auch fremde Menschen einzubeziehen, wenn es um die Befriedigung ihrer Bedürfnisse geht. Das heißt: Wenn ich (oder eine andere Bezugsperson) sie nicht permanent beobachte und nachspüre, was sie braucht / möchte, dann greift sie nach irgendjemandem und zerrt an dieser Person herum (an der Hand, der Hose, der Jacke... wo sie eben gerade dran kommt, kann auch der Intimbereich sein, ganz egal). Würde dir das gefallen, wenn ein fremder Mensch an dir zerrt? Das ist schon unangenehm genug, und da schadet es nicht, wenn sie mit demjenigen wenigstens kurz einen Blick getauscht hat; in der Regel reagieren die anderen (zumindest Nicht-Autisten) dann gemäßigter und weniger aggressiv. Besser wäre es natürlich, sie würde dieses Verhalten ganz unterlassen, aber das kann sie zum jetzigen Zeitpunkt zumindest noch nicht (wir arbeiten daran). Ob sie es je können wird, weiß ich nicht zu sagen. Im Moment wirkt sie noch sehr klein und die meisten Menschen reagieren auf diese Aktionen genervt, aber nicht aggressiv. Aber über kurz oder lang wird sich das ändern. Und wenn sie eine solche Situation (Bedürfnisbefriedigung) dann nicht anders zu lösen weiß als bislang, sollte sie die Situation zumindest durch Blickkontakt entschärfen können. Und dazu sollte sie diesen aufnehmen können.
Insofern geht es nicht darum, die Umwelt glücklich zu machen, sondern meine Tochter, weil sie Aggressionen von anderen überhaupt nicht verträgt und mit Autoaggressionen reagiert.

Es ist nicht der Blickkontakt, der den Menschen erklärt. Nichtautisten nehmen nach meinem Eindruck die Augen als toten Ruhepunkt um den sich das Gesichtsfeld formiert und lesen die Haut- und Muskelbewegungen des Augenumfeldes.

Wenn deiner Tochter diese Lesart nichts sagt oder sie vielleicht sogar sehr unangenehm berührt, verlangst du von ihr sehr viel besonders in ihren jungen Jahren.

Vielleicht kannst du es auf diese Weise nachempfinden: Gibt es etwas, was dich anwidert oder dich gefährdet und du es trotzdem tust, um deinem Umfeld zu gefallen?

warum darf deine tochter mit einem geringen entwicklungsstand nicht ebenso verhalten, wie es in diesem bereich typisch wäre? muss sie dann mit 40 jahren, sollte der entwicklungsstand sich nicht wesentlich verändern - manager von irgendeinem institut sein?
du meinst ernsthaft, die leute hätten mehr verständis, wenn deine tochter "gesellschaftliche gepflogenheiten" antrainiert bekäme und "normal" wirken würde - und dann trotzdem zufällig den intimbereich trifft und sich ansonsten immer noch wie in einem anderen alter befindlich (trotz des lebensalters, der körpergröße, der "angemessenen" kleidung) verhält? sie werden weniger verständnis haben, so wie die menschen gegenüber autisten weniger verständnis aufbringen, wenn autisten "sehr angepasst" erscheinen.
also, wenn mich dabei auch noch jemand anschauen würde, wäre das für mich bewusste provokation desjenigen - sollte ich sonst nichts über die person wissen. und selbst dann könnte ich mir nicht sicher sein.

Ich gehe davon aus, dass jeder A sich anpasst und auch oftmals über seine Möglichkeiten hinaus, bis er merkt, dass ihm das nicht gut tut und er daran "kaputt" geht.
Richtig und um zu erkennen,was angepasst antrainiert wurde und was seine eigenen Bedürfnisse sind , ist ein langer Weg nötig.
Seitdem ich zulasse die Dinge,die für mich gut sind und nicht für andere wichtig,geht es mir in einigen Sachen viel besser.
Und wenn mich ie heute auf der Rolltreppe einer von hinten auf die Schulter fasst und sagt : Nicht erschrecken ,ich möchte nur vorbei" konnte ich heute sagen : Zu spät,ich bin schon erschrocken.
Früher hätte ich gesagt " Macht nichts"
Und dem ich au die Füße getreten bin und mich entschuldigt habe, er zu mir sagte : Macht nichts " habe ich geantwortet:
" Dann könnte ich also noch mal"
Das sind Unterschiede für mich.

Auf Wunsch von Mama habe ich einige Seiten Beiträge hierhin augelagert.

Zwei (bzw. 3) Bitten noch:
1. Unterlasst Unterstellungen, auf die ich nicht mehr antworten kann/will ("keine Argumente": nein, definitiv keine _Lust_ mehr!!!) und Analysen meiner Persönlichkeit oder der meiner Tochter, die nur auf der Grundlage der wenigen Zeilen hier getätigt werden (von wegen des Prozesses des Annehmens der Behinderung usw.). Das ist "Laienpsychologie", die auch Lesern nichts nutzt. Vielleicht denkt derjenige darüber auch mal nach.
2. Löscht bitte meinen Account so, dass auch mein Nick nicht mehr erscheint.
Wirilome

Aber wir dürfen doch schreiben was wir denken. Du hast doch diesen Thread eröffnet und bist dann gegangen.
Du kannst uns nicht verbieten unsere Meinungen zu vertreten, aber Du kannst gerne wieder mit uns kommunizieren.

Edit: Denke ich mal?

Dazu sehe ich derzeit keine Erfordernis und weise auch auf den folgenden Satz der allgemeinen Registrierungsvereinbarung hin: