27.07.10, 13:10:43
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Zitat:
Bei einem guten Gespräch stellen sich die Gehirne der Beteiligten aufeinander ein: Die Aktivitätsmuster sind bei Sprecher und Zuhörer nahezu vollständig deckungsgleich - beim Zuhörer setzt die Aktivität lediglich mit wenigen Sekunden Verzögerung ein, hat ein US-Forscherteam gezeigt. Es gibt allerdings zwei Voraussetzungen für eine erfolgreiche Hirnkopplung: Die beiden Beteiligten müssen die gleiche Sprache sprechen (Hervorhebung durch 55555), und es müssen tatsächlich Informationen vermittelt werden.
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Die Methode, für die sich die Forscher bei ihrer Studie entschieden - die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) - macht die Untersuchung eines echten Gesprächs aufgrund der großen Geräte und des immensen Lärmpegels jedoch unmöglich. Daher nutzten sie eine vereinfachte Gesprächssimulation: Sie ließen einen Probanden eine Begebenheit aus seinem Leben erzählen und zeichneten dabei seine Hirnaktivität auf. Anschließend spielten sie einem anderen Teilnehmer die Aufnahme dieser Erzählung vor und maßen ebenfalls dessen Hirnaktivität.
Beim Vergleich der Messungen ergab sich eine sehr viel umfangreichere Kopplung der beiden Gehirne als erwartet, berichten die Forscher: Nicht nur Hör- und Sprachzentrum zeigten ein voneinander abhängiges Aktivitätsmuster, sondern auch solche Areale, die für höhere kognitive Funktionen zuständig sind. Die meisten dieser Bereiche leuchteten dabei im Verlauf der Erzählung beim Sprecher etwas früher auf als beim Zuhörer - ein erwarteter Effekt, da der Zuhörer den Lautstrom zuerst in Worte gliedern und dann deren Bedeutung entschlüsseln muss. Es gab allerdings auch Ausnahmen: Einige wenige Areale wurden beim Zuhörer zu einem Zeitpunkt aktiv, an dem sie beim Sprecher noch nicht arbeiteten.
Dieser Effekt scheint eine wichtige Rolle beim Verständnis von Sprache zu spielen. Denn je stärker die Kopplung in diesen Bereichen war, desto besser hatte der Zuhörer erfasst, was der Sprecher erzählte. Vermutlich handelt es sich daher um eine Art Voraussage-System, das das Gehirn auf kommende Informationen vorbereitet.
Interessanterweise seien unter den gekoppelten Arealen auch solche zu finden gewesen, die für soziale Aspekte von Kommunikation wie für die Einschätzung des emotionalen Zustandes beim Gegenüber zuständig sind, erläutern die Forscher. Zudem scheine das Spiegelneuronen-System beteiligt gewesen zu sein. Diese Gruppe von Nervenzellen wird sowohl dann aktiv, wenn man selbst eine Tätigkeit ausführt, als auch dann, wenn man die gleiche Aktivität bei jemand anderem beobachtet.
Quelle
Allgemein vermute ich, daß es unter Autisten (die ähnlich kommunizieren, Minderheitenvereinzelung könnte hier auch zu größeren Unterschieden führen) ähnliche Ergebnisse geben dürfte. Vermutet jemand anders, wie es wohl pauschal immer mal in weniger gut übr Autismus informierten Kreisen geschieht? Wenn ja würde mich die Herleitung interessieren.
27.07.10, 21:00:41
Fundevogel
Ist bekannt, ob sich Sprecher und Zuhörer kannten oder sogar mochten? Das könnte nach meinem Dafürhalten bei NA testergebnisverzerrend sein.