Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 

tiergestützte Therapie

original Thema anzeigen

 
23.05.10, 01:33:48

Alpakatherapie

Fundevogel: Es geht mir nicht darum einen Autisten gefälliger für die Gesellschaft zu machen. Mein Ziel trifft es eher wie Sie es so schön beschrieben haben - persönliches Menschsein....
Ich möchte das die Kinder durch die Erfahrungen und Interaktionen mit den Tieren in ihrer Person wachsen. das Konzept ist auch so angelegt, dass die ganze Familie Ruhe findet und dadurch sich besser weider erfahren kann.
Was ich nicht verstehe, ist ihre Skepsiss gegenüber meiner Erfahrung, dass man durch die Therapie einen besseren Draht zwischen A und NA schaffen kann. Was ist daran so schlimm wenn ein A lernt besser auf seine Mitmenschen einzugehen?
23.05.10, 01:48:24

feder

Körperkontakt kann für Autisten teils schmerzhaft sein, Blickkontakt unangenehm. Menschen mutwillig schmerzhaften Erfahrungen auszusetzen und ihnen auch noch beizubringen, dass dies die erwünschte Art der Kommunikation ist, finde ich schlimm. Sowas zu lernen und auch noch anzuwenden, verbraucht viel Energie, die dann für anderes, weitaus wichtigeres fehlt.

Vielleicht sollten eher Nichtautisten lernen, dass auch von ihnen abweichende Kommunikationsarten gleichwertig sind und nicht therapiert werden müssen.
23.05.10, 01:51:59

zoccoly

Zitat von Alpakatherapie:
Wenn ich mit jemanden in Kontakt trete läuft das über Körperkontakt (den viele Autisten meiden da sie keine körperliche Nähe ertragen können), über Blickkontakt (den Autisten ebenfalls meist vermeiden) und über Worte (bei vielen Autisten bestehen formen von Mutismus)ab.


Du hattest meine Fragen nur zum Teil beantwortet. Es ist richtig, ich meide Körperkontakt, da ich ihn nicht ertragen kann. Ich schrecke zusammen, wenn man mich von hinten berührt, mein Herz rast. Es kann doch nicht "Sinn der Übung" sein, dass ich das ertrage und darf doch erwarten, dass man das bitte berücksichtigt. Genauso erwarte ich, dass man respektiert, wenn ich nicht jedem die Hand gebe, davon kann doch z.B. nicht die Beurteilung meiner Leistungsfähigkeit abhängen.
Den Blickkontakt und darauf bist du bisher nicht eingegangen, halte ich nicht, weil mich die Augen meines Gegenübers beim Denken ablenken und ich mich nicht konzentrieren kann. Was soll hier eingetauscht werden, ein netter durchgängiger Blickkontakt für konzentriertes Nachdenken und sachbezogene Antworten?
Wenn man wirklich etwas für Autisten erreichen möchte, sollte man die Chance nutzen mit Autisten in einen konstruktiven Austausch zu treten, so wie hier möglich, dazu gehört die Beantwortung von Fragen und auch Nachfragen deinerseits, denn keine Ausbildung kann das vermitteln, was man durch den direkten Kontakt lernen kann.
23.05.10, 03:56:15

drvaust

Zitat von Alpakatherapie:
Das Kind erlbet gemeinsam mit dem Tier kleine Abenteuer und wird dadurch in seiner Person gestärkt.
Das finde ich gut. Autisten, vor allem Kinder, brauchen eine starke Persönlichkeit, um in der für sie fremden Welt zurechtzukommen.
Zitat von Alpakatherapie:
Es gibt verbale und nonverbale Kommunikation. Wenn ich mit jemanden in Kontakt trete läuft das über Körperkontakt (den viele Autisten meiden da sie keine körperliche Nähe ertragen können), über Blickkontakt (den Autisten ebenfalls meist vermeiden) und über Worte (bei vielen Autisten bestehen formen von Mutismus)ab.
Ich befürchte, daß Du nicht viel von Autismus verstehst. Wenn das das Ziel der Therapie ist, ist diese Therapie wenig für Autisten geeignet.
Grundsätzlich habe ich kaum Körperkontakt zu Menschen, höchstens daß ich mal jemand kurz die Hand gebe. Da scheint aber kaum etwas bei meiner Kommunikation zu fehlen, also ist das nicht nötig.
Was Blickkontakt ist, konnte mir noch niemand ausreichend erklären. Wenn ich jemand anspreche, sehe ich dem kurz ins Gesicht. Während des Gespräches sehe ich immer wieder mal kurz ins Gesicht. Wozu das gut sein soll, weiß ich nicht, aber es geht damit besser. Wenn ich jemand länger ins Gesicht sehe, wird es dem sehr unangenehm. Aber mit Kontakt hat das wenig zu tun.
23.05.10, 09:44:15

55555

Zitat von Alpakatherapie:
Nach meiner Erfahrung,ist es für Familien mit autistischen Kindern am wichtigsten, dass ihre Kleinen sich im Alltag besser zurecht finden.
Ziel der Alpakatherapie ist es Kommunikationskanäle zu öffnen wie z.B. den Blick- oder Körperkontakt. Darauf können dann weitere Therapiemaßnahmen aufbauen und Verbesserungen ins soziale Umfeld übertragen.

Zitat:
Es geht mir nicht darum einen Autisten gefälliger für die Gesellschaft zu machen. Mein Ziel trifft es eher wie Sie es so schön beschrieben haben - persönliches Menschsein....

Kann es sein, daß du Autisten für innerlich verschüttete NA hältst, die man befreien muß, damit sie glücklich werden können? Im übrigen finde ich die obenstehenden Aussagen widersprüchlich.
23.05.10, 13:05:53

BlauesBuch

Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe. Daran ist nichts Verwerfliches. Das Kind wird doch auch nicht gezwungen, das Tier anzufassen oder ihm in die Augen zu sehen, wenn es ihm unangenehm ist. Jegliche Therapieform gibt einem Menschen, an welcher Krankheit oder Behinderung er auch immer leiden mag; welches Problem er auch haben mag, immer nur die Möglichkeit zur Selbsthilfe, es wird ihm nichts aufgedrängt. Wenn das Kind mit der Situation überfordert ist, muss die Therapie doch nicht zwangsläufig weitergeführt werden. Manche entwickeln jedoch eine Freude am Umgang mit dem Medium (in dem Fall das Alpaka)und empfinden es irgendwann als Glücksgefühl; nicht mehr als unangenehm und haben sich damit eine Vertrauensbasis auch im Hinblick auf den Umgang mit anderen Menschen aufgebaut. Ich weiß nicht, was manche von euch hier für Vorstellungen bezüglich Therapie haben. Sie sind offenbar sehr unrealistisch. Habt ihr tatsächlich noch nie mit anderen Autisten gesprochen, die erfolgreich Therapien besucht haben und nun von sich selbst sagen können, davon profitiert zu haben? Ich schon.
23.05.10, 13:20:57

Mama

Wie teuer ist eine Therpiestunde?
Daran messe ich wahre Hilfe.
23.05.10, 13:35:11

55555

Zitat von BlauesBuch:
Jegliche Therapieform gibt einem Menschen, an welcher Krankheit oder Behinderung er auch immer leiden mag; welches Problem er auch haben mag, immer nur die Möglichkeit zur Selbsthilfe, es wird ihm nichts aufgedrängt. Wenn das Kind mit der Situation überfordert ist, muss die Therapie doch nicht zwangsläufig weitergeführt werden.

Diese Darstellung gerade auch in Bezug auf "Autistentherapien" ist offensichtlich falsch und es wird auch nicht besser, wenn du deinerseits mit dem Begriff des Realismus hantierst. Realität ist, daß die Autisten selten gefragt werden, ob sie sowas überhaupt wollen und ebenso absurd ist die Behauptung es würde bei Therapien generell nichts aufgedrängt (also auch bei Festhaltetherapie, ABA und Co).
23.05.10, 13:59:34

feder

Bei diesen tiergestützten Therapien frage ich mich schon länger, wie da der Bezug vom Anfassen von Tieren zum Anfassen von Menschen erstellt wird. Tiere anzufassen bereitete mir nie Mühe, wobei ich allgemein eher selten das Bedürfnis habe, überhaupt irgendwelche Lebewesen anzufassen, bei Menschen kann ich anfassen bis heute nicht ausstehen. Das würde sich wohl auch nicht ändern, wenn ich regelmässig Tiere-anfassen üben würde.
23.05.10, 14:00:30

zoccoly

@ Blaues Buch

Mir geht es um folgende Problematik, hier wird etwas als Therapie verkauft (abgesehen von der Aufnahme des Blick-und Körperkontaktes), die Eltern haben Hoffnung, begeben sich mit ihren Kindern dorthin, es herrscht Ruhe, die Alpakas scheinen geeignet und siehe da, dass autistische Kind verändert sein Verhalten, wird ausgeglichener, dieser Zustand mag zu Hause noch eine Weile anhalten und dann verfällt es eventuell in alte Verhaltensmuster. Was sollen die Eltern jetzt tun? Sie haben ja kein Alpaka und anscheinend war der „Therapieerfolg“ davon abhängig. Wie sollen sie erkennen , dass bei ihrem Kind bisher nur bestimmte Verhaltensmuster vorherrschend waren, da das Umfeld in dem das Kind lebt, kontraproduktiv ist, dass das Kind unter geeigneten Bedingungen die Therapie nie gebraucht hätte. Mir erscheint einfach der Ansatz falsch.
Was nicht bedeutet, dass ich einen Familienurlaub mit Alpakas, auf dem Land nicht als eine sehr geeignete Form des Urlaubs sehe.
23.05.10, 17:17:32

BlauesBuch

Es gibt Autisten, die durch den Umgang mit Tieren auch den Umgang mit anderen Menschen erlernen, bzw. es fällt ihnen danach leichter.
23.05.10, 20:28:15

Fundevogel

Im Rahmen einer kulturellen Veranstaltung waren Falkner mit Greifvögeln zu Gast.
Zu dieser Veranstaltung kamen Kinder und Jugendliche, die teilweise seit Jahren in Angsttherapien behandelt wurden.
Zur vollkommenen Sprachlosigkeit der Therapeuten nahmen diese "kranken" Kinder wie selbst-verständlich Vögel mit einer Spannweite von bis zu 1,5 m auf ihre Arme und ließen sie in den Himmel fliegen.

Ich gebe zu bedenken, dass der Kontakt mit dem Tier nicht erlernt wurde und es musste auch nichts gelernt werden für den Umgang mit Menschen;).

Die Kinder fanden über die Vögel zu ihrer eigenen Souveränität zurück und konnten sich von jeglicher Überlagerung frei machen, und das innerhalb weniger Minuten.
Wenn Therapie auf "Heilung" hinzielt, dann muss sie als Befreiung von der Überlagerung gesehen werden, und das ist es, was Autisten in diesem Forum einfordern, wenn sie von Barrierefreiheit sprechen?!

Im übrigen kann ich aus dem Heimbereich beisteuern, dass nicht wenige Kinder ihrem Busfahrer mehr erzählen als ihrem Therapeuten;) Diese verflixte Souveränität aber auch!
 
 
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder