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Die Neigung des Durchschnittsmenschen sich unglücklich zu machen

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15.12.09, 14:10:32

55555

Zitat:
Die Glücksforschung legt nahe, dass Zufriedenheit kaum vom absoluten Wohlstandsniveau abhängt. Was zählt, ist der Vergleich mit anderen - und womöglich der Wachstumsprozess an sich.

Quelle

Ist das bei euch (Autisten) auch so? Ist das eine Eigenart, die zur Veranlagung durchschnittlicher NA zählt?
15.12.09, 15:50:30

haggard

auf subtile art wohl auch bei autisten zu finden?
wenn ich an all die perfektionisten denke... wer ist denn rein glücklich, wenn er etwas nicht so hinbekommt, wie er es sich vorgestellt hat? dort wurde schließlich auch schon ein maßstab gesetzt. wenn nicht ein anderer mensch, dann doch ein zustand der erreicht werden soll. oder nicht?

die meisten menschen scheinen mit kaum etwas zufrieden zu sein.

in einem film wurde jemand dargestellt, der "nur" ein halbtrottel war. diese person war sehr glücklich, als es ihr gelang ein volltrottel zu werden. soll das implizieren, dass nur "irgendwie definiert behinderte" menschen wirklich glücklich sein können, oder ist das tiefe ironie übertragen auf das streben der menschheit?
15.12.09, 23:28:04

Gast

azrael: Wohl eher tiefe Ironie...aber wer sich persiflieren kann, kann sich aus einem gewissen Abstand betrachten...

55555: Zitat "Anarchie mit Liebe" von Peter Bamm aus "Dreiunddreißig Glückliche Augenblicke" von Chin Sheng-t'au, geschrieben als der, "mit einem Freund zusammen, zehn Tage lang durch einen Regen in einem Tempel festgehalten wurde. Es finden sich darunter drei Augenblicke, von denen jeder einzelne beweist, dass die Würde einer Sache niemals von der Sache abhängt, sondern allein von dem Menschen, der sie tut oder betrachtet. "Mit einem scharfen Messer an einem Sommernachmittag auf einem großen, dunkelroten Teller in eine hellgrüne Wassermelone schneiden - ist das vielleicht nicht Glück?" "Ganz zufällig in einer Kiste einen handschriftlichen Brief von einem alten Freund finden - ist das vielleicht nicht Glück?" "Ein Fenster öffnen und eine Biene aus dem Zimmer lassen - ist das vielleicht nicht Glück?"
Wenn die Würde des Menschen unantastbar ist, müsste doch auch das Glück des Menschen unantastbar sein (tief darinnen von manchen wohl auch so wahrgenommen)(Augustinus Bekenntnisse zur Schöpfung des Guten?). Was im Alltag als Glück bezeichnet wird, orientiert sich bei vielen Menschen am erlangten Wohlstands, ohne je eine innere Zufriedenheit zur Folge zu haben.

Forthebeautyoftheearth
15.12.09, 23:53:17

drvaust

Das ist eine schwierige Frage.
Für mich spielt der Vergleich mit Menschen keine so große Rolle. Ich bin anders und will kein stinknormaler Mensch sein.
Für mich ist Freiheit viel wichtiger als Wohlstand (so lange ich genug zum Leben habe).
Der Preis des Wohlstandes ist mir zu hoch, ich bin relativ arm, damit kann ich gut leben und verberge das nicht.
Wohlstand bringt kaum Zufriedenheit, aber viele Menschen bewerten sich am Wohlstand.
Wer Reich ist, gilt als erfolgreich und zufrieden, wird beneidet. Dabei beneidet der die, die unbeschwert arm und frei sind.
16.12.09, 09:16:40

55555

Die Frage ist wohl auch, was oben gemeint ist. Ich befürchte fast es ist materieller Wohlstand gemeint und die widerlegte Grundthese lautet: "Materieller Reichtum macht glücklich".
16.12.09, 11:28:07

Mama

geändert von: Mama - 16.12.09, 11:33:06

Also bitte, es denken auch nicht alle NA´s so. Wer meint nach dem Motto "Geld macht glücklich" zu leben, der ist in Wirklichkeit arm. Denn Glück läßt sich wirklich nicht am Kontostand ermitteln, es kann zwar manches erleichtern aber ich denke, das es nach gewisser Zeit auch langweilt. Leute, die mit irgendwelchen Anschaffungen prahlen, halte ich für sehr oberflächlich.

So, jetzt habe ich das Zitat nochmals gelesen: es ist wohl auch nicht "Geld macht glücklich" gemeint, sondern eher, das man glücklicher wäre, wenn man sich mit anderen messen kann und als Sieger hervorgeht.(zB. Ich habe einen BMW, Du aber nur einen alten Fiat.)

Ist für mich allerdings genauso blödsinnig und armselig.
16.12.09, 14:21:40

55555

geändert von: 55555 - 16.12.09, 14:22:10

Ich zitiere noch etwas mehr um den Zusammenhang klarer zu treffen, der dort gemeint war:
Zitat:
Die in den 70er-Jahren entstandene ökonomische Glücksforschung hat herausgefunden, dass immer mehr materieller Wohlstand die Menschen auf Dauer tatsächlich kaum glücklicher macht. Nur bis zu einer Grenze von etwa 20.000 $ Jahreseinkommen steigt die Zufriedenheit deutlich, darüber hinaus wird der Zusammenhang immer diffuser. So sind Umfragen zufolge die Menschen in Tansania weit zufriedener als in Deutschland, bei einem Bruchteil unseres Pro-Kopf-Einkommens. Die Menschheit ist zudem in den letzten Jahrzehnten deutlich wohlhabender, aber nicht glücklicher geworden. Dieser Befund wird nach seinem Entdecker auch Easterlin-Paradox genannt.

Internationalen Glücksforschungen zufolge spielen für die Zufriedenheit unter anderem Alter, Gesundheit und Familienstand sowie die individuelle Lebenseinstellung eine entscheidende Rolle. Ökonomische Faktoren sind ebenfalls wichtig, darunter durchaus auch das Einkommen. Nur kommt es dabei weniger auf das absolute als vielmehr auf das relative Einkommen an. Und das hat interessante, für die Ökonomie herausfordernde Konsequenzen.

Zum einen vergleichen wir unser Einkommen meist mit dem unserer Mitbürger, vor allem mit dem unserer unmittelbaren Nachbarn und Kollegen. Wie in der Steinzeit geht es dabei letztlich um die Rangordnung - es zählt mehr das Prestige des neuen Autos als sein wirklicher Nutzen. Darum nützt es auch nicht viel, wenn sich der Wohlstand für alle verdoppelt, solange die soziale Rangordnung sich dadurch nicht ändert.
20.12.09, 11:03:59

Hans

Mir erscheint dieser Easterlin einer zu sein der mit dieser "Entdeckung" nur seinen Auftraggebern gerecht werden muß.
Aber das hört sich gleich wieder nach Verschwörungstheorie an,
das wäre schon wieder Off-Topic.
Ich sehe auch, daß die Leute, wenn sie was haben, nicht genug bekommen,
das ist nichts Neues, bei uns hieß das "Ruach".
Ins Hochdeutsche möchte ich das mit "Gierschlund" übersetzen.
Orginalton Süd:
"Da Mensch is hoid a Ruach!"
Wenn deren Gier gebremst wird, sind die Menschen schon unglücklich.
21.12.09, 23:33:51

drvaust

Man kann mit wenig zufrieden sein, wenn man mehr als die anderen hat.
Man kann mit viel mehr unzufrieden sein, wenn die anderen noch mehr haben.
;) Mich interessiert es weniger, was die anderen haben. Hauptsache ich habe genug.
:) Eigentlich könnte man mit einem Bruchteil dessen, was hierzulande üblich ist, gut leben.
:( Aber nur, wenn der Nachbar nicht mehr hat.
22.12.09, 08:39:06

55555

Und wenn ich dann bedenké, daß offenbar auch deswegen die Umwelt in erheblichem Maße kaputtgemacht wird, wie es scheint ohne diese NA wirklich glücklicher zu machen, frage ich mich wieder wer da eigentlich gestört ist.
 
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