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Möchte mich vorstellen und würde gerne ins nicht-öffentliche Forum aufgenommen werden

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04.08.09, 01:27:30

JoyDivision

Ich bin seit ca. 10 Jahren auf der Suche. Ich habe seit der Pubertät den Eindruck, daß mit mir irgendetwas nicht stimmt oder das ich irgendwie anders bin als andere. Seit meinem 17. Lebensjahr bin ich auf der Suche nach dem Grund für dieses Gefühl und nach einer Lösung der vielen Probleme,
die ich mit meinem Leben habe.

Vor ein paar Tagen bin ich über das Aspergersyndrom gestolpert. Ich habe mich in die Thematik eingelesen und auch einige Erfahrungsberichte gelesen. Ich bin fasziniert. Ich erkenne mich in einigen Berichten sehr genau wieder, viele Symptome kann ich bei mir wiederfinden. Sehr viele
Schwierigkeiten, die ich im normalen Leben habe, ließen sich mit Asperger erklären. Desweiteren habe ich einen Test im Internet gemacht, laut dem ich ins autistische Spektrum passen würde.

Gestern habe ich dieses Forum entdeckt, und als ich dann gesehen habe, daß es hier sogar ein Subforum "Käsebrotsucht" gibt, da wäre ich fast vom Stuhl gefallen. Ich esse fast jeden Tag mindestens eine Scheibe Brot oder ein Brötchen belegt mit Käse. Ich habe mich mal über ein Jahr fast ausschließlich von Toast mit Käse ernährt.

Ich vermute, daß ich zu den Aspergerbetroffenen (ich habe noch Schwierigkeiten die richtigen Worte zu finden, betroffen hört sich so an als wäre es etwas schlimmes, so sehe ich das nicht unbedingt) gehöre, die von einer Verhaltenstherapie (Stichwort: sozialen Umgang als "Fremdsprache" erlernen) und einigen Hilfestellungen sehr profitieren könnten.
Ich erhoffe mir von anderen Betroffenen eine Einschätzung, ob es Sinn macht, daß ich mal mit einem Profi auf dem Gebiet spreche. Wenn sich das mit ja beantworten läßt, dann würde ich mich freuen, wenn man mir ein paar Ansprechpartner nennen könnte. Bisher habe ich nur Selbsthilfegruppen und ähnliches gefunden und hier scheint das Angebot vornehmlich auf Kinder abgestimmt zu sein. Ich bin aber schon erwachsen.
Die ersten Schritte, die ich bisher unternommen habe, waren, daß ich einen Termin bei meinem Psychologen gemacht habe. Außerdem habe ich eine Selbsthilfegruppe kontaktiert, zu deren nächsten Termin ich hingehen werde.

Eigentlich wollte ich einen kurzen Lebenslauf mit Dingen schreiben, die für das autistische Spektrum relevant sein könnten. Jetzt habe ich den Lebenslauf geschrieben, und er ist doch ziemlich lang und sehr persönlich geworden. Ich habe leider schon viel Scheiße erlebt. Naja, auf jeden Fall traue ich mich nicht so recht, meinen Lebenslauf hier im öffentlichen Teil des Forums zu veröffentlichen. Ich möchte mich mit diesem Posting aber trotzdem erstmal vorstellen. Ich werde versuchen, noch mal eine entschärfte Version meines Lebenslaufes zu schreiben, aber jetzt gerade bin ich ziemlich fertig, beim Schreiben sind viele Erinnerungen hochgekommen.
04.08.09, 05:11:38

drvaust

Willkommen im Forum.
Lies hier mal die Themen im offenen Bereich (da ist am meisten los), dort findest Du schon viele Antworten.
Wenn Du Fragen hast, dann frage ruhig.
Für den internen Bereich wird frühestens nach einer Woche freigeschaltet, wenn mehrere Nutzer dafür sind.
Beteilige Dich, dann lernen wir Dich kennen und können einschätzen, ob Du für den internen Bereich geeignet bist.
Keine Angst, wir möchten neue Nutzer nur etwas kennenlernen. Das dient auch dem Schutz vor Spinnern u.ä..
Wenn Du über vertrauliche Dinge nicht im offenen Bereich schreiben willst, kannst Du Dich für den
Freischaltungskandidaten-Bereich freischalten lassen, der ist nicht öffentlich.

Eine Verhaltenstherapie in Deinem Alter ist etwas schwierig, da geht es mehr um Selbststudium.
Selbsthilfegruppen gibt es auch für Erwachsene. Wo wohnst Du denn, was wäre in Deiner Nähe?
Gute Fachleute für Autismus sind selten, die meisten haben wenig Ahnung von Autismus, aber es gibt welche.
Eine amtliche Diagnose hat Vor- und Nachteile, das kannst Du im Forum lesen.
Ein Lebenslauf muß nicht sein, nur kurz wer Du bist, was Du suchst usw..
04.08.09, 10:45:02

55555

geändert von: 55555 - 04.08.09, 10:45:20

Verhaltenstherapie halte ich bezogen auf Schauspielunterricht für eine problematische Bezeichnung, weil "Therapie" ja eigentlich unterstellt, daß jemand krank ist. Minderheiten als krank einzustufen ist traurigerweise immer mal zu beobachten (wie früher auch mit Linkshändern, Schwulen, etc.), jedoch völlig grundlos und willkürlich.
04.08.09, 11:24:44

zoccoly

Hallo und willkommen

Zitat von JoyDivision:

Ich vermute, daß ich zu den Aspergerbetroffenen (ich habe noch Schwierigkeiten die richtigen Worte zu finden, betroffen hört sich so an als wäre es etwas schlimmes, so sehe ich das nicht unbedingt)


Ich finde es gut, dass du deine eigenen Begrifflichkeiten hinterfragst.
Wir sind nicht betroffen, sondern denken oftmals logischer ;)
04.08.09, 22:28:54

JoyDivision

So, erstmal sorry für meinen ersten Beitrag, ich glaube der war etwas wirr, und danke für die aufmunternden Antworten. Ich weiß seit ca. 4 Tagen nicht mehr wo mir der Kopf steht. Ich habe mich vor besagten 4 Tagen in das Thema Autismus und Asperger eingelesen. Seit diesem Moment befinde ich mich wie in einem Rausch. Ich fühle mich immer sehr befriedigt, wenn ich ein schwieriges mathematisches oder programmiertechnisches Problem gelöst habe. So ähnlich fühlt sich das an, nur etwa 1.000.000.000-mal stärker. Ich bin ständig den Tränen nahe, weil mich dieses Gefühl so überwältigt. Aber das sind keine Tränen der Trauer. Noch vor einer Woche hätte ich mein Leben als eine willkürliche Verkettung von Mißverständen und Katastrophen beschrieben.
Seitdem ich durch die Autismusbrille auf mein Leben geschaut habe, macht alles für mich Sinn. Größe re Zusammenhänge ergeben Sinn, aber auch Erinnerungen an einzelne Situation in meinem Leben, manchmal nur Ausschnitte von wenigen Sekunden oder Minuten, Gesprächsfetzen an die ich mich erinnere, wo ich zum Beispiel in einer Situation war, wo ich etwas gesagt habe, und andere sich gekränkt gefühlt haben, oder so... Die ganzen psychiatrischen Diagnosen, die ich in den letzten ca. 10 Jahren gesammelt haben, lassen sich damit erklären und die Einschätzungen, die ich eh nie geteilt habe, kann ich jetzt wiederlegen.
Mir geht viel durch den Kopf. Zwischendurch sind da auch schmerzhafte Erinnerungen, und manchmal Wut auf Ärzte und anderen Menschen, die mich falsch behandelt bzw. mißhandelt haben. Aber das Grundgefühl ist einfach nur gut. Ich habe schon mit 17 angefangen darüber nach zu forschen, was mit mir nicht in Ordnung ist. Diesmal habe ich die Worte bewußt gewählt. Den ich galt schon immer als Sonderling und durch meine Diagnosen fingen die Leute an, mich als Kranken zu sehen. Irgendwann habe ich mich selber so gefühlt. Aber jetzt weiß ich, ich bin nicht krank. Ich bin einfach nur anders. Und all die Menschen, die immer versucht haben, mich in Schubladen zu pressen und mich nach der Norm zu formen, die hatten Unrecht. Auf jeden Fall habe ich das Gefühl, daß ich das Rätsel, daß ich selbst war, jetzt geknackt ist.
Jetzt möchte ich einfach nur den ganzen Ballast hinter mir lassen. Ich habe in den letzten Jahren zwar extrem gut gelernt, mit Depressionen und anderen psychischen Ausnahmesituationen umzugehen, aber ich habe nie gelernt, mein Leben in die Hand zu nehmen, wenn es mir gut ging. Das will ich jetzt ändern.



Zitat von drvaust:
Eine Verhaltenstherapie in Deinem Alter ist etwas schwierig, da geht es mehr um Selbststudium.


Ja, Selbststudium ist ein schönes Wort, das trifft es viel besser. Jetzt wo ich endlich weiß, was ich bin, möchte ich alles darüber wissen. Ich denke, für vieles, was Normalos in mir als Defizit sehen, gibt es Strategien. Welchen Namen das Kind dann letzenendes bekommt ist mir ziemlich schnurz. Ich habe schon diverse Verhaltenstherapien hinter mir, ich habe durch sie zuminde



Zitat von zoccoly:
Ich finde es gut, dass du deine eigenen Begrifflichkeiten hinterfragst.
Wir sind nicht betroffen, sondern denken oftmals logischer ;)


Bitte nehmt mir meine Formulierungen nicht krumm. Ich bin fast mein ganzes Leben als Sonderling und etwa mein halbes Leben lang als krank bezeichnet worden. Diese Rethorik kann man leider nicht von jetzt auf gleich abschütteln. Aber ich habe ja oben schon geschrieben, daß ich mich nicht wirklich als krank empfinde.
04.08.09, 23:12:13

zoccoly

Zitat von JoyDivision:
Seit diesem Moment befinde ich mich wie in einem Rausch. Ich fühle mich immer sehr befriedigt, wenn ich ein schwieriges mathematisches oder programmiertechnisches Problem gelöst habe. So ähnlich fühlt sich das an, nur etwa 1.000.000.000-mal stärker.


Kenne ich und es hält auch an, bei mir zwar irgendwann nicht mehr als Rauschzustand, aber immer als Gefühl der Freude.

In deinem ersten Beitrag stelltest du die Frage, ob es Sinn macht mit einem Profi zu sprechen.
Die Frage ist natürlich wozu?
Ich glaube jeder ist verschieden, der eine macht es mit sich aus und weiß endlich, warum alles so ist und nie anders sein konnte, bei mir fügte sich endlich alles zusammen und ergab einen Sinn, der andere benötigt eventuell Hilfe von einem Profi, um das aufzuarbeiten.
04.08.09, 23:27:31

JoyDivision

Ich weiß nicht, ob ich etwas aufarbeiten muß. Ich habe mittlerweile einiges an Wissen gesammelt über alle möglichen psychologischen Phänomene und die Diagnosen die ich bekommen habe.

Was ich mir für mich wünsche, ist erst mal einiges über mich zu lernen und über die Besonderheiten, die mit Autismus einhergehen. Zum Beispiel habe ich gelesen, daß jemand kein Durstgefühl hat, ich glaube das geht mehr ähnlich, jeden Falls trinke ich zu wenig. Ich erhoffe mir hier einfach ein bißchen Austausch, z.B. über so banale Dinge wie Strategien, wie man am Tag genug trinkt.

Davon ab habe ich ziemliche Schwierigkeiten mein Studium zu bewältigen, obwohl der Stoff mir Spaß macht und mir auch leicht fällt. Für dieses Gebiet kann ich mir wiederum eine professionelle Unterstützung vorstellen. Wie die aussehen könnte, das weiß ich noch nicht. Ich weiß auch noch nicht genau, was ich brauche und wo ich vielleicht durch Übung auch einige Dinge erlernen kann. Vielleicht brauche ich aber auch eine Unterstützung in Form von betreutem Wohnen, oder so etwas.
Ich hatte auch schon die Idee, daß ich einfach jemanden gegen Bezahlung anheure, der mich managt. So wie ein Musiker, der sich um die Kunst kümmert und sein Manager, der sich um den Rest kümmert.

Aber erst mal möchte ich möglichst viel über Autismus lernen. Außerdem überlege ich, am Sommercamp von Aspies.de im August teilzunehmen.
05.08.09, 15:27:54

JoyDivision

Zur Erläuterung:
Die persönlichen Daten in meinem Profil sind nicht echt.
Ich habe einfach Daten von einem verstorbenen Sänger übernommen. Ich hoffe, ihr nehmt mir das hier nicht übel, ich behalte es mir vor, später meine echten Daten einzutragen, aber ich weiß nicht, was mich hier erwartet und wie seriös die Seite ist. Ich hoffe dafür habt Ihr Verständnis.

Auch kann ich noch gar nicht einschätzen, wie meine Umgebung reagieren würde, wenn sie erfährt, daß ich "behindert" bin (denn so werden es die meisten Normalos sicher erst mal auffassen), deshalb ist es mir sehr wichtig, daß ich vorerst möglichst nicht identifizierbar bin.
05.08.09, 15:38:18

zoccoly

Keine Sorge, es ist normal bestimmte Angaben nicht zu tätigen.
05.08.09, 18:20:23

55555

Allgemein: geschlossene Bereiche werden oft überschätzt. Wenn du etwas in einem geschlossenen Bereich thematisieren willst, kannst du das ja seit gestern glaube ich tun im Freischaltungsbereich weiter unten.
05.08.09, 18:36:17

JoyDivision

@55555
Ja, hast recht, ich fühle mich hier (also im offenen Bereich) auch eigentlich ganz wohl. Ich denke, ich werde hier mal gelegentlich reinschreiben wie ich auf meiner Suche zurecht komme und mir von Euch ein paar Ratschläge holen.
Ich fange auch mal direkt mit ein paar Fragen an. Im Moment beschäftigt mich die Frage, wie ich ein Unterstützungsangebot besser einschätzen kann. Auf gar keinen Fall möchte ich mich noch mal in die Obhut von Blendern oder Egoärzten (Ärzte, denen das Wohl ihres Egos wichtiger ist, als das Wohl ihrer Patienten) begeben.

Würdet Ihr Unterstützungs- und Hilfsangebote von Menschen bzw. Gruppen, die bei Autismus von einer Krankheit sprechen, grundsätzlich ablehnen? Ich frage mich nicht, ob dieses falsche Verständnis nicht einfach aus der Unbeholfenheit der NTs kommt, sich präzise auszudrücken. Es kann ja sein, daß die Menschen vor Ort trotzdem aufrichtig hilfsbereit sind und nicht auf einen herabschauen.

Was mich ein bißchen stutzig macht: bei einigen Angeboten wird direkt noch hinter her erwähnt, daß man auch gerne forscht und so...
Da kommt in mir immer ein ungutes Gefühl hoch. Ich habe überhaupt kein Problem, mich später mal an sowas zu beteiligen. Aber jetzt im Moment bin ich auf der Suche nach Unterstützung und will kein Versuchskaninchen sein. Gleiche Frage wie oben: würdet Ihr Angebote, wo zwischen Unterstützung und Forschung nicht getrennt wird grundsätzlich ablehnen oder ist es normal, daß da so eng zusammengearbeitet wird?
05.08.09, 21:00:27

55555

Bei Forschung ist wohl immer die Frage mit welchen Vorannahmen und Fragestellungen an die Sache herangegangen wird. Wenn es darum geht Autisten zu "heilen", weil man eben annimmt, daß Autismus eine Krankheit ist, würde ich es eher kritisch sehen.

Enthinderung ist nach meiner Ansicht zudem Hilfen vorzuziehen. Wo Unterstützung situativ angemessen ist, da kann eine Person mit seltsamen Einstellungen zusätzliche Probleme verursachen. Man kann sie aber auch gerade versuchen mit diesen Personen in die Diskussion zu kommen, damit sie ihre Sichtweise überdenken. Es kommt wohl auch darauf an, worum es genau geht.
 
 
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