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arbeitsleben und autismus

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11.04.09, 18:16:19

haggard

geändert von: haggard - 11.04.09, 18:16:57

Zitat:
Einschränkend ist jedoch darauf hinzuweisen, dass nur etwa zehn Prozent der autistischen jungen Menschen sich den Anforderungen einer Berufsausbildung gewachsen zeigen, weil neben dem erreichten kognitiven Leistungsniveau die psychopathologischen Auffälligkeiten entscheidend für die Ausbildungsfähigkeit sind.
quelle: online-handbuch der bundesagentur für arbeit

die dortigen informationen stammen wahrscheinlich aus dem jahr 2004. inwieweit dieses für die mitarbeiter der arbeitsagenturen von bedeutung ist, ist unklar.

über die berliner website findet sich unter dem stichwort "autismus" folgendes: klick
11.04.09, 22:36:15

55555

Kognitives Leistungsniveau?
12.04.09, 09:45:39

zoccoly

geändert von: zoccoly - 12.04.09, 15:01:30

Hört sich doch erstmal sehr intelligent an, auch wenn es so absoluter Blödsinn ist,weil zur Einschätzung des kognitiven Leistungsniveaus Zeugnisse genutzt werden und die sagen idR nichts über das tatsächliche Vermögen der Wahrnehmung, des Erkennens, Schlussfolgerns und des Urteilens aus.
13.04.09, 01:10:30

Andreas K.

Die meinen wahrscheinlich, daß Autisten oft gute Zeugnisse haben, aber Probleme im alltäglichen Umgang mit NA/NTs, seien es Kollegen, Kunden oder Vorgesetzte.
Dummerweise verlangt die derzeit herrschende Gesellschaftsordnung,der Kapitalismus in seiner neoliberalen Variante, nicht nur die Bereitschaft, für Geld Arbeit zu verrichten, die andere einem Zuteilen und deren Früchte man nicht erntet. Darüberhinaus soll man ultra flexibel sein und sich als ganze Person -also nicht nur die "kognitiven" Fähigkeiten btreffend- , ständig vermarkten. Zugleich wird erwartet, diese Selbsttechniken als Freiheit zu empfinden oder dies zumindest glaubhaft so zu kommunizieren. Da Autisten unfähig dazu sind, Selbstbetrug cool zu finden und auch bei größter schauspielerischer Mühe im Wettbewerb mit NT daran scheitern, unterliegen sie auf dem Arbeitsmarkt oft.
Dass in den letzten Jahren vor allem in den USA so viele Autismusdiagnosen stattfanden, liegt meinseserachtens auch am Wandel auf dem Arbeitmarkt. Der fließbandgestützte "Fordismus" mit seinen täglichen Widerholungen hat manche Aiutisten intergieren können, ohne das sie auffällig wurden. Der Neoliberalismus mit seinem ultraindividualistischen Menschenbild, das zugleich als Norm vorschreibt, was denn das Individuum zu erstreben hat, kann das nicht.
13.04.09, 10:00:16

Mi-Mundo

Dem kann ich nur zustimmen Andreas K.
Heute wird ja verlangt, ultra flexibel zu sein und effizient dazu.
Wer da nicht mitmacht oder diese *Norm* nicht erfüllt, wird ausgesondert. Wen wundert es da noch, das immer mehr unter dem Burnoutsyndrom leiden. Alles geben, um ja nicht den Arbeitsplatz zu verlieren. Das Ganze funktioniert deshalb, weil die meisten Arbeitnehmer mitmachen. Es gibt nur wenige Firmen, die auf ihr Humankapital setzen und dies mit Erfolg. Es geht Heute doch nicht mehr um Menschen, sondern darum, wie die Gewinnspanne erhöht werden kann.

13.04.09, 10:29:11

zoccoly

geändert von: zoccoly - 13.04.09, 10:29:44

Zitat von Andreas K.:
Die meinen wahrscheinlich, daß Autisten oft gute Zeugnisse haben


Meinst du das wirklich?
Mein Sohn hatte in Mathe eine fünf. Man hat sich aber nicht entblödet ihn zur Matheolympiade zu schicken, da man sich dort gute Chancen auf grund seiner ungewöhnlichen Rechenwege versprach. Die Note auf dem Zeugnis blieb.
13.04.09, 22:04:29

Andreas K.

Keineswegs gehe ich davon aus, daß alle Autisten gute Noten haben. Junge Menschen mit Kanner-Autismus werden vermutlich auch heute noch zumeist in Förder- oder Sonderschulen abgeschoben. Auch sonst benoten Lehrer oft die Konformität mehr als die Leistung.
Innerhalb der bestehenden Fragestellung wollte ich nur ausdrücken: Es gibt Autisten mit guten Noten (vor allem in wissensbasierten Spezialbereichen), die aber in anderer Hinsicht von der erwünschten NA/NA - Norm abweichen und auf dem Arbeitamt/bei Bewerbungen eben deshalb schlechte Karten haben. Dies habe ich ein wenig um politische Reflektionen erweitert.
14.04.09, 08:11:00

zoccoly

Ich hatte dich schon verstanden und sehe es auch so, wollte nur darauf aufmerksam machen, dass noch nicht mal bei den Zeugnissen Fairness angesagt ist.


Ich habe mich mit einem Angestellten der Arbeitsagentur
unterhalten und er meinte, dass sich kaum ein Unternehmen mit einem "Schwerbehinderten" belasten würde, da er die Flexibilität des Unternehmens einschränkt.
Das bedeutet doch, dass man es tunlichst vermeiden sollte, etwas zu sagen und sich selbst die eigene Nische suchen muss.
Ich habe auch nicht den Eindruck, dass die Arbeitsargentur der Weg ist, um an Arbeit zu kommen.

14.04.09, 09:14:48

Mi-Mundo

Das Sozialgesetzbuch IX verpflichtet private und öffentliche Arbeitgeber, die mindestens über 20 Arbeitsplätze verfügen, wenigstens auf 5 % dieser Arbeitsplätze schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen.

Arbeitgeber, die dieser Verpflichtung nicht nachkommen, haben eine Ausgleichsabgabe pro unbesetzten Pflichtplatz zu zahlen, die abhängig ist vom Grad der Erfüllung der Beschäftigungspflicht. Sie beträgt mindestens 105 Euro, bei einer Beschäftigungsquote von unter 2 % beläuft sie sich zum Beispiel auf 260 Euro.

Viele Unternehmen zahlen lieber die Ausgleichsabgabe.
In meinen Augen ist die Arge eine Verwaltung und genau das wird getan, es werden die Arbeitssuchenden verwaltet, zu viel mehr haben die Mitarbeiter auch keine Zeit. Man sucht nach Wegen die Statistik zu verschönern und da sind anscheinend jede Mittel recht.
Lieber gängeln und fordern, als wie fördern und unterstützen.
Hartz4 hat aber auch für Arbeit gesorgt, vorallem bei den Sozialgerichten, ein unausgegorenes Konzept, das wesentlich schlechter als die abgelöste Lösung ist. Meines Erachtens, wußte der Erschaffer Hartz ganz genau, was er damit bezwecken wollte, im Sinne der Arbeitgeber.

Sozialpolitische Komponente, für einen nachhaltigen Integrationserfolg unerlässlich, treten völlig in den Hintergrund. Dezentrale und lokale Handlungsspielräume werden durch zentrale Vorgaben und Durchgriffe beschränkt. Dabei bleibt häufig die individuelle und passgenaue Hilfe auf der Strecke. Es gibt nicht viele Mitarbeiter, die eine humane Praxis gegenüber ihrer Klientel walten lassen.

14.04.09, 09:57:18

Hans

Der Hartz hat schon immer für die gearbeitet, die Zahlen, auch als Betriebsrat.
Beim Arbeitsamt wurde mir schon mehrmals:
eine mögliche Ausbildungsstelle,
eine Facharbeiterstelle,
also Arbeit nicht zugewiesen.
So heißt der Verein, der seit Hartz auch Gewinne macht,
bei mir Arbeitsverhinderungsamt.
Meine guten Jobs hatte ich durch mündliche Bewerbungen
oder Empfehlungen über Privat.
An der Tankstelle wurde ich von meinem letzte Chef angesprochen,
ob ich für ihn arbeiten möchte.
Wenn Du Arbeit suchst, was machst Du da beim Arbeitsamt?

 
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