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Gewohnheit ist Folge weiblicher Gene?

original Thema anzeigen

22.10.07, 15:52:44

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Autisten wird nachgesagt in Gewohnheiten zu leben. Baron-Cohen stellte die These auf Autismus liege an einer besonders hohen Konzentration männlicher Geschlechtshormone. Wenn Gewohnheit nun aber auf weibliche Gene zurückzuführen ist, spricht das nicht gegen diese These?

Zitat:
[...]

Jane Taylor und ihre Kollegen nutzten diese Mischwesen [genetisch weibliche Mäuse mit männlichen Geschlechtsmerkmalen und andersrum] für ein faszinierendes Experiment. Sie trainierten Tieren aller vier Geschlechtskategorien die Selbstbedienung an einem Futterautomaten an. Später injizierten die Forscher den Mäusen nach jeder Maschinenmahlzeit eine kleine Dosis Lithiumchlorid. Das Salz löst Übelkeit aus und sollte so den Versuchstieren das Futtern am Automaten verleiden. Dies geschah wie erwartet, doch nicht bei allen in gleicher Weise.

Nach kurzer Gewöhnung ließen sich normale Weibchen und Doppel-X-Männchen die neue Neigung zum Fastfood deutlich schwerer wieder austreiben als die Besitzer eines Y-Chromosoms. Unabhängig davon, ob sie über männliche oder weibliche Organe und die damit verbundenen Hormonhaushalte verfügten. XX-Mäuse legten sich also schneller eine Gewohnheit zu als ihre XY-Artgenossen und waren schwieriger zu entwöhnen.

Quelle
23.10.07, 22:27:10

uppsdaneben

Gewohnheiten sind sehr artspezifisch. Ich habe Probleme damit, Mäusen und Primaten das gleiche Sozialverhalten zu unterstellen.
15.07.10, 12:13:34

haggard

hatte vor einiger zeit einige interessante artikel gelesen, die ich meines wissens nach nicht verlinken kann.

jedoch wurden studentische probanden in zwei experimenten stresssituationen ausgesetzt.
unter stresseinfluss verhielten sich frauen defensiver/vorsichtiger als männer, wenn es um risiko-entscheidungen ging.
wie die mäuse in den versuchen persönlich die tests oder noch andere vorhergehende testungen empfanden, ist unbekannt. vielleicht hatten die xx-mäuse die entscheidungen als risiko eingestuft?

interessant jedoch war ein anderer versuch - mit gleicher stresssituation und scheinbar anderen studenten. diejenigen, die stress ausgesetzt waren und quasi fast food als belohnung erhielten, entwickelten scheinbar schnell die gewohnheit, in/bei/nach/durch stresssituationen zu quasi fast food zu greifen - auch wenn sie bereits vollkommen gesättigt waren.

wenn man also den faktor stress betrachtet und bedenkt, dass autisten in ruhephasen von anderen beobachtbar "entwicklungsschübe" vollziehen, autisten nach eigenen angaben erst in phasen von ruhe ausreichend erlebtes verarbeiten können etc., sollte dem viel mehr beachtung seitens der fachwelt um autismus beigemessen werden.

es ist nur schade, dass autisten solches zwar auch aus eigenem erleben heraus angeben können - doch das scheint bei nichtautisten irgendwie keinen wert zu besitzen.

wenn nun besonders stark gestresste (was auch individuell unterschiedlich sein kann) autisten als LFA erscheinen und sie sich mit zeit, wenn eventuell ruhephasen effektiv genutzt werden können, nach und nach den "status HFA" erreichen, sollte der umstand "stress" und der nutzen "ruhe" mal für diejenigen überdacht werden, die als hoffnungslos abgeschrieben wurden oder bei denen sich eltern als gute entscheidungsträger feiern, wenn sie ihre diese kinder in heime gegeben haben, bei denen es vielleicht trotz aller umstände stressärmer zugehen könnte als im privaten umfeld.

vielleicht ist es zu einfach, als dass es als wahr angenommen werden könnte, doch für mich persönlich ist autismus noch immer stressintoleranz bzw. was andere als autismus definieren aufgrund äußerlich beobachtbarer verhaltensweisen.
15.07.10, 21:44:32

Quadriga

geändert von: Quadriga - 15.07.10, 21:47:39

Ich stimme azrael(s) (Gedanken) darin weitgehend zu. Wenn man Stress ausgesetzt ist, braucht man faktisch gesehen auch mehr Energie, um aktiv etwas machen zu können (ist bei mir zumindest so; Stress ist ein "Leistungskiller"; ich werde dadurch nicht schneller, was viele dadurch erreichen wollen, sondern langsamer bis hin zur kurzeitigen Handlungsunfähigkeit.). Wenn man aufgrund häufigen Stresses nach und nach auf ein kritisches Energielevel kommt, muss man quasi "sparsamer" werden. Durch Routinen und Gewohnheiten kann man sehr effektiv sparen, da man dabei nicht mehr allzuviel nachdenken muss, sondern die Dinge einfach aus der Routine heraus macht. Man vegetiert dann zwar nur so dahin, ohne viel Energie, in seinen Gewohnheiten, aber auf Dauer gesehen reicht auch das nicht mehr aus, um das Erreichen des Null-Punktes der Energie bei Dauerstress zu verhindern.
 
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